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„... was wir mit Menschen nie machen würden”

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DIEFURCHE: Was ist Klonen? Günther Kreil: Beim Klonen handelt es sich nicht um Gentechnik. Die Methode besteht darin, daß man aus Eizellen den Kern herausnimmt und in eine andere Zelle einsetzt. Bei embryonalen, also jungen Zellen macht* man das bei Fröschen, Mäusen und zum Teil auch bei Schafen schon länger. Neu ist, daß es erstmals mit dem Kern von einem adulten Schaf gelungen ist. Es ist eine sehr aufwendige Methode mit vielen Ausfallen. Aber längerfristig wäre es vorstellbar, sehr wertvolle Tiere auf diese Weise zu klonen, um so identische Kopien herzustellen.

DIEFURCHE: Wann würde sich das lohnen?

KREIL: Bei einem Bennpferd vielleicht, das viel Geld verdient (lacht). Oder bei diesen Schafen aus Schottland. Dort gibt es nämlich auch trans-gene Schafe, bei denen ein Gen in den Kern der befruchteten Eizelle injiziert wurde. In der Milch dieser Schafe gibt es hohe Konzentrationen von Eiweißmolekülen, die für die Humanmedizin interessant sind. Solche Tiere sind enorm wertvoll und es besteht hohes Interesse, sie jetzt in dieser Weise Monieren zu können.

DIEFURCHE: Besteht nicht die Gefahr des Mißbrauchs, im Extremfall der Anwendung bei Menschen?

KREIL: Die „Gefahr”, daß diese Technik auf den Menschen übertragen wird, halte ich für nicht realistisch. Zunächst haben wir Gesetze, die das verbieten. Es gibt aber auch einfache praktische Argumente: man braucht sehr viele Eizellen. Und man muß viele derartige Experimente machen, also viele Kerne aus Eizellen entfernen. Man würde Dutzende von Frauen brauchen, die bereit wären, sich diese Eizellen implantieren zu lassen und dann die Babies auszutragen. Es gäbe viele Ausfälle, es würden Krüppel auf die Welt kommen. Und dann eben vereinzelt, so wie bei diesem Schafexperiment, das Kind, das dann genetisch identisch ist.

dieFurche Auch bei der Ultraschallmethode dachte man nicht, daß man einmal Buben oder Modelten selektieren könnte ...

KREIL: Das sind geradezu stereotype Beaktionen, wenn irgendwas im Zusammenhang mit Beproduktionsbio-logie oder Gentechnik gemacht wird. Daß man dann sagt, um Gottes Willen, wir werden das auch beim Menschen machen. Ich halte das für keine richtige Schlußfolgerung, weil wir machen seit Jahrtausenden Dinge mit Tieren, die wir mit Menschen nie machen würden. Schauen Sie sich an, was die Hundezüchter seit Hunderten Jahren tun. Die haben die bizarrsten Phänotypen herangezüchtet, glücklicherweise war es immer verboten, so was beim Menschen zu machen. Und davon kann man ausgehen, daß dies auch weiter so sein wird.

DIEFURCHE: Wenn transgene Tiere kopiert werden, ist dies nun eine Kombination von Gentechnik und Klonen? kreil: Das ist richtig. Aber zunächst muß man es auseinanderhalten: das eine ist die Klonierung, da werden einfach Kerne übertragen, das hat nichts mit Gentechnik zu tun. Man kann natürlich auch einen Kern aus einem transgenen Tier - einem Tier also, das zuvor durch gentechnische Methoden verändert wurde - übertragen. W7enn ich nun aus diesem Tier einen Zellkern nehme und zum Klonieren verwende, habe ich ein transgenes Tier kloniert: also insofern hängen die beiden zusammen.

DIEFURCHE: Was sagen Sie zu Dolly?

KREIL: Hochinteressant. Es war relativ unerwartet, daß dies mit dem Kern aus der Zelle eines erwachsenen Tieres funktioniert. Das ist ein großer Fortschritt, weil man bei einem erwachsenen Tier alle Eigenschaften kennt und man dann eben entscheiden kann, ob dieses Tier interessant genug ist, davon eine Kopie zu machen. Und wir müssen nun das genetische Material nicht mehr über die sexuelle Fortpflanzung vermehren, wo es ja zu • Durchmischungen kommt.

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