6862163-1977_41_06.jpg
Digital In Arbeit

Auf dem Wege zu einer „internen Lösung“

Werbung
Werbung
Werbung

Die vorzeitigen Parlamentswahlen vom 31. August brachten Premierminister Smith einen überwältigenden Sieg. Seine „Rhodesische Front“ errang sämtüche Sitze, die Weißen Vorbehalten sind.

Diese Wahl war in erster Linie eine Persönüchkeitswahl. Die Kritiker des Premiers, die von einer kopflosen Flucht nach vorne gesprochen hatten, wurden eines Besseren belehrt. Smith kann jetzt mit Fug und Recht behaupten, die weiße Bevölkerung Rhodesiens stehe geschlossen hinter ihm. Seine Position in den stets laufenden Verhandlungen ist bedeutend gefestigt. Seinen Gegenspielern Nkoono und Mugabe hält er vor, daß es ihnen nicht aüein bis jetzt an jeder demokratischen Legitimierung fehle, sondern daß sie sich auch scheuten, es in baldiger Zukunft auf ein Votum des Volkes ankommen zu lassen.

Das Ergebnis der Wahl gibt darüber hinaus Aufschluß über die Einsteüung der weißen Rhodesier zu den Problemen, mit denen sie konfrontiert sind. Für die Wähler war der Name Smith ein Programm. Es bedeutet: Mäßigung, Festigkeit, Ubęrgabe der Macht an gemäßigte Schwarze bei ausreichenden Garantien für die Weißen.

Die Wähler haben sich ausdrücküch für diese Grundsätze entschieden und den Radikalen jeder Spielart eine eindeutige Abfuhr erteilt.

Man erinnert sich, daß es vor Monaten innerhalb der „Rhodesischen Front“ zu einer Palastrevolution gekommen War. Eine Gruppe von Abgeordneten seiner eigenen Partei warf Smith zu große Nachgiebigkeit gegenüber den Schwarzen vor und forderte einen härteren Kurs.

Klar war von ersten Augenbück an, daß der vielgenannte angloamerikani- sche Rhodesienplan keine Aussicht auf Verwirküchung hat. Die Tatsache, daß er zuerst von den Führern der „Patriotischen Front“ Nkomo und Mugabe abgelehnt wurde, entbehrt nicht der Komik, denn mit ihm soüte gerade ihnen die Macht übertragen werden.

Rhodesische und südafrikanische Blätter bezeichnen die Erwartung, Smith werde zurücktreten, wie der Plan es vorsieht, gerade jetzt als ab surd. Die zweite Forderung, die rhodesische Armee soüe die Waffen nie- derlegen, um die Macht an die - untereinander verfeindeten - bewaffneten Verbände Nkomos und Mugabes abzutreten, nennen sie naiv und unreaü- stisch. Und eine UN-Friedenstruppe, die nach dem Wißen der Schöpfer des Planes freie Wahlen überwachen soü, wäre im Lande der geschulten Untergrundkämpfer völüg hüflos.

Man fragt sich allen Ernstes, was den britischen Außenminister Owen und den amerikanischen UN-Botschafter Young bewogen haben könnte, einen Plan vorzulegen, mit Hilfe dessen Männer wie Nkomo und Mugabe an die Macht gelangen soüen. Wissen sie nicht, daß Nkomo der Mann Moskaus ist und offen ausgesprochen hat, wer die Ubergangsregierung bilde, werde seine Rivalen ins Gefängnis oder ins Exil schicken? Ist ihnen unbekannt, daß Mugabe sich an Peking anlehnt? Ist ihnen entgangen, daß in fast allen schwarzafrikanischen Staaten die ersten freien Wahlen zugleich auch die letzten waren?

Der Südafrikanische Pressedienst versucht, eine Antwort auf diese Fragen zu geben. Es sei die Überzeugung des Botschafters Young, schreibt er, daß die Ideologie der „zukünftigen Führer der Staaten im südüchen Afrika“ keine Roüe spiele. Die Gewalt der wirtschaftüchen Verhältnisse werde sie über kurz oder lang unweigerüch zur Anlehnung an den Westen zwingen. Das benötigte Kapital und die er- forderüche technische Hüfe könnten sie nur vom Westen, nicht vom Osten erhalten.

Wenn Young die Dinge wirküch so sieht, so unterschätzt er offensichtlich das strategische Interesse der Sowjets an Südafrika, und das Schicksal der dort seit Generationen lebenden Weißen kümmert ihn wenig. Gerade die Existenzsicherung seiner Landsleute aber ist naturgemäß das Hauptanliegen des Ian Smith. Er hat jetzt das Wort. Man darf gespannt sein, ob er eine befriedigende „interne Lösung“ des Rhodesienproblems zustande bringt und ob er diese naöh außen hin verteidigen kann.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung