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Arafat kämpft weiter

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Nicht die Amerikaner, nicht Israel und nicht die Zioni-sten sind es, die die Einberufung des PLO-Exilparlaments (PNC) seit Jahresbeginn erfolgreich torpediert haben. Vielmehr war dabei der syrische Präsident Hafez AI Assad federführend.

Assad strebt seit langem das alte Groß-Syrien, das Reich der As-sassinen an, den Libanon und den Irak eingeschlossen. Deshalb auch wurden 1983 die Anhänger von PLO-Chef Yasser Arafat im Bekaa-Tal und in den libanesisehen Flüchtlingslagern massakriert. Die eine Million unter Syriens Gebot stehenden Palästinenser werden Tag für Tag drangsaliert.

Unter diesen Umständen ist es für Arafat kein leichtes, eine unabhängige Politik zu verfolgen. Auch hat sein Schulterschluß mit Ägypten einen Sturm im radikalarabischen Lager entfesselt.

Der ägyptische Präsident Hosni Mubarak hat Arafat die längste Zeit zur Anerkennung Israels, zu Verhandlungen mit dem jüdischen Staat und auch zu einer Einigung mit Jordanien geraten. Aber alle Ansätze einer friedlichen Lösung im Nahen Osten bekämpft die syrische Gruppe in der PLO nach Leibeskräften.

Im Nachrichtenmagazin „Afri-que Asie" (Paris) behauptet dessen Herausgeber, daß Amerika und Israel bei der Bekämpfung des Arafat-Lagers in der PLO mit Syrien gemeinsame Sache machen. Alle bisherigen Ereignisse haben allerdings das Gegenteil bewiesen.

Denn angesichts des Bombenterrors, der Milizschlachten, der täglichen Menschenraube und Morde in Beirut müssen sich nämlich Amerikaner und Israelis heute fragen, ob es nicht besser gewesen wäre, wenn die Arafat-Männer als „Ordnungsmacht" in der libanesischen Hauptstadt geblieben wären. Mit ihnen haben US-Emissäre noch verbindlich verhandeln können.

Als nun Anfang November das PLO-Exilparlament - zum zweiten Mal seit Februar 1982 - in Algier tagen sollte, reichte die syrische Hand auch über das Mittelmeer. Das durch die Pakte Oberst Ghaddafis mit Marokko und Frankreich diplomatisch erschütterte Algerien wollte sich in seiner Bedrängnis nicht entscheiden und erbat sich zwei weitere Monate Bedenkzeit.

Dafür ließ die algerische Regierung die Gegner Arafats, die PLO-Rebellen Abou Moussa und Ahmed Jebril, aufmarschieren und im Fernsehen auftreten. Als Bedingung für einen Tagungsbeginn sollte sich Arafat zuerst mit diesen seinen „Todfeinden" arrangieren.

Von seinem Quartier in Damaskus aus setzte daneben der Präsident des PLO-Parlaments, Kha-led AI Fahoum, alle legistischen Schachzüge ein, um die Tagung in Algier, aber auch anderswo zu vereiteln.

Arafat hat daraufhin seinen außenpolitischen Berater, Khaled AI Hassan, in die jordanische Hauptstadt Amman entsandt, um dort die Tagung der PLO vorzubereiten.

Jordaniens König Hussein erklärte sich bereit, die Gastgeberrolle zu übernehmen. Der PLO-Vertreter in Amman, Abu Jihad, hat inzwischen bekanntgegeben, daß die 17. Tagung des palästinensischen Exilparlaments am 22. November 1984 in der Hauptstadt Jordaniens beginnen wird.

Alle Vermittlungsversuche, so der PLO-Vertreter in Amman, zwischen Arafat und den syrisch patronierten PLO-Rebellen seien gescheitert.

Die jordanische Regierung hat— genauso wie die irakische — schon im Vormonat bekanntgegeben, daß man bereit ist, das PLO-Parlament zu empfangen und alle damit verbundenen Vorkehrungen zu treffen. Für Sicherheit ist gesorgt: Arafats Opponenten bekommen keine Einreisevisa.

So sind die Arafat-Anhänger in Jordanien mehr oder weniger unter sich. Und aufgrund ihrer 254 Stimmen ist das Treffen in Amman beschlußfähig und in der Lage, alle syrisch gesteuerten PLO-Widersacher links liegen zu lassen. Eine solche Operation war allerdings schon längst fällig.

Nun kann man gespannt sein, ob auch Israel die auf den besetzten Gebieten wohnenden Mitglieder des Palästinenser-Parlaments nach Amman reisen läßt.

Vor einiger Zeit schon ließen die israelischen Behörden den palästinensischen Bürgermeister von Bethlehem, Elias Frej, nach Amman, danach zu Konferenzen auf höchster Ebene nach Washington, London und Paris reisen. Und in Stockholm hielt Frej eine mutige Rede, in der er sich mit Kritik an Israels Besatzungspolitik nicht zurückhielt.

Aber Frej meinte auch nach seiner Rückkehr nach Bethlehem, daß 1984 vielleicht eines der wichtigsten Jahre für Friedensverhandlungen und die Lösung der Palästinenser-Frage im Nahen Osten sein werde.

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