Die Organisation der Vereinten Nationen hat sich in den 30 Jahren seit der Existenz der Universellen Deklaration für Menschenrechte und in allen 33 Jahren seit dem Bestand der Vereinten Nationen redlich und ehrlich bemüht, die Würde des Menschen und die dem Menschen angeborenen Rechte zum Durchbruch zu bringen.
Daß wir noch keinen befriedigenden Zustand haben, ist nicht Schuld der Organisation der Vereinten Nationen oder irgendeiner anderen Organisation; es ist Schuld der Staaten und Schuld der Menschen. Denn übersehen wir eines nicht: es ist mit den Menschenrechten so wie mit dem Frieden. Der Friede in der Welt bedarf der Friedfertigkeit im eigenen Bereich, im Bereich der Familie, des Arbeitsplatzes, der Gemeinde, des Staates. Die Verwirklichung der Menschenrechte in der Welt bedarf des Respektes vor den Menschenrechten auch in der Familie, am Arbeitsplatz, in der Gemeinde, im Staat.
Vielleicht haben wir uns alle in der Vergangenheit etwas zu stark auf den Begriff der Menschenrechtefestgelegt, also auf das Fordern der Rechte, und dabei über-
sehen, daß diese ohne Erfüllung der Menschenpflichten nicht verwirklicht werden können. Mir schiene es ein guter Ansatz einer Besserung für die Zukunft zu sein, wenn wir uns alle stärker darum bemühten, daß eine Bereitschaft bestehe zur Erfüllung der Menschenpflichten - bei uns in Österreich und in jedem anderen Land auch, aber sicher nicht nur in einem anderen Land!
Nur wenn wir für eine Bewußtseinsänderung in den Menschen arbeiten, also die Menschenpflichten als das den Menschenrechten korrespondierende Element zum Bewußtsein bringen, dann werden auf weitere Sicht auch Staaten und Staatenpraktiken geändert werden können. Denn auch Staaten sind keine selbständig handelnden Einheiten. Es handeln für sie Menschen. Und auch politische Systeme sind systemmäßig nicht versteinert. Es tragen sie wieder Menschen.
Uns und ihnen allen müssen wir jene Menschenpflichten in Erinnerung bringen, die vielleicht doch einmal zu einer Welt führen, in der auch die Menschenrechte geachtet werden.
