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ARM AN GELD, REICH AN ERFAHRUNG

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Als die Türken im Jahre 1543 die alte ungarische Metropole Gran eroberten, floh der damal ige Erzbischof, Paul Vardai, mit seinem ganzen Domkapitel nach Tyrnau (Trnava). Danach wohnten die Erzbischöfe von Gran bis zum Jahre 1822 abwechselnd in Tyrnau und Preßburg (heute Bratislava).

Für Tyrnau hat der aus Siebenbürgen stammende gebürtige Calviner Peter Päzmäny größte Bedeutung. Er konvertierte zum Katholizismus, wurde Kardinal und gründete in Tyrnau 1616das Jesuitenkolleg und 1635 die Universität (für 150 Jahre die einzige in Ungarn) - und 1630 in Wien das bis heute erhaltene Päzmäneum als Seminar für Theologiestudenten.

Zur 1001 vom heiligen Stephan gegründeten Erzdiözese Gran gehörte die ganze Mittel- und Westslowakei, ausgenommen im Nordwesten die schon 880 errichtete Diözese Neutra (Nitra). 1776 gliederte Maria Theresia aus der Erzdiözese Gran drei neue Diözesen aus: Neusohl (Banskä Bystrica), Rosenau (Roznava) und Zips (Spis).

Der erste Weltkrieg führte zur Teilung der Erzdiözese Gran, der nördliche, slowakische Teil wurde 1922 zur Apostolischen Administratur Tyrnau unter dem späteren Titularbischof Paul Jantausch.

1977 errichtete Papst Paul VI. die slowakische Kirchenprovinz. Zur Metropolie Tyrnau gehören alle übrigen Diözesen der Slowakei. Tyrnau ist die größte Diözese der Slowakei, etwa 20 Prozent der 435 Pfarreien sind unbesetzt.

Nach der Novemberrevolution 1989 tauchten mehrere Orden und Kongregationen aus dem Untergrund auf. Besonders die Jesuiten, Salesianer, Kapuziner, aber auch die Franziskaner, Lazaristen, Redemptoristen, Piaristen und Dominikaner sind in der Diözese tätig. Sitz der Theologischen Fakultät ist Preßburg. Es gibt mehrere katholische Zeitschriften und Verlage. Beispiele sind der traditionsreiche Verlag des Vereins des heiligen Adalbert, aber auch der Verlag der Jesuiten und der neugegründete Verlag Luc (Strahl).

Das ehemalige Regime hat etliche Fakten verschwiegen oder verdreht. So wird man erst nach der Auswertung der ersten freien Volkszählung über die Religionszugehörigkeit Genaueres wissen. Daß Pfarren nicht besetzt sind, liegt jedenfalls auch daran, daß das Regime in der Vergangenheit die Zahl der Theologiestudenten begrenzt hat.

Über die Zusammenarbeit der Nachbarerzdiözesen Wien und Tyrnau könnte man leicht viel schreiben, aber ebenso leicht riskiert man dabei, etwas zu vergessen. Fest steht, daß die Kontakte nach dem Fall des Eisernen Vorhangs wirklich rege sind, sei es auf der Ebene der Ordinarien -Kardinal Hans Hermann Groer und Erzbischof Jan Sokol - oder auf anderen Ebenen (Priester, Pfarren, Laienbewegungen, Männer, Frauen, Familien).

Es gibt wechselseitige Besuche, Konzelebrationen, gemeinsame Wallfahrten, Treffen und Austausch von Theologiestudenten. Keineswegs sollte die Materialhilfe aus Österreich über den Hilfsfonds vergessen werden, auch nicht die Unterstützung durch religiöses Schrifttum.

Man könnte noch viele weitere Aktivitäten nennen, beispielsweise Veranstaltungen der Wiener Katholischen Aktion mit slowakischen Laienorganisationen oder die Unterbringung slowakischer Kinder in Österreich bei Familien und auf Ferienlagern. Diese vielen indivuellen Kontakte sind nicht überschaubar. Es besteht die berechtigte Hoffnung, daß die angelaufene Zusammenarbeit in Breite und Tiefe fortgesetzt wird.

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