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Berührender Clown

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(Theater Spielraum, Wien; „Ansichten eines Clowns“ von Heinrich Boll) Das Gesicht des Clowns drückt tiefen Schmerz aus. Marie, seine große Liebe, ist, wie er sagt, zu einem Katholiken „übergelaufen“. Er selbst fühlt sich zwar als Christ, wird aber von scheinheiligen Klerikern als Ungläubiger hingestellt. Die Enttäuschung macht ihn zum Trinker. Man lacht nicht mehr über ihn, man belächelt ihn. In einem inneren Monolog rechnet er mit seinen heuchlerischen Mitmenschen ab.

Heinrich Bolls 1963 erschienene, berührende und zeitkritische Liebesgeschichte wurde von Eduard Hauswirth als Autor, Regisseur und einzigem Schauspieler sehenswert dramatisiert. Die im inneren Monolog des Clowns liegende Spannung rechtfertigt eine theatrale Umsetzung, die nicht zuletzt deshalb gelungen ist, weil Bolls Sprache beibehalten und der Roman lediglich gekürzt wurde.

Hauswirths einfühlsame Darstellung des unglücklich Liebenden ist so überzeugend, daß man erkennt, sich den Clown bei der Lektüre des Buches immer schon so vorgestellt zu haben.

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