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Atempause für Mittelamerika

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Lebt die Friedensdiskussion über Mittelamerika wieder auf? Nicht einmal Kubas Vize-Außenminister Ricardo Alarcon, einer der scharfsichtigsten Beobachter der mittelamerikanischen Situation, weiß auf diese Frage eine Antwort. Immerhin sieht auch er die wiederbelebte Dynamik des „Friedensprozesses“ der Contadora-Gruppe (Kolumbien, Panama, Mexiko, Venezuela) positiv. Alarcon betont, daß diese Neubelebung nicht zuletzt dem Konto des Staatschefs von Guatemala Marco Vinicio Cerezo gutzuschreiben ist.

Mit dem Amtsantritt Cerezos am 14. Jänner ist die seit 1954 dauernde militärische Bevormundung Guatemalas beendet. Obwohl der Christdemokrat von Anbeginn klargemacht hat, daß er die enge Partnerschaft mit den Vereinigten Staaten abschwächen will, kann er keineswegs nach Belieben verfahren: Guerilla und Gegenguerilla zermürben die Wirtschaft; die Finanzhilfe aus Washington ist dringend notwendig.

Zu seinem Amtsantritt im Jänner lud Präsident Cerezo kreuz und quer aus ganz Lateinamerika ein. Und alle kamen, auch Nikaraguas Comandante Daniel Ortega.

Wird der Trend zum Gespräch in Mittelamerika anhalten? Guatemalas Marco Vinicio Cerezo wird sich darum bemühen, allein schon deswegen, weil die Außenpolitik sein einziges Feld ist, auf dem er sich unter den Augen der Militärs einigermaßen frei bewegen darf.

Und die anderen mittelamerikanischen Staaten? In Honduras übernahm soeben der Liberale Jose Azcona Hoyo die Präsidentschaft. Eine Veränderung wie in Guatemala bedeutet dies nicht — Honduras junge nationalistische Offiziere stellen die Einkreisungspolitik gegen die Sandini-sten nicht grundsätzlich in Frage, sie Wollen dafür von den USA nur mehr Geld.

Der Umengang vom 2. Februar in Costa Rica wird ebenso keine Änderung bringen. Wiewohl der scheidende Präsident Monge die immerwährende unbewaffnete Neutralität des Landes erklärte, machte er die antisandinistische Einkreisungspolitik der USA mit.

Auch die „Contra“ wird nach der Euphorie von Ciudad Guatemala die Waffen nicht ruhen lassen, ebensowenig wie Nikaragua einseitig abrüsten wird.

Immerhin hat das sandinisti-sche Regime, das inzwischen mehr als die Hälfte des Budgets für den Krieg gegen die „Contra“ aufwendet, eine kleine Atempause. Ein weiteres Jahr wird es mit den jetzigen extremen Versorgungsschwierigkeiten wohl nicht mehr durchstehen können.

Wie auch immer, das Schicksal der mittelamerikanischen Staaten entscheidet sich in Washington - Hary Shlaudeman, Präsident Reagans Sonderberater für Mittelamerika, ist Ende Jänner von einer Blitztour durch die Region zurückgekehrt. Was für Eindrücke bringt er mit?

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