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Atombomben!
Wenn im vorigen Jahr in der BRD die Zahl der Drogentoten um ein Drittel zurückgegangen ist, dann als Folge von Nachschubproblemen und nicht aufgrund besserer Heilungschancen. Die liegen weltweit nach wie vor bei zehn Prozent. Drogenfahnder und Drogenhändler liefern einander weltweit immer verbissenere Kämpfe.
Dies mußten auch die Mitglieder der UNO-Rauschgift- und Drogenkommission zugeben, die vorige Woche in der Wiener UNO-City ihre 29. Jahreskonferenz abhielten.
Gerade die Verquickung von sozioökonomischen Problemen in den Anbauländern mit den Hintergründen der Drogensucht in Industrie-und Entwicklungsstaaten macht die Bekämpfung so schwierig. Der Konsument in Westeuropa oder Nordamerika hat dafür nämlich offenbar nicht die selben Motive wie der Slumbewohner und „Bruder im Drogenrausch“ in irgendeiner Stadt der Dritten Welt.
Dazu kommt noch, daß neben den „Marktleadern“ Heroin, Kokain und Cannabis insbesondere in den ärmeren tropischen Regionen der Welt billigere Psychopharmaka aus obskuren Laboratorien den teuren Stoff ersetzen.
„Wir sind zwar nur eine moralische Kraft und können daher auf die einzelnen Staaten keinen Zwang ausüben. Doch die Verantwortung aller Nationen ist groß. Wenn nicht mehr geschieht als bisher, werden in den nächsten 20 Jahren die Drogen eine ärgere Gefahr für die Menschheit sein als alle Atombomben zusammengenommen“, meinte der diesjährige Vorsitzende der UNO-Kommission, Dr. Ling, in einem Pressegespräch.
Gegenmaßnahmen umfassen einerseits Langzeitprojekte zum alternativen Anbau von Kaffee und Gemüse anstatt Schlafmohn im „Goldenen Dreieck“
zwischen Thailand, Laos und Kambodscha ebenso wie später in Pakistan oder Burma.
In Zusammenarbeit mit Interpol wird man sich um wirksamere Fahndungsmethoden beim Rauschgifttransport und bei der Aufdeckung illegaler Heroinküchen ebenso bemühen wie um eine raschere und gründlichere Schulung der Drogenexperten. Denn je wirkungsvoller die Drogenfahnder arbeiten, desto raffinierter antworten die Drogenhändler.
Um erfolgreich zu sein, ist auch eine bessere Kenntnis der Narkotika und Drogen vonnöten, die in einem vielsprachigen Handbuch genauestens beschrieben und registriert werden sollen. Über eines sind sich die UNO-Fach- leute aber einig: „Drogen haben keinen nützlichen Wert in der Gesellschaft - im Gegensatz zu psychischen Präparaten wie etwa Psychopharmaka, von denen einige leider auch als Ersatz- oder Zusatzdrogen zu anderen Rauschgiftsorten genommen werden. Daher ist die Unterscheidung zwischen erlaubten und unerlaubten psychoaktiven Stoffen nicht leicht zu definieren.
In diesem Zusammenhang ist auch die Warnung der UNO-Leute vor einer allzu leichtfertigen Berichterstattung über Drogenprobleme von entscheidender Bedeutung, kann doch der billige Effekt unter Umständen erst Menschen zum Mißbrauch verleiten.
Ganz sicher ist die Methode des Iran nicht die generelle Lösung. Dort hat man nämlich an die „Moral“ der Süchtigen appelliert, sich freiwillig behandeln zu lassen und gleichzeitig fast 30.000 Hektar Mohnanbauflächen zerstört. Ob dieses Experiment angesichts weitgehend mangelnder ärztlicher Infrastruktur und schwerer ökonomischer Probleme gelingen kann, bleibt abzuwarten.
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