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„Ariane wird nun erwachsen

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Seit dem 29. Oktober läuft in der Raumstation in Kourou im südamerikanischen Guyana der Countdown. Der vierte und letzte Versuchsstart der europäischen Trägerrakete,.Ariane“ ist für den 14. Dezember geplant. Gelingt er ebenso reibungslos wie der am 16. Juni - mit ihm wurde der Wettersatellit „Meteosat-2“ erfolgreich an den Himmel über Europa ge-heftet -, ist „Ariane“ erwachsen.

Für .Ariane L04“ — die Null bedeutet Teststart, die Vier bezieht sich auf den vierten Versuch - ist wiederum handfeste Nutzlast geplant: der erste der beiden europäischen See-Kommunikations- Satelliten, „Marecs-A“, geht mit auf die Reise.

Er soll, so wie es schon einige Satelliten für die Direktübertragungen von Fernsehsendungen bewerkstelligen, für rasche (ohne Zeitverlust) und verläßliche (möglichst unabhängig von Wetterstörungen im Funk) Verbindung von Schiffen auf hoher See zum Land sorgen. Dies zunächst vor allem für Notfälle. Sein Zwillingsbruder soll mit einem Routineflug der Ariane im kommenden Jahr gestartet werden. „A“ wird über dem Atlantik aufgehängt, „B“ über dem Pazifik.

Die beiden Satelliten, die in Toulouse, Frankreich, den letzten Raum-Tests unterzogen wurden, werden der „Inmersat“, der Internationalen Organisation für See- Satelliten, verleased, sodaß sie auch nichteuropäischen Mitgliedsländern zur Verfügung stehen.

Mit dem vierten Ariane-Flug können ESA (European Space Agency), die europäische Raumfahrtagentur, der auch Österreich angehört, und CNES, Frankreichs Raumfahrts-Institut, beide Eltern der Trägerrakete, einen vollen Erfolg melden. Ab 1981 stehen in Europas Raumhafen im französischen Guyana rein kommerzielle Flüge auf dem Programm (Transportkosten für einen Satelliten etwa 480 Millionen Schilling). Sie werden für europäische, arabische, indische und asiatische Kunden Satelliten auf geostationäre oder mobile Umlaufbahn bringen.

Während die erwachsene .Ariane I“ von einem halbprivaten europäischen Industriekonsortium übernommen wird, läuft das Entwicklungsprogramm für •Ariane II“ und .Ariane III“ bei der ESA auf Hochtouren weiter.

Die neuen Versionen sollen die derzeitige Transportleistung von 1.700 auf 2.300 Kilogramm Nutzlast und mehr hinaufschrauben. In den neunziger Jahren soll dann die bemannte Raumfahrt für Europa spruchreif werden—aber das ist schon .Ariane V“.

Die nächsten beiden Jahre der .Ariane I“-Flüge sind übrigens schon voll ausgebucht, was belegt, daß das nordamerikanische Trägerraketen-Monopol bereits durchbrochen ist.

PS: Die Europäer bleiben allerdings nicht die einzigen, welche die US- und UdSSR-Herrschaft über die Raumfahrt brechen. Die Inder basteln recht erfolgreich — erste Abschüsse sind heuer geglückt- an Trägerraketen, und im September gelang es Rotchina, mit einer Rakete wiederum drei Satelliten auf Umlaufbahn zu bringen, nachdem bereits 1970 der erste abgeschossen worden war. Und Argentinien verhandelt mit der NASA und ESA über Know- how für die Errichtung eines Raumhafens im Süden des Landes. Von dort könnte man neue Satellitenbahnen anpeilen, die über die Polarkappen unserer Erde.

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