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Meine Tage im SMZ-Ost

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Es gibt welche, die waren eine männliche Kriegsbraut. Ich bin ein öffentlicher Spitalspatient. Wieder einmal - jetzt wär's aber genug, bitte schön - muß ich ein paar Tage im Spital liegen, meine Blasen-; steine werden delogiert.

Im Donauspital, das ich schätze und wo ich mich gut aufgehoben fühle, herrscht ein für ein Krankenhaus seltenes Klima. Man ist familiär, sozusagen, und nicht vorgedruckte, sondern tatsächliche Menschlichkeit wird hier praktiziert.

Die einzigen, die da nicht ganz mitspielen, sind - no wie denn nicht - die Mit-Patienten. Da kann's schon vorkommen - ist auch vorgekommen -, daß ein schelmisch grinsender Dickbauch meint: ja, ja, Herr Professor, Sie sehen, da nutzt die ganze Prominenz nix - g'schnitten wird mit demselben Messer.

Eine Frau steht plötzlich vor meinem Bett und legt mir einen kleinen Wurschtl auf die Bettdecke. Ich tue so, als ob ich schliefe, da rüttelt sie mich und meint: des is a Glück - des werd'n ma meine Nachbarn nie glauben, daß ich Ihnen im Bett g'sehn hab'. Könnend ma für de a Autogramm geben? Daß's mas glauben müassn. Geht zur Tür, öffnet sie und ruft auf den gut bevölkerten Gang hinaus: Kommt's her, da drin liegt der Muliar, schaut's eam euch an!

Heiterkeit ist in den Deix-Gesich-tern zu erkennen. „Is der Bexi a do, oder liegt der im Tierspital?" fragt einer. Eine andere Mitleidende meint: Also ich seh' Ihnen so gern, wann'S Theater spielen. Mit'n Volkstheater in Jedlersdorf. Fein, sag ich, das freut mich sehr, und weise nicht auf die Tatsache hin, daß ich dort zum letzten Mal vor 34 Jahren gespielt habe. Es muß also die Vorstellung - und natürlich ich! - einen unerhörten Eindruck gemacht haben. Das freut mein altes Herz und befördert sicher die Genesung. Ich hab' mich daran gewöhnt, daß mein Blutdruck in einer Stunde dreimal gemessen wird und jedesmal - so variabel bin ich -schwankt, wie ein Angetschecherter vor Ludl's Weinstadl bei mir zu Hause.

Schichtwechsel der Schwestern, der Arzt für Unterleibs-Zores, der Professor für Innere Angelegenheiten.

Jeder will's genau wissen. Ich weiß auch schon, was 150:88 auf Philippinisch, Indisch, Kroatisch und Polnisch heißt. Deutsch kann ich ja selber. Witze kursieren im SMZO (Sozialmedizinisches Zentrum Ost). Wie verabschiedet sich der Urologe vom Patienten? Ich verpiß mich jetzt. Wie ein Gynäkologe von einer Untersuchten? Ich schau bald wieder herein und so fort.

Da hat's der Abgeordnete Haupt besser. Der darf wieder Tierarzt sein und muß sich von seinen Patienten nicht verabschieden. Außerdem hat er jetzt Zeit, darüber nachzudenken, ob das auch älter werdende Schlitzöhr-chen aus dem Tal der Bären uns wirklich nie belogen hat.

Also, Freunde, ich finde, das heißt, ich konnte mich davon überzeugen, daß der Fasching uns seine Glanzlichter nicht nur am Opernball, in Villach und bei den Zuckerbäckern strahlen läßt, auch im Donau-Spital des Herrn Professor Tragi herrschen der Jubel, der Trubel und die Heiterkeit. Es geht nicht so turbulent zu wie bei manchen Sitzungen unseres Nationalrats, aber für Normalbürger, wie ich einer bin, reicht es.

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