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Digital In Arbeit

Arbeit eint die Menschen

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Die Sozialenzyklika „La-borem exercens” von Papst Johannes Paul II. setzt wichtige Akzente für das zukünftige Leben in den Bereichen Arbeit und Wirtschaft.

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Die Sozialenzyklika „La-borem exercens” von Papst Johannes Paul II. setzt wichtige Akzente für das zukünftige Leben in den Bereichen Arbeit und Wirtschaft.

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„Laborem exercens” - ein Dokument der Menschlichkeit und des christlichen Einsatzes. In den Kommentaren dazu wurde hervorgehoben: Nach Auffassung des Papstes braucht der Mensch die Arbeit, um sich persönlich zu vervollkommnen und um Mensen , zu sein. Die Arbeit ist nicht nur ein

Mittel zur Schaffung von Gütern, besteht nicht nur aus Dienstleistungen, sondern sie verhilft den Menschen, sich auf menschliche Weise zu entfalten.

• Die Arbeit hat Vorrang vor dem Kapital. Dem Papst ging es dabei nicht um machtpolitische Schlußfolgerungen (z. B. Gewerkschaft, Arbeitgeber), sondern er wollte damit das Menschliche über das Materielle stellen und dem menschlichen Aspekt den Vorrang geben.

# Die Arbeit ist ein Weg zum kulturellen und sittlichen Aufstieg der menschlichen Gesellschaft.

In der Einleitung heißt es: Im Durchschnitt muß sich jeder Mensch durch Arbeit sein Brot verdienen. Der Ausdruck Arbeit wird für jede Art menschlicher Betätigung verstanden im Sinne des Schöpfungsauftrages: „Macht euch die Erde Untertan”. In diesem Sinn ist der Mensch von seinem Ursprung her zur Arbeit berufen.

• Im Abschnitt „Die Arbeit und der Mensch” wird verwiesen auf die Grundlagen von Anthropologie, Geschichte und Psychologie. Der Mensch verwirklicht seine Herrschaft über die Erde durch seine Arbeit.

Technisierung und der große Umfang geistiger Arbeit vermindern körperliche Anstrengung und körperliche Arbeit, daher ist heute die Funktion der Arbeit neu zu entdecken. Auch in der automatisierten und technisch hoch entwickelten industriellen Arbeitswelt bleibt der Mensch das Subjekt der Arbeit.

Alle Instrumente, die der Mensch bei der Arbeit verwendet, sind zuerst Verbündete des Menschen. Eine Gegnerschaft erwächst, wenn die Mechanisierung der Arbeit den Menschen verdrängt. Daher kann einseitige Technisierung dem Menschen die Freude an der Arbeit nehmen, die der Ansporn zur Kreativität und Verantwortung für seine Arbeit ist.

• Ein Weg zu Vermenschlichung der Arbeitsordnung ist die Solidarität der arbeitenden Menschen. Der Arbeitnehmer hat Mitverantwortung am Unternehmen und soll an der Leitung des Unternehmens mit interessiert sein.

# In den Gewerkschaften sieht „Laborem exercens” keinen Ausdruck der Klassengesellschaft und kein Mittel des Klassenkampfes, sondern Bemühungen um soziale Gerechtigkeit, um berechtigte Ansprüche der Arbeitnehmer.

Auch auf diese Weise soll es nicht um einen Kampf gehen, sondern es soll ein Ausdruck dafür sein, daß die Arbeit die Menschen eint.

• Die Lohngerechtigkeit ist wesentlicher Bestandteil der sozialen Gerechtigkeit. Die Gerechtigkeit eines gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Systems ist danach einzuschätzen, wie „die Arbeit ihre angemessene Entlohnung findet”.

Die Zahl der Arbeitnehmer ist in der modernen Industriegesellschaft im Anwachsen, Lohn- und Gehaltsprobleme werden so zu zentralen Fragen der sozialen Gerechtigkeit. „Rerum novarum” und andere große Sozialenzykliken haben dieser Frage bereits großen Raum gewidmet.

Ein Vorwurf wird gegen die Ausführungen in „Laborem exercens” immer wieder erhoben: Die Unternehmer würden zu wenig berücksichtigt. Die Enzyklika „Mater et magistra” hat mehr vom Unternehmer und der Privatinstitution gehandelt als „Laborem exercens”. Letztere will mehr der Arbeit gewidmet sein.

Was den klassischen Kapitalismus angeht und die Verurteilung seiner Auswüchse, so steht die Tradition der katholischen Soziallehre auf der Seite des einzelnen Menschen. So ist sie individualistisch und bietet Zugang zu liberalem Denken. Die katholische Soziallehre lehnt kollektivistisches Denken ab und will kein freiheitsorientiertes Gesellschaftssystem ablehnen, sondern dieses durch eine rechte Ordnung der Arbeitswelt in ihren Grundlagen stärken.

Aus dem Vortrag des Wiener Erzbischofs anläßlich des 100. „Clubs pro Wien”, am 23. Mai 1985.

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