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Arzt allein genügt nicht

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Abtreibung - ein alltägliches Geschehen in unserem Land. Wie kann man der Abstumpfung entgehen? Der „Tag des Lebens“ soll allgemein zur Besinnung rufen.

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Abtreibung - ein alltägliches Geschehen in unserem Land. Wie kann man der Abstumpfung entgehen? Der „Tag des Lebens“ soll allgemein zur Besinnung rufen.

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„Dem Leben eine Chance“ - unter diesem Motto steht heuer der „Tag des Lebens“ , den die „Aktion Leben“ jährlich am 11. Mai begeht. Er soll an jenen Tag erinnern, an dem der Nationalrat das Volksbegehren zum Schutz des Lebens abgelehnt hat.

Eine halbe Million Flugblätter sollen verteilt werden. Ihr Hauptanliegen ist es, für eine Verbesserung der Beratungstätigkeit zu werben.

Eine von der „Aktion Leben“ in Auftrag gegebene Untersuchung des Fessel-Instituts hat nämlich ergeben, daß diesbezüglich hierzulande vieles im argen liegt. Zwar gaben 98 Prozent der befragten Ärzte an, bei Konflikt-

schwangerschaften ein Beratungsgespräch zu führen. Dieses beschränkt sich jedoch leider in 93 Prozent der Fälle darauf, medizinische Informationen weiterzugeben. Das mag schon seine Meriten haben, trifft aber zweifellos nicht das, worum es in einer Beratung eigentlich gehen sollte: die menschlichen Probleme.

Nur etwa jeder zweite Arzt legt der ratsuchenden Frau nahe, sich an eine Hilfsorganisation zu wenden, die sich auch tatsächlich um ein Ja zum Kind bemüht. Denn im allgemeinen halten die Ärzte nicht allzu viel von Sozialarbeitern. Vor allem die älteren Mediziner sind skeptisch.

Daher die Fordenmg: Die vom Gesetz verlangte ärztliche Beratung genügt nicht! Denn Abtreibung ist nicht nur ein medizinisches Problem. Wie sehr gerade auch das sozia-

le Umfeld die Entscheidung beeinflußt, zeigen ja nicht zuletzt auch die Antworten der Ärzte (siehe dazu Beitrag auf dieser Seite). Aufgrund ihrer Erfahnmgen geben sie an, daß Probleme nüt dem Partner (69 Prozent der Fälle), im Beruf (66 Prozent) und finanzielle Motive (62 Prozent) für die Entscheidung zur Abtreibvmg maßgebend sind.

In solchen Situationen karm eine geeignete Beratung selbstverständlich vieles zum Guten wenden. Das zeigt auch die langjährige Erfahrung der „Aktion Leben“ . Allein im letzten Jahr konnten so viele Frauen in ganz Österreich dazu bewegt werden, ihr Kind auszutragen, daß die dadurch geretteten Babys zahlreicher waren, als die Geburten in Eisenstadt und St. Pölten zusammengenommen.

Diese Beratungstätigkeit rettet damit nicht nur Leben — was schon sehr viel ist -, sie bewahrt auch die Frauen vor schwerem Leid. Es steht nämlich mittlerweile außer Frage, daß Abtreibung für die betroffenen Frauen vor allem psychisch verheerende Folgen hat.

Bleibende Belastung

„Die Frau gerät beim Schwangerschaftsabbruch psychisch in Kollision mit ihrer weiblichen Identität, auch dann, wenn eine Anzahl von Frauen glaubt, sich von dem ,konventionellen’ Rollenbild der Frau und Mutter lossagen zu müssen.“ Soweit die klinische Psychologin Maria Simon. („Die Medizinische Welt“ , 1986)

Ihren Untersuchungen zufolge leiden 77 Prozent der Frauen nach einer Abtreibung viele Jahre hindurch an psychischen Spätfolgen des Eingriffs. Es gelingt ihnen nicht, ihre innere Ruhe und ihre psychische Stabilität wiederzufinden. Rund 60 Prozent sprechen von Reue- und Schuldgefühlen. Angstzustände und Depressionen treten auf, zusammen mit psychosomatischen Erscheinungen wie Herz- und Kreislaufstönmgen, Magen-Darm-Symptome…

Damit wird wieder eiiunal of-fenkimdig: Abtreibung ist eine in jeder Hinsicht menschenverachtende —und damit keine—Lösung.

Es ist notwendig, dies Jahr für Jahr einer Gesellschaft, die gegen alles abstumpft, in Erinnerung zu rufen.

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