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Ausverkauf bei Wildtieren

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Welttierschutztag ... .wir denken an Kettenhunde, ertränkte Kätzchen und an in Legebatterien gequälte Hühner.

Von der Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt, zeichnet sich auf einem anderen Sektor des Tierschutzes eine dramatische Entwicklung ab, die die Bemühungen des Naturschutzes geradezu unterläuft - das dreckige Geschäft mit gefährdeten Tieren bzw. Produkten aus ihnen.

Die Nashörner sind ein gutes Beispiel für die Dimension, die in der meist im gesetzlichen Halbdunkel agierenden Branche erreicht wird.

Alle 5 Nashornarten der Welt sind von der Ausrottung bedroht - als Folge eines Aberglaubens: die zu Pulver gemahlenen Hörner gelten im Fernen Osten als Aphrodisiakum.

Durch den Rückgang der Nashörner stieg der Preis für das Hornpulver ins Astronomische. An bestimmten Handelsplätzen werden 200.000,Schilling pro Kilogramm bezahlt. Bei diesen Preisen ist es nicht verwunderlich, daß die Wilderei in den Nationalparken Afrikas einen erneuten Aufschwung genommen hat.

Die Nashörner sind nur ein Beispiel aus einer traurigen Reihe: Elefanten, Wale, Robben, Krokodile und die gefleckten Großkatzen, sie alle haben den Fluch zu tragen, daß aus ihren Körpern Produkte gewonnen werden, die unserem Luxusbedürfnis entgegenkommen: Elfenbein für Schmuckzwecke, Ambra für Parfüms und der riesige Bedarf an exklusiven Pelzen und Häuten.

Der Handel mit Produkten aus Wildtieren ist längst noch nicht alles: auch lebende Tiere fast aller Arten gehen rund um die Welt.

Wenn Sie in Österreich sind und ein besonders seltenes Tier haben wollen, ist es für den Händler besonders einfach. 1973 wurde auf Initiative des World Wildlife Fund in Washington das Abkommen über ein Handelsverbot mit gefährdeten Tier- und Pflanze-narten unterzeichnet, dem inzwischen sechzig Länder beigetreten sind. Uganda hat noch nicht unterschrieben .....und Österreich auch nicht.

Die Folge ist, daß wir zu einer Drehscheibe des internationalen Handels mit gefährdeten Tieren geworden sind. Der Import nach Österreich ist legal, der Schmuggel in die Nachbarländer, die das Abkommen längst unterzeichnet haben, floriert. Wie soll eine Kontrolle, zum Beispiel im sommerlichen Reiseverkehr nach Deutschland, durchgeführt werden? Die Möglichkeit des Eingreifens besteht bei der Behörde nur beim Import.

Auch hier nur ein Fallbeispiel: ein berüchtigtei deutscher Tierhändler importierte kürzlich fünf Weißkopfseeadler, eine hochgefährdete Adlerart und das Wappentier der USA. Als der deutsche Zoll die Tiere am Flughafen Frankfurt beschlagnahmen wollte, wurden sie vom Händler einfach als Transitgut deklariert und an einen Kollegen in Österreich umgeleitet: siestehen heute in einer Greifvogelstation in der Nähe Wiens, wo über 100 Greifvögel aus aller Herren Länder für Geld besichtigt werden können. Die Haltung der Tiere ist derartig katastrophal, daß sich der Inhaber der Station derzeit wegen Tierquälerei vor Gericht verantworten muß.

Die internationalen Händlerringe verschieben ihre Tiere rund um den Erdball. In irgendeinem Land oder bei einer unaufmerksamen Zollbehörde ergibt sich immer eine Möglichkeit, die Gesetze zu umgehen. Was sich dabei in den Transportkisten der armen Kreaturen abspielt, lehrt selbst abgebrühten Naturen das Grausen.

Besonders bei Greifvögeln, die von Natur aus aggressiv sind, kommt es zu fürchterlichen Kämpfen, wenn sie wie üblich (Luftfracht ist teuer) bis zu zehnt zusammengepfercht in engen Kisten transportiert werden. Oft überleben dann nur zwei oder drei der stärksten Tiere, sie stehen dann als „Sieger" auf den zerfetzten Leibern ihrer Reisekumpane.

Treten am Transportweg noch irgendwelche Verzögerungen ein, dann gibt es nur mehr Leichen. Den Händler stört das wenig: eine Kiste Großfalken aus Pakistan kostet etwa 10.000 Schilling. Uberlebt darin nur ein einziger Wanderfalke, so steckt er diesen in einen Nylonstrumpf (eine durchaus schonende Art des Transportes über kurze Strecken), fährt damit im Reiseverkehr über die deutsche Grenze und findet sofort einen Käufer, der ihm bis zu 60.000 Schilling zahlt. Alle Bemühungen des World Wildlife Fund Österreich, die Unterzeichnung des Washingtoner Handelsabkommens durch Österreich voranzutreiben, sind bisher gescheitert.

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