7036367-1989_50_05.jpg
Digital In Arbeit

Bonus-Malus für Politiker?

19451960198020002020

Können Politiker wie Manager entlohnt werden? Nach Leistung und Verantwortung? Das Wirtschaftsforum der Führungskräfte versucht, solche Kriterien in die Gehälter einzubauen.

19451960198020002020

Können Politiker wie Manager entlohnt werden? Nach Leistung und Verantwortung? Das Wirtschaftsforum der Führungskräfte versucht, solche Kriterien in die Gehälter einzubauen.

Werbung
Werbung
Werbung

Woher rührt dieser tief sitzende Neidkomplex, den fast jedermann in unserer Alpenrepublik erfaßt, sobald es um die Einkommenshöhe der politischen Entscheidungsträger geht? Wahrscheinlich liegt diese allgegenwärtige Unzufriedenheit darin begründet, daß in Österreich die Politiker nicht leistungs- sondern zeitabhängig - ganz nach Beamtenmanier - bezahlt werden. Wer es schafft, sich am längsten an seinem Sessel festzuklammern, wird auch am besten entlohnt. Da spielt es überhaupt keine Rolle, ob beispielsweise ein Abgeordneter in vielen oder wenigen Ausschüssen engagiert ist, ob er oft oder praktisch nie als Redner im Plenum auftritt oder ob er es vorzieht, seine Zeit in der berühmten Milchbar des Hohen Hauses zu verbringen. Entscheidend ist nicht die Leistung, sondern das Sitzfleisch.

Das Wirtschaftsforum der Führungskräfte (WdF), die überparteiliche und unabhängige Standesund Interessenvertretung der österreichischen Manager, versucht derzeit für die politischen Entscheidungsträger unseres Landes ein System zu finden, nach dem es möglich wird, die Politiker je nach ihrerLeistung und Verantwortung zu entlohnen. Denn die Arbeit der Politiker, die an der Spitze von Bund, Ländern oder auch Gemeinden stehen, ist durchaus mit der Tätigkeit eines Managers vergleichbar. Und auch die verfassungsmäßig verankerte Verantwortlichkeit für die Handlungen der Exekutivpolitiker ist sicherlich nicht unähnlich jener von GesmbH-Geschäfts-f ührern oder Vorstandsmitgliedern von Aktiengesellschaften.

Um eine leistungsorientierte Bewertung der Arbeit von Politikern möglich zu machen, müßten dementsprechende objektivierbare Kriterien angelegt werden.

Daß es derartige Modelle zur leistungsorientierten Entlohnung gibt, beweisen zahlreiche Beispiele aus Unternehmen, die ihre Manager nach Systemen einstufen, in denen Kompetenz, Verantwortung und Aufgabenstellung der Führungskräfte Berücksichtigung finden. Und grundsätzlich, heißt es zum Thema „leistungsbezogene Politikergehälter“ seitens führender WdF-Mitglieder aus dem Personalmanagement, könnten auch die politischen Entscheidungsebenen unseres Staates - vom Bundeskanzler bis zum Bürgermeister - je nach Größe und Verantwortungsbereich seines jeweiligen Aufgabengebietes eingestuft werden.

So könnten beispielsweise unterschiedliche Gehaltsstufen je nach dem Verantwortungsbereich eingerichtet werden. Dieses so festgelegte Bandbreiten-Grundgehalt für Politiker könnte weiters durch leistungsabhängige Parameter ergänzt werden. So wäre eine Art Bonussystem für die Mitarbeit von Abgeordneten in Ausschüssen oder für die Beteiligung an Parlamentsdebatten denkbar.

Denkmöglich erscheint auch die Installierung einer Art „Politiker-Pyramide“ mit dem jeweiligen Bundeskanzler an der Spitze, gefolgt von Ministern, Nationalrats-, Bundesrats- und Landtagsabgeordneten bis zu einer breiten Basis von Bürgermeistern, deren Einkommen ebenfalls großen- und verantwortungsabhängig einzustufen wären. Ähnlich also einer Unternehmens-Hierarchie, in der die Bezüge der einzelnen Führungsebenen nach dem jeweiligen Verantwortungsbereich eingestuft werden.

Daß es allerdings alles andere als ein einfaches Unterfangen ist, alle Leistungen von Politikern tatsächlich gleich und objektiv zu bewerten, ist klar. So versteht es sich eigentlich von selbst, daß beispielsweise bei der Bewertung von Abgeordneten-Wortmeldungen nicht nur die Quantität, sondern vor allem die Qualität des Gesagten eingestuft werden müßte. Was allerdings eine objektive Bewertung ungemein erschwert.

Würden hingegen nur Häufigkeit und Dauer von Wortmeldungen in eine Wertung einbezogen, so wäre wohl die bereits legendäre Marathonrede des Grünpolitikers Geyer für die nächsten Jahrzehnte das Maß aller Dinge. Und leere Monster-

Worthülsen zu provozieren, kann sicher nicht Sinn und Zweck eines auf Leistimg ausgerichteten neuen Bewertungssystems für Politikergagen sein.

Insgesamt aber muß eine weitaus höhere Akzeptanz dafür erzielt werden, daß außergewöhnliche Leistungen - egal ob von Politikern oder Managern - auch außergewöhnlich gut honoriert gehören. Dies ist auch deshalb unbedingt notwendig, um in Zeiten einer rasant fortschreitenden Internationa -lisierung die Spitzenkräfte in Österreich zu halten.

Der Autor ist Geschäftsführer des Wirtschaftsforums der Führungskräfte.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung