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Aufgaben der Familie"

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Nach und nach treffen die ersten Experten für die fünfte Weltbischofssynode, die ab 26. September bis Ende Oktober im Vatikan tagen wird, in Rom ein. Weltbischofssynoden gehen auf eine Anregung Kardinal Bernard J. Alfrinks, des ehemaligen Erzbischofs von Utrecht, zurück, der 1959 die Errichtung eines Rates von Bischöfen und Experten vorschlug, der zusammen mit dem Papst und der Römischen Kurie gesetzgeberische Vollmacht für die ganze Kirche zukommen sollte.

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Nach und nach treffen die ersten Experten für die fünfte Weltbischofssynode, die ab 26. September bis Ende Oktober im Vatikan tagen wird, in Rom ein. Weltbischofssynoden gehen auf eine Anregung Kardinal Bernard J. Alfrinks, des ehemaligen Erzbischofs von Utrecht, zurück, der 1959 die Errichtung eines Rates von Bischöfen und Experten vorschlug, der zusammen mit dem Papst und der Römischen Kurie gesetzgeberische Vollmacht für die ganze Kirche zukommen sollte.

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Dieser Vorschlag fand Eingang in die Dokumente des Zweiten Vatikanischen Konzils, wobei allerdings das Schwergewicht auf die beratende Aufgabe gelegt wurde. Paul VI. deutete in der Eröffnungsansprache der ersten Bischofssynode am 30. September 1967 an, daß in Einzelfällen der Papst der Synode Entscheidungsvollmacht geben könne. Doch wurde davon bisher kein Gebrauch gemacht.

Es gab seither vier Weltbischofssynoden. Die erste (1967) befaßte sich mit einer Reihe von Themen und suchte vor allem ihre eigene Identität zu finden. Die zweite (1971) widmete sich folgenden Sachgebieten: „Der Priester in der Welt von heute" und „Die Gerechtigkeit in der Welt von heute".

Die dritte (1974) beriet stürmisch und zugleich sehr fruchtbar das Thema „Die Evangelisierung in der Welt von heute". Die zahlreichen Anregungen fanden Eingang in das Apostolische Schreiben „Evangelii nuntiandi", welches zu den besten Dokumenten im Pontifikat Pauls VI. zählt.

Die vierte Bischofssynode (1977) beriet schleppend über „Die Katechese in der Welt von heute", ohne ihr eigentliches Thema recht finden zu können. Die Ergebnisse wurden im Dokument „Catechesi tradendae" zusammengefaßt. Es fand indes nur wenig Beachtung.

In der nunmehr fünften Weltbischofssynode werden circa 220 Bischöfe über das Thema „Die Aufgabe der christlichen Familie in der Welt von heute" beraten. Wenn es nach dem Wunsch vieler Bischöfe gegangen wäre, hätte man bereits 1977 hierüber diskutiert. Doch zögerte Paul VI. damals, wählte es aber „mit Mut und Entschiedenheit", wie Johannes Paul II. formulierte, für 1980.

In den letzten Monaten wurden in den verschiedenen Massenmedien zahlreiche Wünsche geäußert, welche die Synode behandeln sollte: den Themenkreis der Enzyklika „Humanae vitae", die Uberprüfung der Kriterien für die Annullierung von Eheverträgen, sowie der rechtlichen Bestimmungen für die Trauung von konfessionsverschiedenen Brautpaaren und schließlich die Behandlung der Pastoral von Geschiedenen.

Daß in all diesen Problembereichen offene Fragen liegen, die einer Klärung bedürfen, wird niemand leugnen. Doch werden die Beratungen und Diskussionen der fünften Bischofssynode hier ihre Schwerpunkte finden?

Eine Analyse verschiedener offizieller Ausführungen weist auf andere Schwerpunkte. Diese Synode wird vor allem versuchen, erklärte Johannes Pau] H._ap 23. Februar 1980, „eine Beschreibung der Situation der Familie und der verschiedenen mit ihr verbundenen Probleme zu geben, denn es gilt zunächst, die Weise, wie Familie heute gelebt wird, klar zu sehen."

Ein bedeutender Teil der Arbeiten wird dabei der Theologie, d. h. der katholischen Lehre über die Familie, gelten. Die Synode muß ja vor allem die Uberzeugungen der Christen stärken.

Es geht ohne Zweifel weniger darum, erneut eine systematische Darstellung bereits wohlbekannter und hinreichend erläuterter Tatsachen zu bieten, sondern darum, eine Sprache und jene tiefgreifenden Motivierungen zu finden,die die bleibende Lehre der Kirche so beleuchten, daß die Menschen von heute in ihrer konkreten Lebenslage erreicht und möglichst überzeugt werden.

Dann wird es ihnen möglich sein, z. B. auf bestimmte, sich immer weiter verbreitende Tendenzen zu antworten, wie z. B. auf den Trend, eine freie Lebensgemeinschaft zu führen.

Die Synode wird kein Mittel zur Beantwortung sämtlicher Probleme werden, sondern sie wird hervorheben müssen, was Nachfolge Christi in diesem Bereich bedeutet. Sie wird die Werte herausstellen müssen, ohne die die Gesellschaft blindlings in eine Sackgasse gerät. Sie wird den Christen und den Menschen guten Willens helfen müssen, sich in diesen Punkten ein klares, überzeugtes Gewissensurteil zu bilden.

Schließlich und vor allem wird die Synode realistisch versuchen, den Familien zu helfen, diese Werte wiederzufinden und zu bewahren, sie zu leben und sie Schritt für Schritt auszustrahlen. Das wird Inhalt des unmittelbar pastoralen Teils sein.

Die Vorbereitungen verliefen nach gewohntem Muster. In einem ersten Arbeitsgang erbat das Synodensekretariat von den Bischofskonferenzen Anregungen, Studien und vor allem Vorschläge, die den Diskussionen als Grundlage dienen könnten.

In einem zweiten Arbeitsgang wurde aus dem eingesandten Material zusammen mit Experten und dem Rat des Synodensekretariates ein Beratungsdokument („Lineamenta") erstellt, dem Papst vorgelegt und nach dessen Billigung an alle Patriarchen, Bischöfe, Vorsteher und Dikasterien und den Mitgliedern der Vereinigung der Generalobern als vertraulich zu behandelndes Dokument zur Prüfung zugeleitet (was nicht ausschloß, daß es wenige Wochen danach im vollen Wortlaut in einer italienischen Wochenzeitschrift erschien).

In einem dritten Arbeitsgang erstellte das Synodensekretariat aus den verschiedenen Verbesserungsvorschlägen ein Arbeitsdokument („Instrumen-tum laboris"), das streng vertraulich nur mehr den Mitgliedern der fünften Bischofssynode zugesandt wurde.

Nach dem „Lineamenta" zu schließen, werden sich die Beratungen vor allem auf drei Themenkreise konzentrieren: erstens Bestandsaufnahme der Probleme der Familie 15 Jahre nach Beendigung des Konzils; zweitens Auftrag und Verantwortung des christlichen Lehramtes für eheliche und familiäre Gemeinschaft; drittens Aufgabe der christlichen Familie bei der Erziehung und der Unterweisung im Glauben, in der Heiligung ihrer Mitglieder und in der Förderung des sozialen Lebens in der Welt von heute.

Aus der Analyse dieser und anderer Dokumente geht hervor, daß die p a-s t o r a 1 e n Anliegen der Familie den Schwerpunkt der Beratungen bilden werden.

„Ohne die Entscheidungen der Synode vorwegnehmen zu wollen", erklärte der ehemalige Generalsekretär der Bischofssynode, Kardinal Rubin, der auch diese Synode noch weitgehend vorbereitet hat, „kann ich im Licht der Erfahrung und der eingegangenen Antworten sagen, daß sich die Aufmerksamkeit der Synodalen bei der kommenden Versammlung . . . vor allem auf diese fundamentalen Themen richten wird: die Familie als Zelle der Gesellschaft und als Hauskirche".

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