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Aus zwanzig Jahren

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Neue Gedichte von Ilse Aichinger: „Verstreutes und Unveröffentlichtes aus zwanzig Jahren.“ Spuren eines Dichterlebens, einer Entwicklung. Man erwartet sich nicht viel, denkt an schreiberischen Abfall, an Nebenprodukte.

Und ist dann überrascht von der Qualität der Gedichte.

Ilse Aichinger ist ruhiger geworden, ihr Stil geschliffener, fließender. Die Bilder klarer, eindringlicher. Statt langer Worttira-den und Gedankenketten stehen kurze, eindringliche Mataphern.

Nur die Themen sind gleich geblieben: Die Liebe, die Trauer, die Erinnerung an das Gestern. Die Aichinger hat ihre Gefühle, ihre Leidenschaften genau seziert. „Wie in einem Spiegel“ betrachtet sie sich. Nüchtern, klar, mit fast selbstzerstörerischer Ehrlichkeit. Da gibt es selben Beschönigendes.

Manchmal, da gleitet sie ab in selbstgefällige Melancholie, gefällt sie sich in einer Leidens- und Träumerpose. Da zerfließen die Gedichte, werden seltsam schal und farblos.

Trotzdem - man sollte diese verstreuten Gedichte aus zwanzig Jahren lesen. Man sollte sie immer wieder lesen.

VERSCHENKTER RAT. GEDICHTE. Von Ilse Aichinger. S.Fischer-Verlag, Frankfurt am Main, 1978, öS 142,-.

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