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Böhmervolk

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Gudrun Pausewang, 1928 in Ostböhmen geboren, war lange Zeit Lehrerin in Südamerika, hat über dortige Verhältnisse viele Romane in unterhal-

tend belehrender Form und seit der Rückkehr nach Europa Kinderbücher geschrieben.

Die „Rotwengel-Saga" erzählt eine Familien- und Milieugeschichte aus dem Adlergebirge, von wo die Autorin stammt: Wie man dort im 19. Jahrhundert, vor und nach dem Ersten Weltkrieg lebte, wie dann der Lockruf „Heim ins Reich!" viele (obwohl nicht alle) begeisterte (sodaß sie freiwillig über die Grenze zu Hitler liefen), aber nach der Niederlage 1945 von den Tschechen als rüde Aufforderung höhnisch wiederholt wurde.

Karl, geistesgestörtes Familienmitglied, wortkarg, dessen seltene Äußerungen rätselhaft seherisch klingen, überlebt nicht nur, wiewohl als Narr geltend, das NS-Euthanasieprogramm während des Krieges, sondern als Mitleid erregender Greis sogar die Härten der Vertreibung und stirbt, etwa 49jährig, beinahe friedlich an Altersschwäche.

Die gewiegte Erfolgsschriftstellerin bemüht sich geschickt, historisches Für und Wider sine ira et studio zu schildern, ohne ihr Wohlwollen für die Landsleute der Gegend zu verleugnen, aus der sie selber kommt.

ROTWENGEL-SAGA. Von Gudrun Pausewang. Eichborn Verlag, Frankfurt/Main 1993. 432 Seiten, öS 311,-.

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