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Ansturm auf die Schuldnerberatungen

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Der Schuldenstand der österreichischen Haushalte betrug 1992 stattliche 466 Milliarden Schilling. Auffallend dabei ist: Die durchschnittliche Gesamtverschuldung der Haushalte ohne Kinder liegt mit 357.000 Schilling deutlich niedriger als bei Haushalten mit Kindern mit 415.000 Schilling.

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Der Schuldenstand der österreichischen Haushalte betrug 1992 stattliche 466 Milliarden Schilling. Auffallend dabei ist: Die durchschnittliche Gesamtverschuldung der Haushalte ohne Kinder liegt mit 357.000 Schilling deutlich niedriger als bei Haushalten mit Kindern mit 415.000 Schilling.

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Bundesweit sind 100.000 Haushalte (ehemalige selbständige Personen wurden aus der Berechnung herausgenommen) überschuldet.

Der Ansturm bei den Schuldnerberatungsstellen beispielsweise der Stadt Wien ist gewaltig. Die Zuwachsrate allein in den ersten drei Monaten des Jahres 1993 betrug 25 Prozent. Hilfesuchende müssen bereits rund zwei Monate warten, bis der erste Gesprächstermin zustande kommt.

Die erschreckenden Zahlen, hinter denen natürlich mitunter dramatische Menschenschicksale verborgen sind, erweisen sich bei geändertem Blickwinkel allerdings als weniger arg, als im ersten Augenblick angenommen:

Im internationalen Vergleich schneidet Österreich gut ab. In vielen Ländern sind private Haushalte viel mehr verschuldet. Nur ein Prozent der Kredite zieht Exekutionsverfahren und sonstige Probleme nach sich.

Mit 1. März 1992 sind die untersten Pfändungsgrenzen hinaufgesetzt worden: Vor dem Datum belief sich die Summe auf 3.700 Schilling, danach mindestens 7.000 Schilling, sodaß in der Regel Miete, Energie und die einfachsten Lebenserhaltungskosten bestritten werden können.

Die neue Exekutionsordnung brachte es mit sich, daß die Banken - vornehmlich die großen Institute - mehr Wert auf genauere Bonitätsprüfungen legen. Das führte zwar einerseits zum Rückgang von,.Risikokrediten", doch erschwerte es auch Menschen den Zugang zu jenen Chancen, die mit dem Aufnehmen von Krediten verbunden sind. Die meisten heimischen Kredite werden für die Schaffung beziehungsweise Ausgestaltung von

Wohnraum verwendet. Rene Alfons Haiden, Generaldirektor der Bank Austria, nennt folgendes Beispiel: „Einem Schuldner, der für zwei Kinder und eine Ehegattin unterhaltspflichtig ist, verbleibt bei einem Monatsnettoeinkommen von 18.000 Schilling ein pfändungsfreier Betrag von 15.160 Schilling. Hat derselbe Kunde aber nur ein Monatseinkommen von 12.000 Schilling, dann ist er von einer qualifizierten Kreditaufnahme .ausgegrenzt', da 11.560 Schilling unpfändbar sind." Dieser Mensch wird also der Risikogruppe zugeschlagen und wird es viel schwerer haben, noch einmal ein Leben mit Aussichten auf angemessenen Wohnstandard zu erreichen.

Gibt es Maßnahmen, um die Menschen vor Überschuldung tatsächlich zu schützen? Bei Betrachtung der Umstände, wie Schuldenberge entstehen, zeigt sich, daß Eigenverschulden (es wird aus dem Bauch heraus konsumiert) und Änderungen des Lebenslaufs (Geburt von Kindern, Scheidung/Trennung, unverschuldete Arbeitslosigkeit und Krankheit, Tod des Lebenspartners) die Hauptursachen sind.

Auch wahre Animationskünstler auf Gläubigerseite tragen das ihre bei: Hauptsächlich Versandhandel und Vertreter beim Türkauf sind in ihren geschickt gemachten Strategien in der Lage, das Hirn auszuschalten. Und ausgerechnet der Versandhandel, der auch Bargeld auf Bestellung anbietet, hat am stärksten auf die neue Exekutionsordnung reagiert: Bei Zahlungsunfähigkeit werden Betrugsanzeigen eingebracht. Schuldnerberater fordern daher noch sorgfältigere Prüfung der Bonität, Personen ohne eigenes Einkommen sollen keine Bürgschaften unterschreiben dürfen, sowie rasche Verabschiedung der Konkursord-nungs-Novelle (Privatkonkurs). Gleichzeitig müßte eine freiwillige Selbstbeschränkung erreicht werden: Auf manche Zielgruppen müßte der Versandhandel überhaupt verzichten.

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