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Barockspiegel

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Im niederösterreichischen Stift Gött-weig schließt Pater Gregor M. Lechner heuer seinen Graphik-Zyklus mit Allegorien ab. Sie verblüffen auch dadurch, daß es fast nur Frauendarstellungen sind, von den Kardinaltugenden über die Sinne, die Fakultäten, die Erdteileoder die Künste. Sogar die Wissenschaften, selbst die theologischen Tugenden, die sieben Gaben des Heiligen Geistes, die Quellen der Wahrheit, Rat, Einigkeit, Sieg, Fried-samkeit, eheliche Treue, Gottesfurcht, Weisheit und Friedenslust sind weiblich, ja auch Mathematik, Astronomie, Dialektik und Rhetorik, alle sonst Frauen abgesprochenen Fähigkeiten sind hier durch Frauen dargestellt. (Nur ein paar Laster sind da männlich, wie Neid und Zwietracht, Faulheit oder Trunksucht!)

Welch eigenartige Einsichten könnten einer solchen Darstellung zugrundeliegen: Während realen Weibern wenig zugetraut wurde, lebte hier vielleicht noch geheimes Wissen um verschüttete Potentiale weiter? Oder hätte man Frauen im klösterlichen Kontext sonst gar nicht darstellen können, wollte es aber doch tun?

Ergänzt werden diese Graphiken durch weltliche Königs- und sakrale Triumphe der Christenheit, des Himmels, Hiobs oder Davids.

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