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Digital In Arbeit

Auf der blau-gelben Welle

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Das Landesstudio Niederösterreich versteht sich gern als elektronische Agora, als Ort, wo Aktivitäten, Informationen und Innovationen zusammenfließen, sichtbar und hörbar und ohne Reibungsverluste vermittelt werden. Darüber hinaus verstehen wir uns mit den von uns produzierten Radio- und Fernsehprogrammen auch als kultureller Animator, als Serviceeinrichtung, Podium für alle sich neu abzeichnenden Entwicklungen und als Ort der kulturellen Leistungen auch kleinerer informeller Gruppen.

Landesstudio Niederösterreich wäre ohne das Rundfunkgesetz 1966 und ohne Gerd Bacher nicht vorstellbar. In der Zwischenzeit ist das Landesstudio aus der elektronischen Landschaft Österreichs nicht mehr wegzudenken. Meinungsforschung und Publikumsecho bestätigen uns einen hohen Beliebtheitsgrad, mit einer Tagesreichweite von rund 50 Prozent ist Nö das meistgehörte Regionalprogramm Österreichs.

Wer mit offenen Augen und Ohren durch dieses Land geht, dem drängen sich Themen, Anlässe, berichtenswerte Ereignisse geradezu auf. Die Schwierigkeit, dem allen gerecht zu werden, besteht darin, gewissermaßen alles unter einen elektronischen Hut zu bringen, darin, aus der Vielfalt ein erkennbares Programmgefüge zu gestalten. Wir lassen uns hier von mehreren Gesichtspunkten leiten. So begleitet Radio Niederösterreich seine Hörer durch den Tag. Dabei stellen wir uns immer ganz konkret unsere Partner vor und versuchen, auf ihre Bedürfnisse einzugehen.

Seit April 1983 verfügt das Landesstudio über ein einzigartiges Fahrzeug, das sogenannte N-Mo-bil. Es ist Werbe- und Informationsfährzeug, vor allem aber auch ein fahrbares Studio für den täglichen Radiobetrieb. Mehr als 40.000 km, 250 aus dem N-Mobil abgewickelte Sendungen und eine Vielzahl an sonstigen Einsätzen sprechen für sich. Diese Mobilität soll aber nicht Selbstzweck sein. Sie ist die Voraussetzung, daß auch kleine und kleinste Gemeinden und Gemeinschaften aus gegebenem Anlaß sich im Radio selbst darstellen können. Besonders beliebt ist hiebei das Sommer- und Winterradio „Radio 4/4“. Seit 1979 besucht das Sommerradio jährlich rund 45 Gemeinden. „Juwele neben der Hauptstraße“, „Urlaubsgeheimtips“ und Wissenswertes aus Küche und Keller sowie Volks- und Hausmusik vermitteln unmittelbares Erlebnisradio.

Niederösterreich ist in hohem Maße Grenzland. 400 km gemeinsame Grenze mit der Tschechoslowakei bedeuten die Verpflichtung, auch für das Landesstudio, sich um die Begegnung mit dem Nachbarn zu kümmern. Grenzland fördern heißt auch, Fenster zum Nachbarn öffnen. Das Trennende nicht übersehen, aber das Gemeinsame suchen und betreiben, ist Aufgabe dieser besonderen Programme, die in Zusammenarbeit mit Radio Prag bzw. Radio Bratislava und dem Tschechoslowakischen Fernsehen, Studio Brünn, durchgeführt wurden. Im Juni wird auf Schloß Tele in Südmähren bereits das zehnte böhmisch-niederösterreichische Schloßkonzert stattfinden. Ensembles aus jeweils dem einen Land musizieren auf Schlössern des anderen Landes Werke von Komponisten, die diesseits und jenseits der Grenze gelebt, gewirkt und Erfolge gehabt haben.

Auch das gemeinsame Musizieren von Blasmusikkapellen, die „böhmisch-niederösterreichischen Frühschoppen“, sind mittlerweile zur Tradition geworden. Gerade in diesen Tagen wird wieder ein Roman eines böhmischen Autors — in deutscher Ubersetzung — im Funkhaus Wien produziert, der als Fortsetzungsroman gesendet werden soll: Jan Neru-das „Kleinseitner Geschichten“.

Der Bogen der Unterhaltungssendungen reicht vom berühmten „Turnier auf der Schallaburg“, einem humorvollen Wettstreit mit geistigen Waffen, über die Wunschkonzerte bis zum „Schlagerbarometer“ mit Peter Rapp und zur „Grünen Hitparade“. Natürlich versuchen wir auch Lebenshilfe zu gewähren. Den Anliegen der Jugend widmet sich die seit 1979 bestehende Jugendredaktion mit ihrer eigenen Sendung jeden Freitag „7 nach 7“.

Das Landesstudio Niederösterreich ist mittlerweile auch zu einem beachtlichen Fernsehproduzenten im Rahmen der arbeitsteiligen Gesellschaft österreichischer Rundfunk geworden. Rund 90 Stunden pro Jahr werden für das Fernsehen produziert. Sonderproduktionen versuchen auch hier dem Land gerecht zu werden.

Alles in allem verstehen wir uns als ein großes und für alle Menschen akzeptierbares Stadt-Landprogramm. Nicht Gegensätze zu vertiefen und zu vergrößern ist unsere Aufgabe, sondern zur Integration der Menschen in diesem Land und mit den sie umgebenden Regionen beizutragen. So, wie wir uns nicht zuletzt im persönlichen Bereich als ein integriertes Familienprogramm verstehen, dessen Zielgruppe der Mensch in seinen verschiedenen Altersstufen und Lebensbereichen ist, von dem wir ein wenig Verständnis für die jeweils andere Alters- und Zielgruppe erhoffen.

Der Autor ist Intendant des Landesstudios Niederösterreich.

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