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Aussicht folgt der Einsicht

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Ein anderer hätte längst den Krempel hingeschmissen. So aber muß sich Alois Mock vorhalten lassen, sich selbst gegenüber kein Einsehen zu haben.

An - nicht nur für den 0 VP-Ob-mann - unangenehmen Einsichten führt jetzt kein Weg vorbei: Dazu gehört, daß Mock auf unaufrichtige Loyalitäten baut. Daß ÖVP-Landesfürsten als Marionetten ihrer selbst in den von ihnen gezogenen Fäden peinlich verheddert sind. Vom 24. November 1986 an.

Da ist einmal, wußte Josef Krainer Erhard Busek zu berichten, „der Ratzenböck umg'fallen“. Dann wurde einstimmig Mock das Vertrauen ausgesprochen, dann wieder feierlich der Parteitag 1989 zementiert.

Daneben brütet eine Runde von Landeshauptleuten über Namen von Mock-Nachfolgern abseits von Erhard Busek. Dieser wiederum meldet seine Kandidatur für einen Wechsel „in Frieden und in Liebe mit Alois Mock“ an. Einmal einer, der mit dem unehrlichen Versteckspiel aufhört.

Ohne Gesichtsverlust steht heute kein einziger mehr da. Deshalb die vorgehaltene Hand?

Nach Führungsstärke gegen die Führungskrise der Volkspartei hält man vergebens Ausschau. Und mancher wird seinen Leuten im Land jetzt kaum mehr erklären können, womit er die Kosten und Strapazen einer Anreise zum ÖVP-Bundesparteivorstand rechtfertigt, wenn er dort den Mund — sonst vollgenommen — nicht aufbringt. Lächerlich die Forderung nach einem Gespräch mit Mock unter zwanzig Augen, wenn der Mut fehlt, ausnahmsweise einmal mit ihm — und nicht über ihn - unter vier Augen zu reden.

Vorausgesetzt einmal, Mock gelangt zum Einsehen, Worten vertraut zu haben, die Sprechblasen waren, kommt er um Konsequenzen nicht herum.

Vorausgesetzt weiters, Busek ist bereit, die Partei zu führen, wortgetreu aber weiterhin Wiener VP-Obmann und Vizebürgermeister bleiben zu wollen, bieten sich Konsequenzen an.

Vorausgesetzt zudem, die Mitglieder des ÖVP-Vorstandes wollen sich nicht gänzlich lächerlich machen und nehmen einmal gefaßte Beschlüsse — und damit sich selbst — nicht zum Krenreiben, sondern ernst, bleiben sie beim Parteitagstermin 1989. Und ziehen daraus Konsequenzen, die so fern nicht liegen könnten.

Wie das alles noch unter einen Hut bringen, ohne faule Kompromisse, ohne Kampf auf Biegen und Brechen? Und das noch dazu •rasch?

Indem Alois Mock die Führung der Partei in die Hände eines geschäftsführenden Parteiobmannes namens Erhard Busek legt. Eine Lösung, die alle Beteiligten Wort halten und doch noch das Gesicht wahren läßt. Warum wird auch darüber nur hinter vorgehaltener Hand gemauschelt?

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