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Ausweglos?

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Ausweglos?", das ist der Titel . eines Buches von P. Bern­hard Häring „Zur Pastoral bei Scheidung und Wiederverheira­tung". Ausweglos, das ist die Situation einer ständig wachsen­den Zahl wiederverheirateter Geschiedener, aber auch vieler Seelsorger, die solchen gangbare Wege weisen wollen.

Ein Fallbeispiel, das für viele gilt: Zwei Katholiken haben jung geheiratet. Bald nach der Trau­ung kam ein Kind. Die Ehe ist nie recht gelungen. Nach einigen Jahren war sie trotz ernster Aus­söhnungsversuche heillos zerrüt­tet. Man ging auseinander. Ge­raume Zeit später - also nicht ursächlich für die Trennung-fand jeder einen neuen Partner. Sie i waren ja noch recht jung! Kirch­lich konnten sie nicht heiraten. Aber diese Partnerschaft gelang viel besser. Sie hatten aus den Fehlern der ersten Ehe gelernt, waren reifer und liebesfähiger geworden. Sie wollten nochmals ganz neu anfangen. Der zweiten Ehe entstammen mehrere Kin­der, für die sie Gott sehr dankbar sind. Die zweite Bindung hat menschliches Glück, aber auch bleibende Verantwortung gebracht: für Kinder, für den neuen Partner. Das päpstliche Schrei­ben „Familiaris Consortio" er­kennt das an und spricht aus­drücklich auch von solchen Part­nern, die „aus ernsthaften Grün­den - zum Beispiel wegen der Erziehung der Kinder - der Ver­pflichtung zur Trennung nicht nachkommen können." (C 84)

Dasselbe Schreiben bekräftigt aber gleichzeitig eine „auf die Heilige Schrift gestützte Praxis, wiederverheiratete Geschiedene nicht zum eucharistischen Mahl zuzulassen". Diesem generellen Ausschluß kann nur die Annah­me zugrundeliegen, daß beide ständig in schwerer Sünde le­ben. Denn einen anderen Aus­schließungsgrund, etwa eine Kir­chenstrafe diesbezüglich, gibt es nicht. Trennen dürfen sie sich nicht - bleiben sie beisammen, gelten sie objektiv als schwere Sünder. Wo ist ein Ausweg? Nach der heutigen Spruchpraxis der Kirche nur, wenn sie sich ver­pflichten, „völlig enthaltsam zu leben". - Ein Ausweg?

Der Kirche ist die Ehe als ein hohes Gut anvertraut. Sie muß ihre ideale Form verkünden und gegen vielfache Bedrohung schützen. Der Kirche sind aber auch die Menschen anvertraut, besonders jene, die umkehren, neu anfangen wollen. Die Kir­che muß für jeden guten Willens schließlich einen gangbaren Weg suchen. Sie darf nicht so viele in einer so schweren Pflichtenkol­lision alleinlassen.

Ausweglos? - P. Häring fand einen Ausweg in der Praxis der orthodoxen Kirche. Solltennicht auch wir in dieser Richtung weiterdenken, wie es schon die Bischofssynode 1980 empfohlen hat?

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