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Ars sacra Austriae
Nicht das Wort allein verkündet den Ewigen, sondern auch das Bild. Auch in Epochen der Religionsgeschichte, in denen die bildliche Darstellung Gottes aus Gründen der unbeschreiblichen Größe des Ewigen ein Sakrileg war, suchte der Mensch nach sinnenhaft beeindruckenden Formgebungen, die das Unaussprechliche erahnen ließen.
Die knieenden Cheruben des Jerusalemer Tempels und der das Allerheiligste verbergende kostbare Tempelvorhang weisen darauf genauso hin, wie die in herrlichsten Farben ausgekachelten Gebetsnischen der Moscheen und die davor schwebenden wertvollen Lichtampeln, die an die Anwesenheit des Schöpfers unter den Menschen erinnern.
Nach dem positiven Ausgang des Bilderstreites wurde jedoch die römisch-katholische Glaubensgemeinschaft zum stärksten Auftraggeber der Künste im Dienst der Kirche. Von der Biblia pauperum angefangen bis zur Cathedra Petri Berninischer Sakralarchitektur wurde die bildende und angewandte Kunst zum Medium der Religion erkoren.
Selbst in den Zweckgegenständen der Liturgie, wie in Kelchen oder Wein- und Wasserkännchen, übertrafen einander Künstler in ihrer Phantasie für Gott und seine Botschaft.
Auf diesem Wege zum Göttlichen soll niemand gezwungen werden, aber durch eine Schulung des menschlichen
Auges für Tiefe und Qualität können sich für den Priester, Gläubigen und Gottsucher Dimensionen eröffnen, die ihm den Zugang zum Irrationalen erleichtern und als eine Realität göttlicher Präsenz erleben lassen.
Die für Österreich seit 1909 bestehende Gesellschaft für christliche Kunst will sich im Dienste des jeweiligen Bischofs und der verantwortlichen Priester bemühen, dem Apostolat künstlerische Qualität zur Verfügung zu stellen und nicht die herrschenden Modeströmungen für die symbolische Darstellung des Ewigen zu verwenden.
1927 hat in der Wiener Secession die letzte im großen Rahmen veranstaltete Ausstellung sakraler Kunst stattgefunden.
Die bedeutendsten Meister der österreichischen Moderne haben das Urthema der bildenden Kunst, die Religion, oft in den Mittelpunkt ihres Schaffens gestellt. Nach den bereits mit dem Direktor des Wiener Künstlerhauses, Otto Staininger, geführten Verhandlungen könnte dieses große Ausstellungsprojekt im Herbst 1983 im Wiener Künstlerhaus starten. Eine sehr bedeutende Ausstellung von Günther Rombold in Linz über das Christus- Bild im 20. Jahrhundert wird noch vorher einen Meilenstein auf diesem Wege setzen.
Die von der Gesellschaft veranstaltete Ausstellung soll den Titel „Ars sacra Austriae - der Beitrag Österreichs zur Christlichen Kunst seit 1945“ tragen und das künstlerische Schaffen aus allen österreichischen Diözesen berücksichtigen. Hinsichtlich der Auswahl der Ausstellungsobjekte soll oberste Maxime ausschließlich das Erfassen des sakralen Themas, verbündet) mit höchster künstlerischer Qualität, sein.
Auch hinsichtlich des umfangreichen Kataloges haben die ersten Verhandlungen bereits Zusagen aktueller Beiträge ergeben. Die theologisch-wissenschaftliche Beratung durch den Salzburger Diözesankonservator Prälat Johannes Neuhardt erweist sich als sehr fruchtbar.
Die österreichische Gesellschaft für christliche Kunst hat es sich aber auch zur Aufgabe gemacht, außer der bildenden und angewandten Kunst auch Musik und darstellende Kunst sowie Literatur, die von christlicher Weltanschauung geprägt ist, einzugliedern.
So werden unter der fachlichen Beratung von Hochschulprof. Walter Veigl (Musik) und Prof. Alfred Focke (Literatur) die Möglichkeiten geprüft, diese Sparten in den Rahmen des Ausstellungsprojektes des Jahres 1983 einzubauen, in dem ja auch ein Katholikentag mit Papstbesuch vorgesehen ist.
Der Verfasser ist Rektoratsdirektor dar Akademie der Bildenden Künste in Wien und Präsident der Gesellschaft für christliche Kunst.
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