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Assads Versprechen

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Drei aktive Terroristen der größten palästinensischen Guerillagruppe „El Fatah“ („Die Eroberung“), die von UN-Friedenstruppen in der entmilitarisierten Pufferzone auf den Golan-Höhen bei dem Versuch, nach Israel einzudringen, aufgegriffen und den syrischen Behörden übergeben wurden, befinden sich in einem Damaszener Gefängnis. Dieses Schicksal teilen auch 37 Anhänger der radikalen linksextremistischen „Volksfront für die Befreiung Palästinas“ (PFLP) des früheren Kinderarztes Georges Habasch im „Mezze“-Gefängnis der syrischen Hauptstadt. Die Armee entwaffnete zudem in den letzten Tagen die von der syrischen Küste aus operierenden sogenannten Marine-Einheiten der Terroristen und befahl ihre Auflösung. Ihre Selbstauflösung beschloß inzwischen die bislang von Syrien aus geleitete und zum größten Teil in die syrischen Streitkräfte integrierte Guerillagruppe „Es Saika“ („Der Blitzstrahl“).

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Drei aktive Terroristen der größten palästinensischen Guerillagruppe „El Fatah“ („Die Eroberung“), die von UN-Friedenstruppen in der entmilitarisierten Pufferzone auf den Golan-Höhen bei dem Versuch, nach Israel einzudringen, aufgegriffen und den syrischen Behörden übergeben wurden, befinden sich in einem Damaszener Gefängnis. Dieses Schicksal teilen auch 37 Anhänger der radikalen linksextremistischen „Volksfront für die Befreiung Palästinas“ (PFLP) des früheren Kinderarztes Georges Habasch im „Mezze“-Gefängnis der syrischen Hauptstadt. Die Armee entwaffnete zudem in den letzten Tagen die von der syrischen Küste aus operierenden sogenannten Marine-Einheiten der Terroristen und befahl ihre Auflösung. Ihre Selbstauflösung beschloß inzwischen die bislang von Syrien aus geleitete und zum größten Teil in die syrischen Streitkräfte integrierte Guerillagruppe „Es Saika“ („Der Blitzstrahl“).

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Diese sensationell klingenden Nachrichten, an deren Richtigkeit trotz der bislang fehlenden offiziellen Bestätigung politische Beobachter nicht zweifeln, drangen aus Syrien in die überraschte nahöstliche Öffentlichkeit. Inoffiziellen Angaben zufolge erfüllt der syrische Staatspräsident General Assad damit ein dem US-Außenminister Henry Kissinger gegebenes Versprechen. In Beirut betrachtet man diese Entwicklung als bislang härtesten Rückschlag für die Guerillabewegung, die sich von den Auswirkungen des Beschlusses König Husseins von Jordanien und Präsident Sadats von Ägypten noch nicht erholt hat, die Vertretung der Palästinenser bei der Genfer Friedenskonferenz im kommenden Herbst zwischen der „Palästinensischen B#freiungsorga-nisation“ (PLO) Jassir Arafats und der Ammaner Regierung aufzuteilen. Aus Guerillakreisen, die im übrigen jede Stellungnahme zu den Meldungen aus Damaskus verständlicherweise ablehnen, verlautete dazu, die PLO habe auf Grund syrischer Pressionen in letzter Zeit rund dreißig sogenannte „Selbstmordaktionen“ gegen israelisches Territorium abblasen müssen.

Der Libanon begrüßt diese Entwicklung in dem bisher auf die konsequente Unterstützung der

Syrischer Staatschef Assad: Guerillas in Gefängnisse Palästina-Guerillas eingeschworenen Nachbarland mit großer Erleichterung. Man sieht nicht zuletzt auch eine Entlastungsaktion für die sowohl durch die Überfälle der „Fedaij-jin' als auch durch die israelischen Gegenschläge hart bedrängten libanesischen Behörden.

Damaszener Quellen zufolge hat Präsident Assad die vierzehn Mitglieder des PLO-Exekutivkomitees in die syrische Hauptstadt eingeladen, um mit ihnen die künftigen Beziehungen zwischen Syrien und den Palästinensern zu erörtern. In der PLO setzt man jetzt nur noch auf die prosowjetische Fraktion in der syrischen „Ba'ath“-Partei und der Damaszener Führung, die sich vor allem um den amtierenden Außenminister El-Chaddam schart. Syrien sei so sehr auf sowjetische WaffenhUfe angewiesen, daß es sich ein weiteres Vorgehen gegen die von Moskau geförderten Freischärler, kaum leisten könne. In Beirut gibt es jedoch auch Stimmen, die mutmaßen, Präsident Assad könne sich dadurch von der Abhängigkeit vom Kreml befreien, daß er auf künftige militärische Abenteuer endgültig verzichtet und konsequent auf die moderate Linie Ägyptens und Jordaniens einschwenkt. Für diese Absicht sprächen ja auch die gescheiterten Maßnahmen gegen die „Fedaijjin“.

Innerhalb der PLO hat die Entwicklung in Syrien die Diskussion um die politische Zukunft von Jassir Arafat intensiviert. Die Stimmen mehren sich, die seinen Sturz fordern, weil er mehr die Interessen der etablierten arabischen Regimes als die der Flüchtlinge vertrete. In der Umgebung Arafats ist man bestürzt und überrascht über den Kurswechsel Ägyptens, der die Rückschläge für die palästinensische Sache erst möglich gemacht habe. Noch im Juni habe Präsident Es-Sadat das Alleinvertretungsrecht der PLO ausdrücklich bestätigt. Jetzt habe er Arafat einen Dolchstoß in den Rücken versetzt und König Hussein einen Mitvertretungs-anspruch eingeräumt.

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