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Auf den Spuren der Nibelungen

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Hier noch ein paar touristische "Leckerbissen" in der Donautal-Region, kurz aufgefädelt:

Von Passau kommend, wäre ein Abstecher nach Zwickledt bei Wernstein mit dem Museum für den Maler Alfred Kubin, der hier ent-scheidende Jahre seines Schaffens als Graphiker von Weltruf ver-brachte. In einer Kurve entlang der Bundesstraße Passau-Engelharts-zell ragt auf einer Felsklippe über der Donau das sagenumwobene "Schneiderschlößl", Ruine Krem-pelstein auf, in dem man leibhaftige Geister beobachtet haben will. Das idyllische Feriendorf Vichtenstein am bewaldeten Hang des 895 Meter hohen Haugsteins liegt mit seiner blickbeherrschenden mittel-alterlichen Burg eindrucksvoll über dem Donautal. Einkehr sollte man aus vielerlei Gründen in Engel-hartszell halten. Die schon 1293 gegründete Trappistenabtei Engelszell ist das einzige Kloster der schweigenden Mönche in Österreich. Die Stiftskirche ist ein schönes Beispiel des österreichischen Rokoko und als Mitbringsel emp-fiehlt sich der köstliche Engelszel-ler Kräuterlikör. 1994 ist in Engel-hartszell die Landesausstellung von Oberösterreich geplant. Linksseits über der Donau ragen die markan-ten Burgen Rannariedl und Mars-bach auf, bis dann die mächtige Donauschlinge bei Schlögen zur Rast im viel besuchten Hotel ein-lädt. Hier entdeckt man Reste einer römischen "Wasserburg", das Römerkastell soll Marinestützpunkt der Römer am Limes gewesen sein.

Drüber der Donau im Mühlviertel lockt der weiträumige Wildpark Altenfelden Jahr um Jahr viele Be-sucher an. Südlich der Donau liegt in 603 Meter Höhe St. Agatha, einst Schauplatz der Bauernkriege.

Wenn der Donaumarkt Aschach die 369prozentige Rekordnächti-gungssteigerung aufweist, so kommt das nicht von ungefähr. Schöne Bürgerhäuser säumen den bereits 777 genannten Ort, in dem Lukas von Hildebrandt 1709 das sehenswerte Fürstenstöckl im Schloß errichtet hat. Erinnerungs-stücke aus Altösterreichs Geschichte birgt das Heimatmuseum im Starhembergischen Schloß in Ef er-ding. Eine Gedenktafel an einem Bürgerhaus des Hauptplatzes von Eferding erinnert an die Hochzeit des Astronomen Johannes Kepler mit einer Vollwaise aus Eferding. Ein Stück östlich von Eferding er-innert ein Denkmal im Emlinger Holz an eine der großen Schlachten in den Bauernkriegen Oberöster-reichs. Gleich hinter Ottensheim, dessen markantes Schloß heute in schöner Weise revitalisiert wurde, kommt Wilhering in Sicht. Die Zisterzienserabtei hat in der Stifts-kirche ein Juwel österreichischer Rokokokunst, sehenswert auch der Stiftsgarten mit vielen seltenen Gewächsen. Die von der Bundes-straße abzweigende "Ochsenstraße" und der Kürnberg gelten als Schauplätze der Nibelungenreise gegen Osten.

Vor Linz grüßt vom Pöstlingberg über Linz die Wallfahrtskirche, als Marienkirche seit Jahrhunderten gerne besucht. Die Landeshaupt-stadt Linz, seit der Altsteinzeit Siedlungsgebiet, war in der Römerzeit als Lentia bekannt, hat mit dem mächtigen Hauptplatz einen der größten Stadtplätze Mitteleuropas. Im Schloß das international bedeutende Schloßmuseum, die Schatzkammer des Landes, nahe dabei die Martinskirche aus karo-lingischer Zeit, der älteste frühmittelalterliche Bau Österreichs, der heute noch erhalten ist. Es sei weiters auf die Minoritenkirche, sowie auf die von Lukas von Hildebrandt und Johann Prunner errichtete ehemalige Deutschordenskirche in der Harrachstraße, auf den Alten Dom, in dem Anton Bruckner die Orgel spielte, an den Mariendom mit der größten Krippe Österreichs oder auf andere Bauten, wie Brucknerhaus, Landhaus oder auf die Tabakfabrik erinnert, dem ersten Stahlskelettbau Österreichs. Linz ist auch Universitätsstadt, die Pöst-lingbergbahn ist die steilste Adhäsionsbahn Europas. Mit der "Klangwolke" und den alljährlichen Bruckner-Festspielen reihte sich Linz in die internationale Kultur-szene ein. Bei Linz ist Ansf elden als Geburtsort Anton Bruckners ein interessantes Ziel, im nahen Augu-stiner Chorherrenstift St. Florian bei Linz liegt Bruckner unter der Orgel in einer Gruft begraben. Eine Führung durch das Stift St. Florian oder ein Besuch des Jagdmuseums Schloß Hohenbrunn lohnen ganz besonders. Ebenso erfreut sich das Freilichtmuseum Samesleiten bei St. Florian mit der größten Sammlung von Bauernmöbeln Österreichs und das Feuerwehrmuseum im einstigen Stiftshof von St. Florian wachsender Beliebtheit.

Stromab ragt in Mauthausen Schloß Pragstein in die Donau vor. Enns ist mit seinem 60 Meter hohen Stadtturm signifikant. Das Römer-museum birgt wahre Schätze an Funden und in der Nähe von Enns werden in Lorch, dem einstigen Lauriacum die Reste einer der älte-sten Kirchen der Christenheit ge-zeigt.

In Mitterkirchen bei Perg ist das erste urgeschichtliche Freilichtmu-seum geplant. Ein "Besichtigungs-muß" ist im einstigen Zisterzien-serstift Baumgartenberg die um 1697 von C. A. Carlone erbaute Stiftskirche mit romanischen und gotischen Bauelementen. Im Do-naustädtchen Grein kann man das kleinste und älteste Theater Öster-reichs mit echten "Sperrsitzen" bewundern. Der schon um 13 60 entstandene Markt Waldhausen besitzt in der ursprünglich um 1608 entstandenen Pfarrkirche ein wichti-ges Werk der Nachgotik. Vom ein-stigen Augustinerchorherrenstift blieb der prächtige Barockbau der einstigen Stiftskirche mit vielerlei Kunstwerken.

Die Geschichte hat also hier im Donautal vielfältige Zeugnisse kultureller und historischer Ereig-nisse hervorgerufen. Der Besucher durchreist eine Landschaft, die schon in der Steinzeit zur Ansied-lung verlockte, in der die Römer ihre Grenzfeste Limes absicherten, durch die die Nibelungen gezogen sind und in der Kaiser, Könige und Kirchenfürsten Bauwerke schufen, die ganz entscheidend mit dazu beitragen, daß dieses sanfte, stille Land heute zum Besuchsmagneten für die Touristik geworden ist.

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