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Bitte um Vergebung

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„Sie sind aus der Kirche ausgetreten und haben so eine Gemeinschaft verlassen, die Ihnen nicht mehr Heimat war ... Vielleicht waren daran Glieder unserer Kirche oder Verantwortliche in ihr schuld, durch die Sie sich gekränkt gefühlt haben. Wir Bischöfe möchten Sie dafür ganz offen um Vergebung bitten ... “

Österreichs Bischöfe fangen im eigenen Bereich an, die Versöhnung zu suchen, die im Mittelpunkt von Katholikentag und Papstbesuch, aber auch der Bischofssynode in Rom stand. Der zitierte Appell soll in nächster Zeit direkt oder über die Medien den aus der Kirche Ausgetretenen zugehen und sie einladen, sich wieder mit der Kirche und Christus zu versöhnen.

Kardinal Franz König verlas den Appell selbst in einer Pressekonferenz, in der über die Ergebnisse der Herbstkonferenz der österreichischen Bischöfe berichtet wurde. Die Nacharbeit des Katholikentags und die Ergebnisse der Bischofssynode waren die Schwerpunkte des Beratungsprogramms.

Kann man ein Ereignis wie den Katholikentag, der doch vor allem spirituelle Zielrichtung hatte, organisatorisch „nacharbeiten“? Die Bischöfe sind davon überzeugt und haben drei Stichworte dafür gesetzt:

• Glauben lernen — über ein Uberdenken der Predigt, die zeitgemäßere Aussagen bieten sollte, über neue Formen des Religionsunterrichts, eine Intensivierung der Erwachsenenbildung und nicht zuletzt der kirchlichen Medienarbeit;

• Versöhnungüben—auchimin- nerkirchlichen Partikularismus und vor allem gegenüber den Ausgetretenen (deswegen der erwähnte Appell). Man wolle mit aller Anstrengung helfen, daß Versöhnung in der Gesellschaft Wirklichkeit werde, betonte der Kardinal.

• Erlösung feiern—denn, das habe der Katholikentag deutlich gemacht, Feiern gehört zum gesellschaftlichen Leben. Die Liturgie soll wieder mehr zur Feier werden, den Familien soll geholfen werden, wieder besser feiern zu können, und das alte Brauchtum — etwa die Wallfahrten — ist wert, neu belebt zu werden.

Auch Versöhnung kann gefeiert werden - das war der Beitrag der afrikanischen Bischöfe bei der Bischofssynode in Rom, die die Themen Buße und Versöhnung zur Tagesordnung hatte. (Für Österreich war Bischof Reinhold Stecher, Innsbruck, dabei.)

Diese Versammlung von mehr als 200 Bischöfen war kein Konzil, aber sie repräsentierte die Weltkirche und ihre Probleme. Europa war ein Kontinent unter mehreren. Die Afrikaner ließen deutlich werden, wie stark die Kirche in den letzten 20 Jahren zur Weltkirche geworden ist.

Zum Thema Buße war das wichtigste Ergebnis der intensiven Diskussionen, daß sich der überwiegende Teil der Bischöfe für die Beibehaltung oder Reaktivierung der persönlichen Beichte aussprach. Bußfeiern können darauf hinführen, Generalabsolutionen sind unter bestimmten Umständen, vor allem bei akutem Priestermangel, zulässig und notwendig. Aber Zielvorstellung von Buße soll die persönliche Beichte bleiben.

Damit verbunden aber war die Diskussion um die Grundfragen von Schuld und Sünde — was ist „schwere Sünde“? Sicher nicht all das, was gewisse Moraltheologen in der Kirclie der letzten zweihundert Jahre gerade beim sechsten Gebot aufgezählt haben.

Bischof Stecher wies in Rom darauf hin, daß der Rigorismus in diesem einen Gebot Hauptschuld trug am gerade hier allgemein eingetretenen Laxismus. Er erhielt weitgehende Zustim-mung ...

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