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Auch die Rettung der

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Ein Überblick über die österreichischen EUREKA-Beteili-gungen gleicht einer Revue modernster Technologien. Wir bringen eine kurze Charakterisierung für die Öffentlichkeit interessanter Projekte mit österreichischer Federführung beziehungsweise Teilnahme.

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Ein Überblick über die österreichischen EUREKA-Beteili-gungen gleicht einer Revue modernster Technologien. Wir bringen eine kurze Charakterisierung für die Öffentlichkeit interessanter Projekte mit österreichischer Federführung beziehungsweise Teilnahme.

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Eurolaser (Projekt EU 6). Wir wurden Ende 1985 eingeladen, in der Definitionsphase am Leistungs­profil für einen europäischen Hoch­leistungslaser mit einer Lichtlei­stung in der Größenordnung von zehn Kilowatt mitzuwirken. Sol­che Geräte wurden in USA und Japan bereits gebaut, in Europa noch nicht. Je leistungsfähiger die bei der Bearbeitung von Metallen, Kunststoffen und vielen anderen Materialien eingesetzten Laserge­räte sind, desto schneller, besser und umweltfreundlicher arbeiten sie. Für die Entwicklungsarbeiten wurde an der Technischen Univer­sität Wien ein Institut für Hochlei­stungsstrahltechnik gegründet.

Italien, Belgien, Spanien und Österreich realisieren nun je eines der Konzepte für C02-Laser, die sich in der Definitionsphase her­auskristallisierten. Österreich be­arbeitet federführend den heute modernsten Weg zum Aufbau eines Hochleistungslasers, nämlich den der Energiezufuhr durch hochfre­quente Ströme. Vorteile: höherer Wirkungsgrad bei der Umwandlung der elektrischen Energie in Licht­energie, mehr Leistung bei kleine­rem Volumen, bessere Qualität des Laserstrahls. Dabei kommt ein eigenständiges österreichisches Konzept für das Elektrodensystem zur Energieeinkupplung zum Ein­satz, das geringeres Gewicht ge­genüber herkömmlichen Systemen und eine Verbesserung des Preis-Leistungsverhältnisses ermöglicht.

Österreich arbeitet als einziges Nicht-EG-Land am Eurolaser-Projekt mit. Dies gibt uns die Chan­ce, eine wichtige Rolle beim Bau von Höchstleistungslasern zu spie­len, eigene Entwicklungen voran­zutreiben und uns in einem aus­sichtsreichen Zweig der Hochtech­nologie zu etablieren.

Auch über die EUREKA-Projek-te EU 155 (Laserapplikationsver­bund) und EU 194 (Applikations­zentren) ist Österreich in die Laser-Technologie eingebunden. EU 155 ist im Vorfeld und in Ergänzung der Eurolaser-Entwicklung An­wendungen im Leistungsbereich bis zehn Kilowatt gewidmet. Das For­schungsinstitut für Hochleistungs­strahltechnik hat die Aufgabe, die seit einigen Jahren mögliche Com­putersimulation des Laserschnei­dens, die viele aufwendige Versu­che erspart, experimentell zu über­prüfen. Für die Computersimula­tion der Laser-Materialbearbeitung wurde eine eigene EUREKA-Ar-beitsgruppe unter österreichischem Vorsitz geschaffen.

Unmittelbar wirtschaftlicher Nutzen: Die dafür verwendete Anlage eignet sich auch für experi­mentelle Untersuchungen, die theo­retische Grundlagen für die Ver­besserung von Schi-Laufflächen liefern.

Cosine. Projekt EU 8 dient der Vorbereitung einer europäischen Vernetzung universitärer, staatli­cher und industrieller Rechenanla-gen für Forschungszwecke über öffentliche Fernmeldenetze durch Bereitstellung grenzüberschreiten­der Kommunikations-Dienstlei­stungen. Beteiligt sind alle EURE-KA-Mitgliedsstaaten, die EG-Kommission und jugoslawische Forschungseinrichtungen. Es wer­den die politischen Rahmenbedin­gungen abgesteckt und nationale Informationsnetze sowie eine in­ternationale Nutzerorganisation geschaffen.

Prometheus. Steyr-Daimler-Puch trat im Herbst 1988 einem Projekt der europäischen Automo­bilindustrie (EU 45) bei, das Kon­zepte und Lösungen für ein lei­stungsfähigeres, wirtschaftlicheres, umweltfreundliches Straßenver­kehrssystem liefern soll, das über­dies ein bisher unerreichtes Maß an Sicherheit gewährleistet. Das öster­reichische Unternehmen erforscht im Subprojekt Pro-Car die optima­le Antriebsverteilung bei Allrad­fahrzeugen im Hinblick auf eine Erhöhung der aktiven Sicherheit. Ziel ist die Entwicklung neuartiger elektronisch geregelter Antriebssy­steme. Die Arbeiten finden unter Beteiligung von Grazer Universi­tätsinstituten statt. Von 1992 bis 1994 sollen Algorithmen (mathe­matische Grundlagen der Compu­terprogrammierung) zur gemeinsa­men Regelung von Allradantrieb, aktiver Federung, Vierradlenkung und anderer Komponenten ent­wickelt werden.

Ionenprojektionslithographie (Projekt EU 50, unter österreichi­scher Federführung). Das neue Verfahren verwendet Ionenstrah­len statt UV (Ultraviolett) zur Be­lichtung der Maskenstrukturen mikroelektronischer Bauteile (Chips). Es ist Teil einer Entwick­lung, die zu einer weiteren Verbilli-gung bei erhöhter Zuverlässigkeit führen soll. Heimische Partner sind das Wiener Unternehmen IMS (Ionen-Mikrofabrikations-Syste-me) und die TU Wien.

Transpolis (Projekt EU 54) ent­wickelt das Pilotprojekt Transpo-tel weiter, das in acht Ländern als Laderaum- und Frachtbörse für insgesamt 1.100 Spediteure und Frachter (darunter 61 österreichi­sche) dient. Ziel ist ein europawei­tes Informations- und Kommuni­kationsnetzwerk auf BTX-Basis mit einem Zentralrechner in Holland, das die optimale Auslastung der Transportmittel und damit eine Senkung der verkehrsbedingten Umweltbelastung ermöglicht.

Famos (Projekt EU 72). Die Abwanderung von Produktivkraft in außereuropäische Niedriglohn­länder, die fast alle westeuropäi­schen Länder betrifft, führte auf deutsch-französische Initiative zur Übereinkunft vonj sieben Staaten (darunter Österreich). Man will Industrieprojekte ermutigen, die konkrete Problemstellungen auf dem Montagesektor lösen und durch Anwendung von Hochtechnologien in Produktion und Montage die Wettbewerbsfähigkeit der europäi­schen Industrie erhöhen. Das Schirm-Projekt Famos soll zum Start möglichst vieler Subprojekte führen, die dann den Status selb­ständiger EUREKA-Projekte erlan­gen.

Glasfasertechnik für flexiblere Roboter, flexiblere Produktion von Relais, flexiblere Montagezellen, ein mit der ungarischen Akademie der Wissenschaften entwickeltes Com­puter-Zuschneidesystem für die Lederindustrie: Österreichische Famos-Projekte schreiben Flexibi­lität groß.

Auch Euroenviron ist ein Schirm­projekt - ein grüner Schirm für marktwirtschaftlich orientierte Projekte mit positiver Wirkung für die Umwelt. Auch deren Rettung präsentiert sich in Form von Pro­dukten.

Höchstfeldsupraleiter (Projekt EU 96). Ultrastarke Magnetfelder werden in Grundlagenforschung, Medizin (Kernspinresonanz-Tomo­graphie), Energietechnik (Fusions­forschung) und vielen weiteren Bereichen benötigt. Supraleitung wurde bis vor wenigen Jahren nur bei Temperaturen knapp über dem absoluten Nullpunkt beobachtet. Als man erkannte, daß sie mit bis dahin ungebräuchlichen Leiterma­terialien auch bei wesentlich höhe­ren Temperaturen und damit ein­facher und billiger erreichbar ist, setzte eine stürmische Entwicklung ein.

Unter anderem ermöglicht Su­praleitung ultrastarke Magnetfel­der. Die Universität Genf und das Metallwerk Plansee/Reutte ent­wickeln und testen mit zwei Schwei­zer Unternehmen und der Univer­sität Nijmwegen die supraleiten­den Eigenschaften von Drähten mit spezieller Faserstruktur, die aus einer Verbindung von Blei, Molyb­dän und Schwefel hergestellt wer­den.

Massen-Zellkulturen (Projekt EU 104). Die Immuno AG startete gemeinsam mit französischen, ita­lienischen und westdeutschen Part­nern Entwicklung und Bau einer kontinuierlich arbeitenden Pilotan­lage zur Massenproduktion und^ Erhaltung von tierischen und menschlichen Zellkulturen zur Gewinnung von Pharmaka für dia­gnostische, prophylaktische und therapeutische Zwecke, die bisher gar nicht oder nicht im industriel­len Maßstab hergestellt werden konnten. Das Projekt soll mit ame­rikanischen und japanischen Ent­wicklungen gleichziehen und öster­reichischen Akademikern die Mög­lichkeit bieten, sich beruflich zu entfalten.

Entwicklung hochwertiger Aus­gangsmaterialien für Hochlei­stungskeramik (Projekt EU 107, unter österreichischer Federfüh­rung). Keramische Werkstoffe ero­bern Einsatzgebiete in Automoto-ren, Gasturbinen und Wärmetau­schern, als Schneidwerkzeuge und Lagermaterialien, für Kondensato­ren, Solarzellen, Infrarotfenster und so fort.

Dabei dürfen die Verunreinigun­gen oft weniger als ein Millionstel betragen, höchste Homogenität und Gleichmäßigkeit der Korngrößen werden gefordert. Die europäische Industrie kann sich nur dann einen wesentlichen Teil dieses für 1990 auf zwölf Milliarden US-Dollar geschätzten Weltmarktes offenhal­ten, wenn sie höchsten Anforde­rungen genügt.

Industrieunternehmen und For­schungsinstitutionen in Belgien, Großbritannien und Österreich entwickeln neue Herstellungsme­thoden für Grundstoffe der techni­schen Feinkeramik.

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