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Anziehungskraft für Hobbyurlauber

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Die Geburtsstunde des Fremdenverkehrs im Burgenland läßt sich nicht genau eruieren. Es kann aber davon ausgegangen werden, daß vor knapp mehr als 100 Jahren der Fremdenverkehr im Burgenland schon existent war und seine Spuren hinterlassen hat.

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Die Geburtsstunde des Fremdenverkehrs im Burgenland läßt sich nicht genau eruieren. Es kann aber davon ausgegangen werden, daß vor knapp mehr als 100 Jahren der Fremdenverkehr im Burgenland schon existent war und seine Spuren hinterlassen hat.

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Die Entstehung der Kurorte Bad Tatzmannsdorf und Bad Sauerbrunn lassen sich mit der Entstehung der österreichischen Kurorte durchaus vergleichen. Ebenso vergleichbar ist der kulturelle Fremdenverkehr, der sicherlich im Zusammenhang mit Joseph Haydn und Franz Liszt erkennbar ist. Der Sportfremdenverkehr zeigt gerade im Burgenland sehr frühe Ansätze, ganz besonders in Verbindung mit dem Segelsport, der überhaupt im Burgenland seinen Ursprung in Österreich genommen hat.

Die ersten Entwicklungen eines Fremdenverkehrs stehen mit den vorhandenen Mineral- und Sauerwasserquellen - darunter in Kobers-dorf, Deutschkreutz, Sulz bei Güs-sing, Bad Sauerbrunn und Bad Tatzmannsdorf - in Zusammenhang. Für den Fremdenverkehr im unmittelbaren Sinn entwickelten sich jedoch nur Bad Tatzmannsdorf und Bad Sauerbrunn weiter, die die Zeiten überdauerten und bis heute Zentren einer Fremdenverkehrsentwicklung von Bedeutung sind.

Burgenland = Neusiedlersee

Der Erholungstourismus beziehungsweise Ausflugsverkehr kam erst um die Jahre 1920 bis 1925 so richtig in Schwung. Baden, segeln und wandern - mit diesen Begriffen wurde damals in relativ einfachen; Prospekten für das Burgenland sehr stark geworben. Die staatlichen Stellen beziehungsweise die Großgrundbesitzer waren zu dieser Zeit Förderer von Organisationen und ihren Aktivitäten.

Im Jahre 1924, also fünf Jahre nach der Entstehung des Burgenlandes -der Anschluß an Österreich erfolgte erst 1921 - wurde beim Amt der Bur-genländischen Landesregierung ein Fremdenverkehrsreferat geschaffen. Im Dezember 1924 wurde auch die Erste gründende Vollversammlung des Landesverbandes für Fremdenverkehr im Burgenland durchgeführt. Als Zweck des Verbandes galt, „die Erkenntnis von der Bedeutung und den Vorteilen des Fremdenverkehrs in allen Kreisen der Bevölkerung zu zeigen, andererseits Maßnahmen zu treffen, die auf die Anziehung und Festhaltung des fremden Publikums im Burgenland Einfluß zu nehmen geeignet erscheinen".

Die erste beachtliche Steigerung im Fremdenverkehr erfolgte mit dem Berichtsjahr 1958/59, nachdem die schwerwiegendsten Auswirkungen 'der Besatzung beseitigt worden waren. Seit diesem Jahr ist ein rapides Ansteigen der Fremdenverkehrszahlen im Burgenland zu verzeichnen. Die erste statistische Erfassung von Gästenächtigungen im Burgenland erfolgte übrigens im Jahre 1925/26. Bei einer damaligen registrierten Bettenkapazität von 3.014 zählte man 173.900 Gästenächtigungen.

Interessant ist auch die Zahl der im Jahre 1960 vorhandenen Fremdenbel-ten im Burgenland. Es gab 2.406 sogenannte gewerbliche Betten und 2.387 private. Diese Zahlen erhöhten sich bis zum Jahre 1965 auf 3.496 gewerblich und 3.924 privat.

Bis zum Jahre 1970 herrschte ein Überhang von Privatbetten vor. erst danach stieg das Bettenangebot im gewerblichen Bereich. Im Jahre 1989 gab es im Burgenland eine Bettenkapazität von 21.050 und eine Näch-tigungszahl von 2,057.615. was nur 1.7 Prozent Marktanteil am österreichischen Tourismus ausmacht.

1980 war das Jahr besonderer Aktivitäten bei Hotelneubauten. Es konnten neue Hotels in Eisenstadt und in Rust realisiert werden. Besonders sichtbar steigerte sich das Angebot für den Hobbyurlaub im Burgenland. Reiten, Tennis. Wandern. Töpfern. Malen, Serpentinschleifen sind zu bekannten Begriffen fürs Burgenland geworden.

Die Entwicklung des Welttouris-.rnus erfordert auch für das kleine Burgenland eine Neuorientierung der bisherigen Tourismuspolitik, das Setzen klarere Prioritäten und das Durchsetzen neuer Lösungen.

Die Qualität des Neusiedlersees muß langfristig gesichert werden, denn das touristische Image des gesamten Burgenlandes ist mit dem Neusiedlersee (zirka 70 Prozent aller touristischen Nächtigungen des Burgenlandes entfallen auf diese Region) auf das engste verbunden. Für viele Gäste ist der Neusiedlersee das Burgenland.

Das kulturelle Angebot des Burgenlandes (Haydn-Tage. Landesausstellungen. Seefestspiele Mörbisch, Lockenhaus-Konzerte, Schloßspiele Kobersdorf und anderes) ist eine wichtige Basis für die Bemühungen um eine langfristig verstärkte Tourismusentwicklung des Landes.

Das Gesundheitsangebot im Burgenland mit den natürlichen Heilvorkommen soll in Zukunft noch mehr touristisch genutzt werden. Zu den' bestehenden Kurorten Bad Tatzmannsdorf und Bad Sauerbrunn sollen auch Stegersbaeh und Lutzmannsburg nach den erfolgreichen Thermalwasserbohrungen ein attraktives Angebot sein.

Die Weinwirtschaft soll künftig enger mit dem Fremdenverkehr zusammenarbeiten. Burgenlands Weinbaugebiet gehört zu den dafür prädestiniertesten klimatischen Regionen auf der ganzen Welt. Sport- und Freizeiteinrichtungen sollen in Zukunft vermehrt angeboten werden, da der Trend zu einem aktiven Urlaub geht.

Der Autor ist Kultur- und Fremdenverkehrsstadtrat in Rust am See.

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