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Blick ins Universum

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Als Anfang April die amerikanische Weltraumfähre „Columbia“ erfolgreich in Florida startete und nach zwei Tagen im Weltraum in Kalifornien landete, markierte dies einen Meilenstein in der Geschichte der Raumforschung, der in den nächsten Jahren auf vielen Gebieten Auswirkungen haben wird.

Für die Astronomie bedeutet die Weltraumfähre, daß es möglich sein wird, ein großes astronomisches Teleskop in eine Umlaufbahn zu bringen und dort, unbehindert von der Lufthülle der Erde, Beobachtungen und Messungen durchzuführen. Dieses Teleskop, „Space Telescope“ (Weltraumteleskop) genannt, befindet sich seit längerer Zeit im Bau. Koordiniert von NASA, der amerikanischen Weltraumbehörde, werden Teile des Teleskops und die wissenschaftlichen Zusatzgeräte an verschiedenen Forschungslabors und Universitäten der Vereinigten Staaten entwickelt.

Aber auch Europa ist an dem Projekt beteiligt: die Europäische Weltraumbehörde ESA koordiniert sowohl den Bau eines der wissenschaftlichen Zusatzgeräte („Faint Object Camera", eine elektronische Kamera zur Abbildung schwächster Himmelsobjekte), sowie die Konstruktion der Sonnensegel für die Kraftversorgung des Teleskops.

Dei Start von Space Telescope ist für 1985 vorgesehen. Falls notwendig, kann das Teleskop mit Hilfe der Weltraumfähre in der Umlaufbahn gewartet und auch repariert werden. Nach etwa fünf Jahren wird das Teleskop wieder auf die Erdoberfläche zurückgebracht und generalüberholt. Dieser Zyklus wiederholt sich dreimal.

Space Telescope ist gleichzeitig Raumschiff und Fernrohr. Als Raumschiff wird es von NASA betreut und überwacht, als Teleskop steht es unter Kontrolle eines astronomischen Instituts. Dieses Institut („Space Telescope Science Institute“) wurde vor kurzer Zeit gegründet: finanziert von NASA, wird das Institut von AURA (Association of Universities for Research in Astronomy) administriert. AURA betreibt bereits mehrere astronomische Observatorien, darunter z.B. Kitt Peak National Observatory in Arizona. Space Telescope Science Institute wird innerhalb von Johns Hopkins University in Baltimore aufgebaut.

Aufgabe des Instituts ist es, alle für den Betrieb des Teleskops nötigen wissenschaftlichen Grundlagen zu schaffen. Dies beginnt bei der Bereitstellung der Steuerdaten für das Teleskop und reicht bis zur computermäßigen Auswertung der Meßergebnisse.

In der Astronomie ist man sich darüber einig, daß Space Telescope unsere Vorstellungen von der Struktur und der Entwicklung des Universums grundlegend ändern wird. Nicht nur wird es möglich sein, zehn- bis hundertmal weiter in den Raum hinauszusehen, wir werden auch Signale registrieren können, die nicht durch die Erdatmosphäre hindurch gelangen. Eine Reihe von wichtigen Fragen wird durch diese Messungen beantwortet werden können.

Darüber hinaus aber wird Space Telescope unsere Möglichkeiten so sehr verbessern, daß bereits jetzt feststeht, daß wir Phänomene entdecken werden, deren Existenz wir heute nicht einmal vermuten. In diesem Sinne bedeutet Space Telescope für die Astronomie das intellektuelle Abenteuer des Jahrhunderts.

Dr. Rudolf Albrecht, Astronom aus Wien, leitet seit April 1981 die Abteilung für wissenschaftliche Datenauswertung am Space Telescope Science Institute in Baltimore (USA).

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