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Anti-Kitschee

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,Jch schäme mich nicht, ein bißchen Nationalgalerie zu spielen", sagte vor kurzem Wiens Konzerthaus-Chef Alexander Pereira anläßlich der Präsentation seines Musikfest-Programms im Rahmen der Wiener Festwochen 1987. ,Jmmer nur auf das Klischeebild ,Sängerknabe auf Lipizzaner, Sachertorte essend’ zu setzen, ist unerträglich. Das macht alles kaputt. Wir müssen viel mehr .lebendiges Osterreich’ vorzeigen!"

Sieht man sich im Wiener Konzertleben um, steht Pereira damit als Rufer in der Wüste da. Während andere — die Musikalische Jugend nicht ausgenommen — immer wieder bequeme, ausgetretene Wege gehen, zeigt er Mut für Großprojekte - Titel wie Massenets ,JLe Cid", Salieris ,Axur", Glucks „Telemaco". Fux’ „Orfeo" stehen da für viele andere Ausgrabungen.

Man muß Pereira bestätigen: Ideen sind im Konzerthaus keine Mangelware. Er fördert das Herauskristallisieren von Strukturen — soeben hörte man etwa Mahlers „Fünfte" unter Giuseppe Sinopo-li im Rahmen eines Gastspiels des Philharmonia Orchestra London. Weitere Mahler-Symphonien folgen unter Abbado, Pretre, Inbal, Maazel. Er hat Mut zur Darstellung ungewöhnlicher Themen -Festwochenthew.a 1989 ist ,My-thologie". Und mit seinen Zyklen ,Mozart", „Osterreich — heute" oder ,Musik im Gespräch" hat er unerschöpfliche Bereiche erschlossen, die bislang meist zufällig dargestellt wurden.

Daß das Publikum diese Entwicklung akzeptiert und so zahlreich wie schon lange nicht ins Konzerthaus pilgert, kann Pereira auf seinem Weg nur bestärken.

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