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Bank-Attacken

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Mit 1. Jänner werden die Kreditinstitute die Gebühren für ihre Dienstleistungen im Rahmen des Zahlungsverkehrs hinaufsetzen. So wird bei den beiden Wiener Großsparkassen beispielsweise die Führung eines privaten Girokontos künftig 120 statt bisher 30 Schilling, 20 Scheckvordrucke 40 statt 21, und die Änderung eines Dauerauftrages zehn statt bisher fünf Schilling kosten.

Das sind immer noch keine spektakulären Beträge, spektakulär freilich ist die Steigerung in Prozent ausgedrückt, nämlich zwischen 100 und 300 Prozent. Entsprechend laut war denn auch der Aufschrei der Arbeiterkammer.

Gegen Preissteigerungen zu sein ist immer populär - wie populär muß es erst sein, dabei die „reichen" Banken ins Fadenkreuz zu nehmen?

Populär sicher, aber auch richtig? Ich vertrete den unpopulären Standpunkt, daß die angekündigte Gebührenerhöhung durchaus gerechtfertigt ist - unter der Voraussetzung, daß die von den Banken genannten Kosten des Zahlungsverkehrs stimmen. Demnach kostet die Führung eines privaten Girokontos pro Jahr etwa 1.500 Schilling, denen derzeit nur etwas mehr als 200 Schilling an Einnahmen aus Gebühren gegenüberstehen (nach der angekündigten Verteuerung werden es auch erst 400 Schilling Dek-kungsbeitrag sein). Insgesamt, so hat das Institut für Wirtschaftsforschung errechnet, ist der Zahlungsverkehr in Österreich mit sieben bis acht Milliarden Schilling pro Jahr unterdeckt.

In anderen Worten. Für sieben bis acht Milliarden Schilling werden nicht die Verursacher, sondern andere Bankkunden zur Kasse gebeten. (Denn sieben bis acht Milliarden Schilling einfach irgendwo bei den Erträgen abzwak-ken, können selbst die „reichen " Banken nicht.) Die Kreditnehmer müssen entsprechend mehr für ihre Kredite zahlen und/oder die Sparer bekommen weniger Zinsen für ihr Kapital. Das ist nicht nur ungerecht, teurere Kredite sind in einer Hochzinsphase, wie wir sie gegenwärtig haben, auch volkswirtschaftlich nicht wünschenswert. Mit der richtigen Zuordnung der Kosten entsprechen die Banken zudem dem allgemeinen Trend nach Kostenwahrheit und -transparenz.

Bleibt als Schönheitsfehler der Umstand, daß Ausmaß und Zeitpunkt der Gebührenänderung eine - verbotene - Absprache der Kreditinstitute vermuten lassen. Wer ihnen das vorhalten wird? Sicher nicht „Kurier" und „Krone", die ja ebenso zufällig gleichzeitig im gleichen Ausmaß teurer wurden...

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