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Antiochenische Kirchen suchen nach Einheit

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Auf Einladung der Stiftung „pro Oriente“ berichtete Metropolit Ignatius Hazim aus Lataque (Syrien) über die „Probleme der Einheit der Kirche aus'antiochenischer Sicht“. Jede der fünf Kirchen im Libanon hat ihre eigene Liturgie, ihre Tradition und auch Varianten im Glaubensbekenntnis. Neben der größten, der mit der katholischen Kirche unierten maronitischen Kirche, zählt die syrisch-orthodoxe Kirche mit 360.000 Gläubigen zu den größten Gemeinschaften. Dieses Patriarchat von Antiochien besitzt 18 Metropolien sowie drei Männer- und zwei Frauenklöster.

Metropolit Ignatius ist sich der Problematik der im Vorderen Orient, hauptsächlich im Libanon und Syrien, herrschenden Zersplitterung wohl bewußt. Der Ausgangspunkt einer neuen antiochenischen Einheit müßte in erster Linie ein synodaler Vorgang sein. Dieser synodale Ausgangspunkt dürfe aber keinesfalls ein juristischer Prozeß sein, sondern müsse eine wahrhafte Suche nach der Gemeinschaft im Glauben und in der Liturgie sein, die auch die kanonische Gemeinschaft der Hirten einschließt. Diese erste Etappe kann nur eine Gemeinschaft der Liebe sein. Immer wieder betonte der Metropolit die pastorale Verantwortung gegenüber dem Volke Gottes. Eine Aussöhnung aber müsse unbedingt über die brüderliche Höflichkeit hinaus-

gehen. Denn die Grundsünde sei allen gemeinsam: „Das Vergessen unserer Brüder.“ Am Ursprung jeder Trennung gab es eine Verletzung des Liebesbandes, welcher dann die Opposition in einer Glaubensformulierung folgte. Dieser doppelte Schaden, statt durch die Liebe der Hirten geheilt zu werden, wurde dann als unheilbar angesehen, und noch auf kanonischer Ebene umgeformt. Wir leben aber im gleichen christo-

logischen Glauben, sagte er. ^Die Lehrfrage war stets nur ein objektiver Vorwand für die Trennung. Die Wiederversöhnung muß auf einer echten „Metanoia“ beruhen. Ein Bischof ist nicht allein ein Bischof, sondern auch Mitglied eines Bischofskollegiums. Dabei heißt Versöhnung nicht aufgesogen werden von einer stärkeren Kirche. Sie muß jeden Pro-selytismus auch hinter den Kulissen ausschließen, meinte der Metropolit. In Antiochien kann eine Kirche nicht mehr das sein, wozu sie berufen ist, wenn sie sich nicht mit ihren Schwesterkirchen am gleichen Ort erneuert. Die Wurzel für eine Verständigung und Aussöhnung ist das synodale Prinzip.

Der Wunsch, daß auch die große katholische Kirche den Pluralismus der kleinen, sehr traditionsreichen Patriarchate, die Vielfalt der Blumen, die in der Geschichte gewachsen sind, anerkennen möge, lag dem Metropoliten sehr am Herzen. Sein Anliegen war es, die diffizile Situation im Vorderen Orient zu schildern, verständlich zu machen und zu publizieren. Drei Jahre hat es gedauert, bis er alle Schwierigkeiten überwinden konnte und der Einladung von „pro Oriente“ folgen konnte. Im privaten Gespräch bedauerte er das Desinteresse und die Verständnislosigkeit, die er in anderen europäischen Ländern vorgefunden hat.

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