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Auch das Unkraut gehört dazu!
Ein mitreißender Zentralgedanke für den Katholikentag fehlt noch immer, Weder die Organisatoren haben bisher einen geboren noch Kritiker odei Zaungäste. Solide Kleinarbeit aber geht weiter.
Ein mitreißender Zentralgedanke für den Katholikentag fehlt noch immer, Weder die Organisatoren haben bisher einen geboren noch Kritiker odei Zaungäste. Solide Kleinarbeit aber geht weiter.
Viele verwechseln das Reich Gottes mit endzeitlicher Vollendung und glauben, weil dazu noch so viel fehlt, sie müßten diesen Zustand entweder durch Gewalt herbeizwingen — oder sie resignieren.
Beides sind tragische Fehlhaltungen, die bereits viel Unheil und Leid über die Menschen gebracht haben. Daran erinnerte P. Alois
Kraxner CSSR, der Geistliche Assistent des österreichischen Katholikentags, bei der jüngsten Sitzung des Katholikentagskomitees in St. Pölten am 15. Jänner.
Das Kommen des Reiches Gottes ist ein mit Christus angebrochener historischer Prozeß, der Rückschläge und Mißerfolge einschließt, auch eine Verschärfung von Gegensätzen, und nach Glauben, Geduld, Umkehr, Gebet und harter Arbeit verlangt.
Reich Gottes, sagte Kraxner, ist im Kommen, wo Weizen und Unkraut nebeneinander wachsen und der Versuchung zum Ausreißen des Unkrauts (auch der sündigen Kirche) widerstanden wird, wo Gnade vor Recht ergeht, wo aus kleinen Anfängen Großes reift, wo die Vaterunserbitten sowie die Bergpredigt- und Magni- fikat-Verheißungen erfüllt wer-
den, wo Mächtige gestürzt, Niedrige erhöht und Hungernde gesättigt werden, wo Reiche leer ausgehen, wo Rechenschaft verlangt und Frieden gestiftet wird.
In Kleingruppen wurden praktische Konsequenzen diskutiert: Besuche von aus der Kirche Ausgetretenen, Sorge um Randgruppen, Überwindungen von Vorurteilen und hundert andere Beispiele mehr. Uber die hundert anderen zu reden, war freilich keine Zeit, man mußte ja auch noch zum Papstfahrplan kommen.
Auch dafür gab es ungezählte Anregungen und hundert Hindernisse, das eigentlich längst fixierte Programm noch grundlegend umzustrukturieren. Der engere Kreis der Planer sieht im Komiteeplenum offensichtlich vor allem ein Dampfablaßforum.
Generalsekretär Walter Schaffelhofer berichtete auch über die zur Diskussion stehenden Vorschläge für die geplante „soziale Tat“ und Finanzfragen.
Soziale Taten könnten die Errichtung eines geistigen Dialogzentrums („katholisches Alpbach“), eines Kindergartens für Türkenkinder, von Wohnungen für ledige Schwangere oder für Strafentlassene, könnten aber auch die Förderung eines Schwerstbehinderteninstituts oder von Entwicklungsprojekten in besonders armen Ländern oder die freiwillige Selbstbesteuerung kirchlicher Institutionen zugunsten internationaler Solidaritätsprojekte sein. Auch Sammlungen für polnische Einzelvorhaben oder Stipendien für die Besucher katholischer Privatschulen wurden angeregt.
Die Debatte darüber geht weiter. Daß der Katholikentag 30 der für das Gesamtunternehmen (Papstbesuch eingeschlossen) veranschlagten 60 Millionen Schilling vom. Staat annehmen wird, steht natürlich fest; daß viele deshalb Bauchweh haben, ist zumindest ein gutes Zeichen.
Direktor Eduard Ploier, Präsident der Katholischen Aktion Österreichs und auch des Katholikentagskomitees (einen eigenen Katholikentagspräsidenten wird es erstmals nicht geben), nahm auch zu seiner jüngst in den Medien erörterten möglichen Nationalratskandidatur Stellung.
Er ist (was offizielle KA-Linie ist) sehr für ein politisches Engagement möglichst vieler Katholiken auf möglichst vielen Ebenen. Aber als KA-Präsident möchte er in seiner Person die Uberparteilichkeit dieser Institution nicht ins Gerede bringen. Dafür fand er auch bei ÖVP-Obmann Alois Mock Verständnis. Im Katholikentagskomitee auch.
Auch über in Aussicht genommene ökumenische Aktivitäten wurde berichtet. Der Papst wird am Morgen des Katholikentagssonntags mit den Spitzenvertretern anderer christlicher Kirchen in Wien zusam’mentreffen.
Schon am 15. Mai wird in Eisenstadt ein christlich-jüdisches Gespräch stattfinden. Mit dem Islam käme man gleichfalls gern ins Gespräch, aber das ist noch viel schwieriger. Kardinal König ist weiterhin um Dialogpartner bemüht.
Trotz aller Bemühungen lassen sich aber offenbar selbst Koordinationsprobleme nicht vermeiden. Die Studientage für ein glückliches Leben (Salzburg) und ein christliches Sterben (St. Pölten) finden am 4./5. Februar gleichzeitig statt, und während der Papst bei der Europakundgebung spricht, wird die Jugend anderswo sich zu Sternmärschen ins Wiener Stadion sammeln.
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