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Berggasse 19

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Die Sigmund-Freud-Gesellschaft wird in Zukunft unter etwas weniger Platzmangel leiden, denn nun stehen ihr auch jene Räume im Parterre des Hauses Berggasse 19 in Wien zur Verfügung, in denen Sigmund Freud seine erste Ordination hatte. In derselben Wohnung hatte vorher Victor Adler ordiniert und er hatte Freud die Räume vermittelt.

Als Mäzen hat die Creditanstalt die Erweiterung ermöglicht - Generaldirektor Treichl nahm die Eröffnung vor -, ein Umstand, der Erwähnung verdient. Denn nach wie vor ist das Haus Berggasse 19 in Wien nicht sonderlich populär. Nur ein kleiner Bruchteil der Gäste sind Österreicher. Und die kommen meist, um amerikanischen Gästen einen Besichtigungswunsch zu erfüllen - freilich nicht ohne patriotischen Stolz.

Bis 19. September ist in Freuds erster Ordination eine Ausstellung von Bildzeugnissen und Dokumenten aus der Zeit der „Anfänge der Psychoanalyse” zu sehen. In den Schaukästen liegen Dokumente aus dem Archiv der Sigmund-Freud-Gesellschaft, die noch nie ausgestellt waren und zum Teil demnächst erstmals veröffentlicht werden. Das Protokoll der Psychoanalytischen Vereinigung ist so aufgeschlagen, daß man die Erörterung der Psyche von Karl Kraus lesen kann.

Es ist eine Ausstellung für Menschen die sich mit der Psychoanalyse beschäftigt haben und denen sie etwas bedeutet, und keine, in der man die grundlegende Information findet, an der es in Wien noch immer so sehr mangelt. Weshalb es auch vernünftiger wäre, das für die Errichtung eines Sigmund-Freud-Denkmals in Wien gewidmete Geld in diesem Sinne umzuwidmen, was sich aber wahrscheinlich nicht realisieren läßt.

Immerhin wird Freud in Wien nicht einmal mehr ignoriert. Die periodisch von Antisemiten verschmierte Gedenktafel wird ebenso periodisch wieder instandgesetzt.

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