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Bomben, Hunger - und kein Ende
Die Lebensmittelreserven in Kroatien sind erschöpft. Die i Hunderttausenden Binnen Flüchtlinge beziehungsweise jetzt auch aus Bosnien können kaum mehr versorgt werden. Das Kriegselend ist unbeschreiblich. Unverständnis bringt man in Kroatien und Bosnien dem Zögern des Westens gegenüber den serbischen Kriegstreibern entgegen.
Die Lebensmittelreserven in Kroatien sind erschöpft. Die i Hunderttausenden Binnen Flüchtlinge beziehungsweise jetzt auch aus Bosnien können kaum mehr versorgt werden. Das Kriegselend ist unbeschreiblich. Unverständnis bringt man in Kroatien und Bosnien dem Zögern des Westens gegenüber den serbischen Kriegstreibern entgegen.
Die jüngsten offiziellen Zahlen weisen für Kroatien 230.000 Flücht7 linge aus Bosnien-Herzegowina -Kroaten und Moslems - aus. Davon sind etwa 40.000 in Zagreb untergebracht, 50.000 in Split. Die Städte gehen bereits über. Auch im kroatisch-bosnischen Grenzgebiet hat man Zehntausende Kriegsflüchtlinge untergebracht sowie in Slawonien, Dal-matien und Istrien.
Die Aufnahmekapazitäten sind erschöpft, berichtet der kroatische Fran-ziskanerprovinzial P. Mirko Matausic der FURCHE. Momentan wird von staatlichen Stellen die Möglichkeit erwogen, Zeltstädte zu errichten; mit der beginnenden wärmeren Jahreszeit sei dies möglich. Die kroatischen Hilfsstellen, Caritas, Pfarren und Ordensgemeinschaften machen zwischen kroatischen und moslemischen Flüchtlingen keinen Unterschied. Die Hilfsbereitschaft ist groß. Vorgestern wurde im kroatischen Fernsehen eine in Kroatien extra für moslemische Flüchtlinge produzierte Rindfleisch-konserve vorgestellt.
Die Lebensmittelknappheit wird indessen zum drängenden Problem. Die Reserven sind ausgeschöpft, selbst im an Getreide reichen Ostslawonien zeichnet sich Hungersnot ab. Die Situation in Dalmatien, das gänzlich von Importen aus dem Norden abhängig ist, wird katastrophal, zudem die Verkehrswege behindert sind. Die Insel Pak, über die der Warenverkehr nach Süden läuft, ist momentan ohne Wasser. Zadar hat keinen Strom. Die Wasserversorgungszentralen liegen in jenen Gebieten, wo gegenwärtig die serbischen Tschetniks operieren.
Aus Mostar wird berichtet, daß die Franziskanerkirche ausgebrannt und ein Teil des Klosters zerstört ist. Zerstört ist auch die Bibliothek des Klosters, eine der größten und wertvollsten in Bosnien. Das Schlimmste aber - so Mirko Matausic - ist die Tatsache, daß die Franziskaner im herze-gowinischen Mostar nun nicht mehr in der Lage sind, die Bevölkerung mit Nahrungsmittel zu versorgen.
In Slowenien befinden sich zur Zeit an die 40.000 Flüchtlinge aus Bosnien-Herzegowina: Rotes Kreuz und Caritas sind im Dauereinsatz. Bisher lebt man nur von Spenden, der Staat kann nur wenig zuschießen. Bei den Flüchtlingen handelt es sich größtenteils um Frauen, Kinder und alte Männer. Die Bevölkerung Sloweniens ist laut Janez Gril, Chefredakteur der Laibacher Kirchenzeitung „Druzina", sehr hilfsbereit: „Den Kroaten, die seinerzeit mit ihren Autos als Flüchtlinge hierhergekommen sind, ist bei weitem nicht jene Unterstützungsbereitschaft entgegengebracht worden, wie jetzt diesen ärmsten Bosniern. Pro Tag kommen etwa weitere 1.000 Flüchtlinge in Sonderzügen oder mit Bussen nach Slowenien. Sie bekommen hier bei uns den Status eines Kriegsflüchtlings."
Bestürzung herrscht in Kroatien, Slowenien und Bosnien über die zögernde Haltung Westeuropas gegenüber den serbischen Kriegstreibern. Chefredakteur Gril bringt diese allgemeine Stimmung auf den Punkt: „Niemand versteht mehr, daß alles einfach so weiterlaufen kann, unter den Augen internationaler Gremien, die offenbar unfähig sind, den Krieg zu stoppen. EG, KSZE, USA und UNO haben sich als kraftlos erwiesen."
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