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Auch ohne Krieg droht Gefahr

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Die Kosten für nach der Haager Konvention zu schützende Kulturgüter sind in Zeiten der Wirtschaftskrise nicht unumstritten. Die Experten warnen vor „harmlosen" Gefahren

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Die Kosten für nach der Haager Konvention zu schützende Kulturgüter sind in Zeiten der Wirtschaftskrise nicht unumstritten. Die Experten warnen vor „harmlosen" Gefahren

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Das blau-weiße Zeichen, das ein Bauwerk welcher Art auch immer als Kulturgut kennzeichnet, ist wohl jedem schon einmal aufgefallen. An Burgen und Schlössern, Kirchen und Ruinen angebracht, bedeutet es, daß das jeweilige Gebäude als erhaltens-und schützenswert erachtet wird. In der Haager Konvention zum Schutz der Kulturgüter aus dem Jahr 1954 wurde diese Idee auf internationaler Ebene durchgesetzt. Sowohl im zivilen wie auch im militärischen Bereich bedeutet dieses Ubereinkommen gewisse Verpflichtungen für einen.Staat, der Wert darauf legt, kulturell in Erscheinung zu treten.

Was in einer Zeit des Friedens und des Wohlstandes noch selbstverständlich erscheint, wird in einer Phase wirtschaftlicher Schwierigkeiten bereits problematisch. Nämlich dann, wenn Ausgaben für Denkmalschutz zu leisten sind — Ausgaben, die man nach Meinung mancher Leute doch vielleicht einsparen könnte. Wirklich kritisch wird die Situation aber durch Krieg, Terror, Gewalt. Der Zweite Weltkrieg hat bewiesen, wie viele unersetzliche Werte aus Jahrhunderten in wenigen Jahren - oder wenigen Tagen — unwiederbringlich zerstört werden können.

Wie sinnvoll im Ernstfall die blau-weiße Tafel an den Kulturgütern sein wird, wieviel die Haager Konvention schließlich bedeutet, scheint leider äußerst fraglich. Um die Idee des Kulturgüterschutzes zumindest weitgehend zu unterstützen, hat sich in Österreich die Gesellschaft für Kulturgüterschutz konstituiert, die sich die Aufgaben gestellt hat, über die Ziele des Kulturgüterschutzes zu informieren, Eigeninitiativen zur Bewahrung von Kulturschätzen zu fördern, am Aufbau und an der Ausbildung örtlicher Gruppen mitzuwirken und mit den verschiedensten öffentlichen und privaten Organisationen auf diesem Gebiet zusammenzuarbeiten.

Anläßlich einer Mitgliederversammlung der Gesellschaft Anfang Dezember in Wien wies Professor Hermann Vetters, der Lei-Verfall ohne äußere Einwirkungen ter des Archäologischen Instituts der Universität Wien, auf die vielfältigen Gefahren hin, denen Kulturgüter ausgesetzt sind. Denn sowohl in Österreich als auch im Ausland sind es die meist als eher „harmlos" eingeschätzten Entwicklungen wie Umweltverschmutzung, Zersiedelung und ähnliches, die auch ohne unmittelbare äußere Einwirkungen wie im Fall eines Krieges langsamen Verfall, gedankenlose Zerstörung oder mutwillige Abtragung eines wichtigen Kulturdenkmals bedeuten.

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