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Außenhandel darf nicht Einbahnstraße sein

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Seit zwei Jahrzehnten wird die österreichische Bevölkerung im Zusammenhang mit dem Nationalfeiertag ganz speziell auf die Tatsache aufmerksam gemacht, daß die österreichische Wirtschaft sich in ihrer Leistungsfähigkeit sehr wohl mit den hochindustrialisierten Staaten Europas und der ganzen Welt messen kann und ihre Produkte auf dem Weltmarkt Anerkennung finden. Die von der Bundeskammer kreierte „Österreich-Woche“ geht von der Erfahrung aus, daß der Österreicher dazu neigt, seine eigenen Leistungen gegenüber ausländischen oft geringer einzuschätzen und sich durch Bevorzugung ausländischer Produkte selbst ins Hintertreffen setzt -als Arbeitnehmer, dessen Arbeitsplatz gefährdet ist, wenn der Inlandsabsatz der heimischen Erzeugnisse zu wünschen übrig läßt.

Diese Bestrebung einer Aufklärung der Öffentlichkeit über die Leistungen der österreichischen Wirtschaft hat nichts mit Protektionismus zu tun. Ganz im Gegenteü ist es ein Grundprinzip der österreichischen Wirtschaft, daß der Außenhandel keine Einbahnstraße sein darf, daß einzig eine Arbeitsteüigkeit, die sich über Landesgrenzen, ja sogar über Kontinente hinweg erstreckt, letztlich den größtmöglichen Wohlstand für alle Beteüigten garantiert. Österreich kann - ganz abgesehen von der Notwendigkeit der Rohstoffimporte - gewiß nicht alles im eigenen Land erzeugen. Importe sind unerläßlich, ebenso unerläßlich aber auch ein entsprechender Export, vor allem spezialisierte Erzeugnise, die man vielfach selbst aus Ubersee vom kleinen Österreich geliefert haben wül, weil sie eben hier in der gesuchten Qualität und Preislage hergestellt werden.

Es gibt eine ganze Reihe von Erzeugnissen, bei denen der Auslandsabsatz aus leicht verständlichen Gründen den Inlandsabsatz weit überschreitet, angefangen von so konsumnahen Produkten wie Ski-und Wintersportbekleidung, Stickereierzeugnissen oderFümkameras bis zu Mikroskopen, Holzbearbeitungsmaschinen, Gleisstopfanlagen und Sinter-Stahl. Zunehmende Bedeutung gewinnt darüber hinaus die Lieferung und Montage schlüsselfertiger Anlage und Einrichtungen der Infrastruktur der Entwicklungsländer sowie die Planung von Entwicklungsprojekten, mehr und mehr auch auf Basis von Kooperationen mit Drittländern.

Forschungsaufwand steigt

Es liegt auf der Hand, daß solche Leistungen ein hohes Maß an technischem Können und ständige Aktivität auf dem Gebiet der Forschung und Entwicklung zur Voraussetzung haben. Der Forschungsaufwand der österreichischen Wirtschaft steigt ständig, die direkte Förderung seitens der öffentlichen Hand hat leider lange Jahre stagniert.

Eine ernste Sorge der Wirtschaft, die vor allem auch nicht oft genug vor einer Gefährdung der für Österreich typischen mjttelständischen Unternehmungen warnen kann, stellt deren zu geringe Eigenkapitalbasis dar. Gerade diese mittelständischen Unternehmungen sind es, die nachweisbar in Krisenzeiten am anpassungsfähigsten reagieren und damit Arbeitsplätze halten, die etwa in der verstaatlichten Industrie oft nur unter merkbaren Verlusten für die Allgemeinheit aufrecht erhalten werden können.

Insofern hat die von der Wirtschaft mit Nachdruck geforderte Mittelstandspolitik auch eine starke familienpolitische Bedeutung. Das gut im übrigen nicht nur für die Sicherstellung der Arbeitsplätze der Familienerhalter, sondern auch für die zur Verfügungstellung von Lehr- und Ausbüdungsplätzen für die Jugend.

Das in Österreich traditionelle duale betriebliche Ausbildungssystem bewährt sich nicht nur im Hinblick auf die praxisnahe Qualität der Ausbildung, sondern auch in Anbetracht der Notwendigkeit, auch bei einer überdurchschnittlich hohen Zahl von Schulabgängern, wie wir sie gegenwärtig und in nächster Zukunft vorfinden, den Ausbildungsbedarf der jungen Menschen zu decken und sie nach Abschluß der Ausbildung auch im Arbeitsprozeß einzugliedern. Wenn Österreich bis heute die in anderen Ländern so schwierigen Probleme der Jugendarbeitslosigkeit erspart blieben, ist dies sicherlich nicht zuletzt der Einstellung unserer Unternehmerschaft zu danken.

Das gleiche gilt beispielsweise auch für die in vielen Betrieben erfolgte Einführung der gleitenden Arbeitszeit - auf Wunsch oder mit Zustimmung der Arbeitnehmer - die es gerade auch den Müttern ermöglicht, ihre Kinder in die Schule zu bringen und überhaupt die Arbeitszeit auf die Bedürfnisse der Familie abzustellen. Nicht unerwähnt sollte im Zusammenhang mit famüienpolitischen Aspekten auch die Tatsache bleiben, daß es die Wirtschaft ist, die durch Beistellung von fünf Prozent der Lohn- und Gehaltssumme - das sind derzeit rund 15 MUliarden Schüling-den Famüienlastenausgleichsfonds überwiegend finanziert. Ebenso trägt sie die Kosten anderer im Interesse der Famüien geschaffenen Maßnahmen wie die FreisteUung zur Pflege erkrankter Famüienangehöriger. Dies kommt vor allem den arbeitenden Müttern und ihren Kindern zugute.

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