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Ver nichtungstrabanten

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Zur selben Zeit, da in wissenschaftlichen Kreisen wieder über den Strahlungsdruck und die damit verbundene Frage der Herkunft von Lebenskeimen diskutiert wird und nachgewiesen wurde, daß gewisse Stoffe auch die Temperaturen des Alls auszuhalten imstande sind, kommt — als sei schon wieder zu viel über das Leben gehandelt worden — die Nachricht, daß im Jahresbericht des amerikanischen Verteidigungsministers James V. Forrestal zum ersten Male Pläne erörtert wurden, das Weltall selbst in die moderne K r i e g s f ü h r u n g einzubeziehen. Um im entscheidenden Falle, so heißt es, möglichst viele Ferngeschosse starten lassen zu können, werden Atombomben in großer Zahl in Erdtrabanten verwandelt. Sofern diese die notwendige Geschwindigkeit von 41.000 Kilometer erhalten und so aus dem Bereiche der Erdanziehung gelangen, müssen die künstlichen Monde die Erde umkreisen. Mit Radar können diese Körper unter Kontrolle gehalten werden, und man erwägt allen Ernstes die Schaffung von außerweltlichen „Plattformen", deren Montage nur 66 Tage dauern würde. Diese interplanetarischen Basen sollen in einer Entfernung liegen, die ungefähr neun Zehntel des Abstandes der Erde vom Mond ausmachen. Die Verbindung der Erde mit jenen Plattformen würde durch Funk und Raketen unterhalten werden. Die Bestimmung dieser neuen Trabanten sei eine mehrfache: einmal die Fernlenkung von Geschossen, die Atombomben befördern, dann die dazugehörigen Beobachtungsstellen für Atomexplosionen auf der Erde; schließlich die Anbringung von Riesenspiegeln, welche die Sonnenstrahlen einfangen und sie auf feindliche Ziele reflektieren. Nur so ganz nebenbei ist von meteorologischen Zwecken die Rede.

Wo sind die utopischen Phantasien eines Jules Verne geblieben! Damals hatte man noch den Ehrgeiz der Erforschung fremder Lebenszustände. Und darum scheinen die neuen Untersuchungen über den Ursprung des Lebens überholt; es handelt sich jetzt um den — Ursprung des Todes. Die irdischen Möglichkeiten dürften zu geringfügig sein; so geht der Mensch an die Schaffung neuer Gestirne — bis er an der eigenen Überheblichkeit zugrunde gegangen sein wird.

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