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Leben auf anderen Sternen?

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Das sagen die einen: Die Frage, ob es auch anderswo als auf unserer Erde Leben gibt, ist heute keine Frage mehr. Zweifellos entstand Leben nicht nur auf unserem Planeten. Auf Grund von Versuchen, die in den letzten Jahren unternommen wurden, ist es zumindest wahrscheinlich, daß sich Leben überall entwickelt, wo die Voraussetzungen dafür gegeben sind, und dies ist zweifellos auf vielen Himmelskörpern der Fall. Zweitens aber hatten irdische Wissenschaftler sogar bereits Gelegenheit, die Überreste von Organismen, die irgendwo im Kosmos, auf einem fremden Himmelskörper, gelebt haben, unter dem Mikroskop zu betrachten.

Manche gehen sogar so weit, zu sagen: Auch die Frage, ob es anderswo als auf unserer Erde intelligentes Leben gibt, ist eigentlich keine Frage mehr. Der Mönch Giordano Bruno wurde 1600 verbrannt, weil er die Behauptung wagte, es könne nicht nur, sondern es müsse sogar auf anderen Himmelskörpern Wesen geben, die uns gleichen. Heute gibt ihm eine von mehreren ernstzunehmenden Wissenschaftlern angestellte statistische Berechnung auf der ganzen Linie recht.

Die anderen aber erklären: Niemand kann sagen, ob die Entstehung des Lebens ein einmaliger Vorgang im Kosmos war oder nicht. Niemand kann sagen, ob es noch irgendwo Leben, niemand kann sagen, ob es auf irgendeinem anderen Gestirn intelligentes Leben gibt.

Hier soll keine Stellung bezogen, sondern einfach berichtet werden, welche Argumente jene ins Treffen führen, die da behaupten, außerirdisches Leben sei nicht nur möglich, sondern sogar mindestens wahrscheinlich.

Die Trümmer des Meteoriten

Drei amerikanische Wissenschaftler (Nagy, Meinschein und Hennessy)- untersuchten eine winzige, vorn amerikanischen Museum für Naturgeschichte zur Verfügung gestellte Probe des Orgueil-Meteoriten, der in der Nacht des 14. Mai 1864 über Südfrankreich mit einem solchen Knall zerplatzt ist, daß man es 120 Kilometer weit hören konnte, und dessen Trümmer später über den ganzen Erdball verstreut wurden, denn Museen in aller Welt haben Stücke dieses Meteoriten erworben.

Trümmer des Orgueil-Meteoriten sind besonders kostbar, denn es handelte sich hier weder um einen der verhältnismäßig häufigen steinernen noch um einen der viel selteneren eisernen, sondern um einen der ganz besonders raren, sowohl aus Stein als auch aus Eisen zusammengesetzten Meteoriten. Der Orgueil-Meteorit ist ein sogenannter „chondrischer“ Meteorit und enthält Stoffe von allergrößtem Interesse für die organische Chemie.

Die drei Wissenschaftler werden von einer amerikanischen Erdölfirma großzügig gefördert. Nachdem die Wissenschaft im Lauf der Jahrzehnte eine Reihe wunderschöner, plausibler Erklärungen für die Entstehung des Erdöls erarbeitet und wieder verworfen hat, ist man wieder einmal an einem Null- oder wenigstens an einem toten Punkt angelangt. Man hat 1954 bei Bohrungen im Golf von Mexiko Proben von Kohlenwasserstoffen ans Tageslicht befördert,

die nicht mehr als 15.000 Jahre alt sind und trotzdem den „uralten“ Kohlenwasserstoffen im Erdöl außerordentlich ähneln. Ist wieder einmal alles falsch, was man für wahr gehalten hat? Ist es gar nicht so, daß die Entstehung des Erdöls Jahrmillionen dauert? Eine Frage von größter praktischer, wirtschaftlicher Bedeutung für die Menschheit. Bestimmte „chondrische“ Meteoriten enthalten ebenfalls interessante Kohlenwasserstoffe. Die Chemiker wittern ein neue Fährte und geraten an den Orgueil-Meteoriten.

Der Mikrobiologe Dr. George Claus sieht sich mit dem Elektronenmikroskop aufgenommene Bilder einiger Gesteinsschnitte an — sie stammen vom Orgueil-Meteoriten. In diesem Augenblick explodiert sozusagen eine Bombe, ein Zeitzünder aus dem Weltraum, der Jahrzehnte in der Vitrine eines Museums gelegen ist, und er zerschmettert einige festgefügte Vorurteile. Mindestens sieht es ganz danach aus.

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