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Arbeitslosigkeit: Die Statistik täuscht

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(et)-Ende April 1991 waren nach Angaben des Sozialministeriums bei den Arbeitsämtern 185.541 Arbeitslose vorgemerkt, das sind um 29.477 oder 18,9 Prozent mehr als vor einem Jahr. Darunter sind 21.231 Ausländer, die auf Beschäftigung warten, und damit einen Anteil von 17,2 Prozent an der Gesamtzunahme der Arbeitslosigkeit halten. (Die Arbeitslosenquote betrug 5,9 Prozent und war damit um 0,8 Prozentpunkte höher als ein Jahr zuvor.)

Von Anstieg der Inländerarbeitslosigkeit (+24.404 gegenüber dem Vorjahr) waren die unter 50jährigen besonders betroffen. Weiters jene mit

höchstens Pflichtschul- oder Lehrabschluß. Nach Branchen aufgeteilt stieg die Arbeitslosigkeit vor allem in den Bereichen Fremdenverkehr, Handel, Metall und Bau (siehe Graphik). Die stärksten Zunahmen der Arbeitslosigkeit gab es nach der Statistik des Ministeriums in Vorarlberg, Tirol, im Burgenland und in der Steiermark.

Verzerrte Statistik

Trockene Zahlen, was sagen sie aus? Diese Zahlen täuschen, kritisierte kürzlich Wolfgang Tritremmel, Leiter der Abteilung Sozialpolitik der Vereinigung Österreichischer Industrieller. Die offizielle Arbeitslosen-

rate von knapp sechs Prozent vermittle einen unvollständigen, ja falschen Eindruck von der wahren Situation. Rechne man allein die vorgemerkten Arbeitskräfte heraus, die bereits eine feste Einstellungszusage haben, betrage diese „bereinigte" Arbeitslosenrate weniger als fünf Prozent. Unter Einbeziehung der als „schwer vermittelbar" gemeldeten Arbeitslosen liege die Rate sogar nur bei der Hälfte des ausgewiesenes Wertes.

Doch auch ein Blick in die Gastarbeiterstatistik zeigt Verzerrungen und Blähungen. Sozialminister Hesoun konnte bereits rund 33.000 „statistischen Leichen" bergen. Sie entstan-

den, weil bisher statt arbeitslosen Personen immer nur Bewilligungen gezählt wurden.Wer also mehrere Arbeitgeber hatte, wurde dementsrpe-chend oft registriert. Auch scheinen etwa 15.000 ausländische Jobsucher in den Karteien auf, die schon längst wieder in ihre Heimat zurückgekehrt sind. *

Diese Zahl wird sich noch erhöhen. Denn bis Ende dieser Woche will Hesoun „ausmisten". Wenigstens „stimmt" dann wieder die Statistik, wenn schon die - trotz Korrekturen nach unten - immer noch hohe Arbeitslosenzahl niemanden ernsthaft aufregt.

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