7001476-1987_26_17.jpg
Digital In Arbeit

Besonders bedrängte Situation

Werbung
Werbung
Werbung

FURCHE: Ist die Steiermark das Stiefkind der Republik? Andere Bundesländer haben ja auch Probleme. Wie sehen Sie das als Steirer, der jetzt in Wien Bundesverantwortung trägt?

LANDWIRTSCHAFTSMINISTER JOSEF RIEGLER: Faktum ist, daß die Steiermark mehrere Probleme mit voller Wucht zu spüren bekommt. Einerseits ist ein Teil des Bundeslandes, aber seine gesamte Wirtschaft, von der Krise der Verstaatlichten Industrie betroffen, andererseits gibt es bei der überregionalen Verkehrsanbindung - bei Bahn und Autobahn — ungelöste Probleme. Und drittens hat sich die Steiermark im Zusammenhang mit der Stationierung von Abfangjägern als besonders belastet empfunden. Im Vergleich zu anderen Bundesländern befindet sich daher die Steiermark sicher in einer ungewöhnlich bedrängten Situation.

FURCHE: Ist also Wien nicht der alleinige Reibebaum?

RIEGLER: Die Massierung der Probleme mit der Ballung der Folgen unterscheidet die Steiermark von den anderen Ländern.

FURCHE: Andere Länder haben einiges beim Bund erreicht, auch ohne Wirbel. War der denn wirklich notwendig?

RIEGLER: Ab dem Moment, ab dem sich die Steirer mit einem gewissen Wirbel zu Wort gemeldet haben, gewann man im Land den Eindruck, daß das doch entsprechend ernst genommen wurde. Vorher herrschte der Eindruck vor, daß eher über die Köpfe hinweggegangen wird.

FURCHE: Wenn die Steirer auf Solidarität pochen, müssen sie selbst aber auch Solidarität üben. Aber VE W-Arbeitsplätze beispielsweise gönnt man den Niederösterreichern nicht.

RIEGLER: Innerhalb der Verstaatlichten hat es eine Reihe von Strukturverschiebungen gegeben, wobei ja etwa auch der Standort Linz nicht negativ abgeschlossen hat. Solidarität wurde in dem Sinn verstanden, daß für die außergewöhnliche Massierung der Schwierigkeiten, die sich für die Obersteiermark durch das Übergewicht der Verstaatlichten ergeben, ein gewisses Gesamtverständnis gefordert wird, das um gekehrt die Steirer natürlich ebenso einzubringen haben.

FURCHE:Herausgekommen ist ein Sonderförderungspaket. Ist das der erwartete Ausgleich?

RIEGLER: Die Vereinbarungen sind jedenfalls ein positiver Schritt. Dabei geht es ja vor allem darum, durch ein anderes Wirtschaftsklima die Voraussetzungen in Richtung wirtschaftlicher Erneuerung zu schaffen. Das wird sicher auch von der Steiermark positiv als Maßnahme’zur Problembewältigung verstanden.

FURCHE: Können Sie sich als Steirer und Bundesminister vorstellen, daß dieses Klima nunmehr auch für die Stationierung der A bfangjäger neue Gesprächsvoraussetzungen bietet?

RIEGLERr Durch die Einsetzung des parlamentarischen Unterausschusses wurde der Versuch gemacht, das ganze noch einmal auf eine neue Gesprächsund Verhandlungsbasis zu bringen. Wie sich das weiter gestaltet, wage ich aber nicht zu sagen.

Mit Landwirtschaftsminister Josef Riegler sprach Hannes Schopf.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung