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Aus der fuche nach golf

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Ohne Ruhe ist des Menschen Herz. Die großen religiösen Aufbrüche in der Menschheitsgeschichte stehen vor unserem geistigen Auge:-Sie haben in der vitalen Religiosität afrikanischer Stammeskulturen ebenso ihren Niederschlag gefunden wie in den Weisheitslehren eines Laotse und Konfuzius, in der tiefen Erfahrung transzendenter Wirklichkeit in Hinduismus und Buddhismus, wie in der großen Sehnsucht nach Gott, geweckt durch Sein Offenbarwerden in der Geschichte Israels und des Christentums, in der kraftvollen Dynamik islamischen Gottesglaubens - aber auch in den neuzeitlichen Aufbrüchen religiöser Bewegungen wie bei den Pfingstlern, in charismatischen Gruppen, in den zahllosen Sekten, die sich um die großen „etablierten“ Religionen bilden, und in den Jugendreligionen. Muß es uns Christen nicht mit tiefer Freude erfüllen, zu sehen, wie Gott auf vielerlei Weise auch in unseren Tagen die Herzen der Menschen berührt, so daß sie aufbrechen und sich auf die Suche machen nach Ihm? Einzeln und in Gruppen. In den großen außereuropäischen Kulturzonen, aber auch bei uns, in unseren europäischen Ländern. Leuchtet nicht heute inmitten einer Welt, die in Gefahr ist, auseinanderzubrechen, gerade in diesem vielfältigen Suchen der Menschen nach Gott eine neue Verheißung auf: eine neue Mitte, die die Zerstreuten sammeln will?

Seit den frühen Tagen der Kirche haben die Christen in den verschiedenen Formen des religiösen Lebens in der Menschheit eine Aussaat des göttlichen Logos gesehen. Im Angesichte Jesu aber nehmen sie nun die Herrlichkeit Gottes selbst wahr. Jesus ist für sie nicht nur eines der vielen göttlichen Samenkörner, die in der Welt ausgestreut sind, sondern in ihm erkennen sie den Sämann, in dem aller Reichtum der Wahrheit und Liebe verborgen ist. Er kommt, um auch als Weizenkorn in die Erde zu fallen. Mit seinem Sterben aber im Ackerboden dieser Welt und mit dem Aufgehen der hundertfältigen Frucht aus seinem Weizenkorn bricht schon die Zeit der Ernte an. Als Auferstandener ist er der Erstgeborene von den Toten.

Die intensive Begegnung mit den alten und neuen religiösen Kräften der Menschheit, wie sie die heutige Zeit mit sich bringt, steht für uns Christen darum in einem weiten Zusammenhang. Sie ruft uns auf, an der Hand Jesu uns mit allen Menschen guten Willens neu auf die Suche nach Gott zu machen; dankbar zu sein für jene Unruhe der Herzen, die gerade in unseren Tagen allerorten spürbar ist. Hoffen wir Christen mehr als alle andern, Gottes Reich einmal endgültig zu finden, dann müssen wir auch mehr als alle anderen mit ihnen zusammen dieses Reich Gottes suchen.

Im Angesicht der Weltreligionen und aller religiösen Bewegungen haben wir Christen eine neue Chance, jenen göttlichen Sämann zu erkennen, der seine Aussaat seit Anbeginn der Welt in den Ackerboden dieser Welt aussät. Dem Unkraut, das der Böse bei Nacht in den gleichen Ak- ker ausgestreut hat, gilt es zu wehren - besonders auch in unseren eigenen Reihen; es aber endgültig zu scheiden vom Weizen, wird dem göttlichen Sämann am Tag der Ernte, vorbehalten sein. An uns ist es, vom Geiste Gottes erfüllt, Zeugnis zu geben von der großen Hoffnung, die uns geschenkt ist. Vergessen wir nicht: Wenn uns gerade in unserer Zeit die Vielfalt des Religiösen in der Menschheit neu begegnet (und vielleicht da und dort auch zur Anfechtung wird), so haben wir darin auch unsererseits die Chance, in diese Begegnung hinein den Anderen das Zeugnis Jesu zu bringen. Vielleicht zum ersten Mal in der ganzen Menschheitsgeschichte. Was letzlich in dieser Begegnung geschieht, gehört zum Geheimnis jener „Stunde“, die allein der Vater kennt. An uns ist es, vom Heiligen Geist erfüllt, zu lieben, wie Jesus geliebt hat, und seine Zeugen zu sein „in Jerusalem und in ganz Judäa und Samaria, ja, bis an die Grenzen der Erde“ (Apg 1, 8).

P. Dr. Andreas Bsteh SVD ist Dekan der Phil.-Theol. Hochschule St. Gabriel

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