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Aufbruch in ein
Mehr als 30 Millionen Menschen sind in den OECD-Ländern arbeitslos und die Tendenz der Zahlen ist bis auf weiteres steigend. Der Direktor des Internationalen Arbeitsamtes in Genf meinte kürzlich sogar, daß bis zum Jahr 2000 weltweit eine Milliarde Arbeitsplätze zu schaffen seien.
Auf diesem Hintergrund scheint mir die Debatte um die Arbeitszeitverkürzung etwas zu oberflächlich. Sie kann besten-
falls — wie auch Sozialminister Dallinger feststellt — ein Mittel unter vielen zur Bewältigung des Problems Arbeitslosigkeit sein. Heute geht es um wesentlicheres: Wir werden nur dann nicht aneinander vorbeireden, wenn wir uns annähernd darüber einigen können, welchen Stellenwert Arbeit im Leben des Menschen hat, bzw. haben soll.
Braucht der Mensch Arbeit oder ist sie nur eine Last? Dient sie nur der Bereitstellung von Gütern und Leistungen oder hat sie Eigenwert?
Dallingers Forderung, daß die Maschine den Menschen nicht ersetzen solle, geht offensichtlich von der Grundannahme aus, daß Arbeit für den Menschen einen
Wert an sich besitzt. In dieselbe Richtung weist die Enzyklika „Laborem Exercens”: „Unabhängig von der Arbeit, die jeder Mensch verrichtet, und vorausgesetzt, daß diese einen Zweck seines Handelns darstellt,… ist festzuhalten, daß dieser Zweck für sich allein keine Bedeutung besitzt. Zweck der Arbeit … bleibt letztlich immer der Mensch selbst.”
Unter Hinweis auf die buddhistische Sicht kennzeichnet E. F. Schumacher Arbeit folgendermaßen: „Sie gibt Menschen die Möglichkeit, seine Fähigkeiten zu nutzen und zu entwickeln. Sie hilft ihm aus seiner Ichbezogenheit herauszutreten, indem sie ihn mit anderen Menschen in einer gemeinsamen Aufgabe verbindet, und sie erzeugt Güter und Dienstleistungen … “
Neben ihrer Zweckhaftigkeit hat Arbeit die Bedeutung, menschliche Begegnung zu ermöglichen und dem Leben Sinn zu geben. Daß dies nicht nur theoretische Überlegungen sind, zeigt eine Untersuchung bei deutschen Arbeitslosen, die sich der beiden letztgenannten Aspekte der Arbeit sehr bewußt sind: 55 Prozent kamen sich überflüssig vor und 53 Prozent ging der Kontakt mit Kollegen ab. Natürlich sorgten sie sich auch wegen ihres Lebensunterhaltes.
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