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Berufsheer als Pausenfüller

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Man sollte meinen, daß es in diesem Sommer Themen genug zu behandeln gibt, um nicht unbedingt eingefrorene Posthorntöne auftauen zu müssen. Ein solcher ist die Forderung nach einem Berufsheer anstelle unseres Bundesheeres, wie Jörg Haider sie - plötzlich - aufstellt. (War es nicht bisher die Linie der FPÖ gewesen, das Bundesheer durch eine Verschärfung des Zivildienstes zu stärken?).

Wie oft sind nicht schon alle Argumente gegen das Berufsheer aufgezählt worden, von der Ansammlung von „Militaristen" und Raufbolden, dem Fremdkörper in der Gesellschaft bis zu den enormen Kosten, die nach Meinung aller Fachleute um ein Vielfaches über denen des Bundesheeres liegen.

Und dann kommen noch Größenordnungen aufs Tapet, die jeden den Kopf schütteln lassen, der sich an früher erinnert, an Größenordnungen, wie sie in der Zwischenkriegszeit galten.

In Versailles war dem deutschen Reich - in seiner damaligen Größe - ein Berufsheer von 100.000 Mann erlaubt worden, Österreich in St. Germain ein solches von 30.000 Mann. Dabei lag in der Aufgabenstellung dieser Heere nicht nur der Schutz der eigenen Grenzen, sondern durchaus auch der Einsatz bei inneren Unruhen intendiert - eine Aufgabe, die schon bald in Sachsen bei den kommunistischen Unruhen zum Tragen kam und die in Österreich 1934 zum schwersten Trauma der Republik wurde. Eine Aufgabe, wie sie heute wohl kaum vorstellbar wäre. Wozu dann ein Berufsheer von 50.000 bis 70.00 Mann dienen sollte, wissen vermutlich auch die Proponenten nicht zu sagen.

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