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Besorgte Fragen

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Daß Kardinal Joseph Ratzinger von der Münchner Fasching sgesellschaf t Narhalla den Karl-Valentin-Orden erhalten hat, ist so ziemlich das einzige, worüber man in der römisch-katholischen Kirche derzeit lachen kann. Ansonsten sieht es eher traurig aus.

Bei alldem, was geschehen ist, muß man Personen und Sachstreit auseinanderhalten. Das Ärgernis heißt nicht Georg Eder oder Klau^ Küng, Das Ärgernis besteht in der Nötigung und Demütigung verdienter österreichischer Kirchenvertreter.

Drei Monate lang hat sich das Domkapitel von Salzburg vergeblich um einen Gesprächstermin im Vatikan bemüht. Handelt so ein Vater, der sich heilig nennen läßt, an Söhnen und Töchtern, die ihn nur kurz zuvor mit Jubel in ihrer Mitte aufgenommen haben?

Es geht nicht darum, eine bestimmte Richtung im kirchlichen Denken abzu-qiLalifizieren. Fraglos gibt es genug konservative Priester, die als Bischöfe von allen angenommen würden - so wie nahezu alle Bischöfe der Ära von Kardinal König letztlich Konservative im guten Sinn gewesen sind. Aber nein: Genau jene müssen es sein, die zu Symbolen der Entzweiung geworden sind!

Daß dann einzelnen in der Medienschelte persönlich unrecht getan wird, ist zu bedauern. Kein Mensch ist mit ein paar zusammenhanglos zitierten Predigtsätzen redlich charakterisiert. Aber wer hat da provoziert und polarisiert?

,J*olarisierung beklagen kann auch bedeuten, daß man Polarisierung schafft“, doziert Weihbischof Kurt Krenn. Wer ist damit gerügt? Das Dutzend anderer Bischöfe in Osterreich, das zu Weihnachten und Neujahr vor Polarisierung warnte?

Wortreich redet auch die angesehene „Presse“ uns ein, daß die Kritik von Leuten komme, denen die Kirche sonst egal sei. Ist Bischof Bruno Wechner von Feldkirch, der den Papst öffentlich beschwor, nicht den Regionalvikar des „Opus Dei“ als Bischofskandidaten zu benennen, ein marxistischer Freimaurer?

Eine der neuen Sektierergruppen wirft den Bischöfen gar vor, mit der Diskussion über ein neues Sozialdokument einen ,JSchafsbrief“ statt einen ,JSirtenbrief’ zu produzieren. Und ein ÖVP-Abgeordneter wünscht sich von der Kirche „nicht Pluralismus, sondern klare Antworten“. Solche?

Manche halten verzweifelt Ausschau nach dem Heiligen Geist. Keine Sorge: Er ist am Werk! Bisweilen müssen Irrwege offenkundig werden, damit das Notwendige und Richtige sich endgültig Bahn bricht. Denn „Gott schreibt gerade auch auf krummen Zeilen“.

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