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Anleger lauern auf Zinssenkung

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Die Investoren im In- und Ausland sind für 1994 positiv gestimmt.

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Die Investoren im In- und Ausland sind für 1994 positiv gestimmt.

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Aktienmärkte gelten als Spiegelbilder der wirtschaftlichen Situation der jeweiligen Länder — als sensible Barometer, die künftige Entwicklungen bereits Monate davor vorwegnehmen.

Der Wiener Börsekammer Index (WBKI), der alle inländischen Aktien beinhaltet, die im Amtlichen Handel der Wiener Börse notieren, zeigt im laufenden Jahr eine überaus erfreuliche Entwicklung. Der WBKI kletterte von einem Indexwert von 348,46 Punkten Ende Dezember des Vorjahres auf 446,59 Punkte am 26. November 1993. Dieses Plus von 28 Prozent beinhaltet bereits die Erwartungen der Anleger in den Markt für das kommende Jahr 1994: Die inländischen und internationalen Investoren sind also für 1994 positiv gestimmt.

Empirisch gesehen fanden Aktienaufschwünge immer in Phasen rezessiver Tendenzen (in einer solchen Phase befinden wir uns zur Zeit noch) statt. Um die Wirtschaft anzukurbeln, werden Zinssenkungsmaßnahmen gesetzt, die auch den Aktienmarkt beflügeln. Denn bei einem niedrigen Zinsniveau ist eine Geldveranlagung in Aktien im Vergleich zu anderen Veranlagungsformen natürlich attraktiver. In weiterer Folge werden diese Impulse, die von der Zinssenkung ausgehen, durch erste Verbesserungen der Konjunktur beziehungsweise der Unternehmen abgelöst. Neben dem niedrigen Zinsniveau erhält somit der Aktienmarkt zusätzliche Unterstützung von dieser Seite.

Dieses Szenario kann man auch in der gegenwärtigen wirtschaftlichen Situation Österreichs beobachten: neben der zu erwartenden Erholung der Unternehmen spielen die Zinsen eine maßgebliche Rolle. Der seit September 1992 eingeleitete Zinssenkungstrend am Geldmarkt wird auch in den kommenden Monaten aufrecht bleiben und nach wie vor eine treibende Kraft für die Entwicklung am Aktienmarkt darstellen. Denn besonders dieser Erwartung weiterer Zinsrückgänge kommt für die zukünftige Kursentwicklung eine wesentliche Bedeutung zu.

Abgesehen von den direkten fundamentalen Einflüssen tiefer Zinsen - zum Beispiel auf die Finanzergebnisse oder das Investitionsverhalten der Unternehmen - ergibt sich auch zunehmend die Frage nach Alternativen von Geldveranlagungen. Noch sind hohe Beträge am Geldmarkt geparkt, die jedoch bei weiteren Zinssenkungen auf die Aktienmärkte ausweichen werden.

Auch mit der Steuerreform wird ein tiefgreifender positiver Schritt gesetzt. Der Wegfall der Vermögensteuer und der Gewerbesteuer ist zweifelsohne der Hauptpunkt dieser Reform mit weitreichenden Auswirkungen auch auf die Wiener Börse. Denn die Steuerreform bewirkt bei vielen Unternehmen eine Ergebnis-Verbesserung.

Weiters wird für Familienunternehmen der Gang an die Börse erleichtert. Somit wird die Wiener Börse für eine Vielzahl von österreichischen Unternehmen attraktiv, die ihre Eigenkapitalbasis stärken wollen. Denn gerade im Zuge des verschärften Konkurrenzkampfes müssen von den Unternehmen aktiv neue Marktchancen gesucht werden, um sich gegenüber den Mitbewerbern behaupten zu können. Und die Wiener Börse bietet hier eine optimale Möglichkeit, das für Innovationen und Expansionen benötigte Kapital aufzunehmen.

Der Autor ist Präsident der Wiener Börsekammer.

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