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Bildungsarbeit im Bundesland Salzburg

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Bildung darf nicht als Zustand, sondern muß als Prozeß begriffen werden, dem jeder Mensch zeitlebens unterworfen ist.

Die Vielfalt institutionalisierter Bildungseinrichtungen wird durch ein überaus reiches, altersgemäßes Bildungsangebot ergänzt, so daß schulische Bildung, freie Kinder- und Jugendbildung sowie Erwachsenenbildung immer mehr eine Einheit bilden, wobei Permanenz und Ganzheitlich-keit im Büdungsbemühen deutlich hervortreten.

Für eine moderne Bildungspolitik

gelten dabei etwa folgende Grundsätze: Das Recht jedes einzelnen auf Bildung muß ebenso gesichert sein wie das Recht des einzelnen oder der Eltern auf freie Wahl der Bildungseinrichtungen, verbunden mit der Anerkennung freier Büdungsträger. Neben der Chancengerechtigkeit im Sinne einer Verbesserung der Bildungschancen und der Angebotsvielfalt wird auch das Leistungsprinzip als Mittel der Selbstverwirklichung zu beachten sein. Wenn das Bildungsgeschehen auf die Entfaltung der Persönlichkeit abzielt, dann muß die optimale Förderung je„des Lernenden ins Auge gefaßt werden Fortschreitende schulorganisatorische Maßnahmen sind wichtig, sie reichen aber allein nicht aus, um zu guten Ergebnissen zu gelangen. Eine Bildungsreform soll den allgemeinen Bildungswillen heben, muß informieren und beraten. Die Lehrinhalte sind stets neu zu sichten, die Unterrichtsmethoden zu verfeinern, die Unterrichtsmittel zu verbessern, sozial-integrative Arbeitsweisen sollen berücksichtigt werden.

Im laufenden Schuljahr beziehungsweise Semester besuchen nahezu 100.000 Schüler und Studenten Salzburgs Schulen und Hochschulen, das Salzburger Musikschulwerk betreut rund 9000 Schüler, über 27.000 Menschen werden von der Salzburger Volkshochschule erfaßt,' die Bildungswerke, vor allem das Salzburger Bildungswerk, erreichen die meisten Gemeinden. 93 öffentliche Gemeindebüchereien sind in 77 Prozent der Gemeinden vorhanden.

Die 184 Volksschulen des Landes sind nunmehr ausschließlich Grundschulen der ersten vier Schulstufen und überwiegend hoch organisiert Die Schulpolitik des Landes läßt sich von dem Grundsatz leiten, daß jede Gemeinde mindestens eine Volksschule haben soll. Ohne Grundschule müßte unweigerlich eine geistig-kulturelle und zentralörtliche Verarmung der kommunalen Gebietskörperschaft eintreten. Es ist überaus erfreulich, daß die Volkssschule als Basisinstitution der Bildimg das günstigste schulorganisatorische und pädagogische Gefüge aufweisen kann. Die seit 1947 auf Grund gesellschaftlicher, pädagogischer, siedlungs- und verkehrsmäßiger Veränderimg aufgelassenen 34 Volksschulen, durchwegs nieder organisierte Nebenschulen, konnten anderen Verwendungen zugeführt werden.

Das Hauptschulnetz des Landes ist gut ausgebaut. Alle 68 öffentlichen Hauptschulen werden zweizügig geführt. In den allgemeinen und besonderen Sonderschulen geschieht eine

wichtige pädagogische Arbeit, die vorübergehenden oder dauernden Lernschwächen, der Sprachheil- und Legasthenikerbetreuung oder besonders schweren Behinderungen gewidmet ist. An berufs orientierten polytechnischen Lehrgängen werden derzeit rund 2500 Schüler in 14 Schulen und insgesamt auch an Hauptschulen angegliederten 93 Klassen erfaßt. Hier vollzieht sich derzeit ein durch den einschlägigen Schulversuch bewirkter Wandel zu höherer Bildungs-qualität und zunehmender Begehrtheit dieser Schulart. Die als Tagesund auch als Internatsschulen geführten 12 Berufsschulen des Landes betreuen rund 12.500 Lehrlinge, wobei bereits eine deutliche Schulstandorts-konzentration, aber auch eine beachtliche Verfachlichung eingetreten ist.

Das Bundesland Salzburg zählt mittlerweile aber auch 22 allgemeinbildende höhere Schulen aller Typen, mehrere Kindergärtnerinnen- und Ar-beitslehrerinnenbildungsanstalten, 5 höhere technisch-gewerbliche Lehranstalten, 8 kaufmännische Lehranstalten, 3 Lehranstalten für Fremdenverkehrsberufe, 13 Lehranstalten für wirtschaftliche Frauenberufe und 24 landwirtschaftliche Schulen verschiedener Ordnung in verschiedenen Gemeinden. An der Pädagogischen Akademie des Bundes in Salzburg studieren derzeit über 900 Hörer, wovon zwei Drittel Frauen sind.

Salzburg hat im Schulbau sehr viel geleistet, seit 1947 wurden 20 Volksschulen, 50 Hauptschulen, 20 Sonderschulen, 11 polytechnische Schulen, 6 Berufsschulen, 21 allgemeinbüdende höhere Schulen, 24 berufsbildende Schulen, die Pädagogische Akademie, das Pädagogische Institut und die Universität errichtet. Gemeinden, Land, Bund und private Schulträger haben insgesamt rund 2,7 Milliarden Schilling investiert.

Derzeit läuft das Gemeinden-Pflichtschulbauprogramm III des Bundeslandes Salzburg 1973 bis 1978. Es ist im wesentlichen ein Komplettierungsprogramm, das auf Grund neuer Aspekte der Bevölkerungsentwicklung und Baukostensteigerung überarbeitet werden mußte und für die Jahre nach 1978 fortgesetzt werden soll. Der Bund hat 1970/71 sein zehnjähriges Schulerrichtungs- und Ausbauprogramm für 1971 bis 1980 erstellt, das für Salzburg rund 20 Schulbauten vorsieht, wobei der Neubau der höheren technischen Lehranstalt in Salzburg das mit Abstand dringendste Bauvorhaben ist. Salzburg fühlt sich aber vor allem auch der inneren Schulreform verpflichtet und ist zum Schul-versuchsland ersten Ranges gewor-

den. Schon 1947 bildete Salzburg einen Schwerpunkt in der ersten Landschulerneuerung, 1951 begann der Schulversuch im Werkschulheim Fel-bertal, 1966 der Schulversuch Musisches Gymnasium.

Auch an den Schulversuchen nach dem Schulorganisationsgesetz hat sich Salzburg beteiligt.

Salzburgs Bildungspolitik steht aber auch vor Problemen, die in äußeren, organisatorischen sowie in inneren

Bereichen der Schulwirklichkeit angesiedelt sind. Die großen bildungspo-litischen Leistungen in diesem Lande fordern uns zum realistischen Fortschritt heraus. Wir wollen moderne pädagogische Wege beschreiten, Seriosität walten lassen und bildungsökonomisch verfahren. Im Mittelpunkt unserer Arbeit steht die Ehrfurcht vor dem ganzen Menschen, zu dessen Entfaltung wir beitragen möchten.

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