6815150-1973_04_10.jpg
Digital In Arbeit

Botschaft vom Bildschirm

19451960198020002020

Vom 18. bis 24. Februar findet in Salzburg die 3. Internationale christliche Fernsehwoche statt, eine weit über die Grenzen unseres Landes beachtete Veranstaltung. Was geschieht dabei und wie sieht es um die Zusammenarbeit von Kirche und Rundfunkanstalten aus?

19451960198020002020

Vom 18. bis 24. Februar findet in Salzburg die 3. Internationale christliche Fernsehwoche statt, eine weit über die Grenzen unseres Landes beachtete Veranstaltung. Was geschieht dabei und wie sieht es um die Zusammenarbeit von Kirche und Rundfunkanstalten aus?

Werbung
Werbung
Werbung

1968 haben die UNDA (Internationale katholische Organisation für Hörfunk- und Fernseharbeit) und die WACC (Weltvereinigung für christliche Kommunikation) beschlossen, gemeinsam christliche Fernsehwochen abzuhalten.

Die UNDA war in den dreißiger Jahren als eine Vereinigung katholischer Hörfunk- und Fernsehproduzenten gegründet worden. Das Vatikanische Konzil erhob diese Organisation mit einem neuen Statut zur offiziellen katholischen Weltorganisation für Hörfunk und Fernsehen.

Die WACC (World Association for Christian Communication) arbeitet im Auftrag des Weltkirchenrates und vertritt so alle dem Weltkirchenrat angehörenden Kirchen auf dem Gebiet der Medienarbeit. Die Geschichte dieser ökumenischen Veranstaltung ist noch kurz. Seit dem Start des jungen evangelisch-katholischen Unternehmens Ende Februar 1969 in Monte Carlo war manches in Bewegung geraten. Man lernte sich gegenseitig kennen, tastete ab, wie der andere arbeite, sammelte Erfahrungen. Die 2. Etappe der Entwicklung war die Begegnung der beiden Organisationen im März (21. bis 27. März) 1971 in Baden-Baden.

Das gegenseitige Sich-Abtasten und die Bestandsaufnahme führten selbstverständlich auch zu Auseinandersetzungen, oft über grundsätzliche Fragen, die sicher ihren Niederschlag in der 3. Internationalen Christlichen Fernsehwoche, die diesmal in Salzburg, in der Zeit vom 18. bis 24. Februar 1973 stattfindet, haben wird. In Baden-Baden war eine Basis entstanden, die sicher noch bessere Formen finden kann und auch wird. So wie bei den vorangegangenen Fernsehwochen werden auch diesmal zahlreiche Programme, die von den einzelnen Fernsehstationen eingereicht werden, den Wettbewerb passieren. Eine Kommission wird in einer tagelang dauernden Sitzung eine Auswahl nach festgelegten Normen treffen. Die Arbeit wird nicht leicht sein. Sie muß schließlich ihre Urteilsbegründung wohl fundiert dem Vorbereitungskomitee vorlegen. Dann werden die eingereichten Filme vor den Augen der Autoren, Regisseure, Redakteure, Produzenten, kirchlichen Beauftragten und Fachjournalisten aus den verschiedensten Ländern der Welt abrollen. Der Wettbewerb bot jedesmal besondere Beachtung und Anreiz und wird dies bestimmt auch im Februar 1973 tun. ★

Bei der 2. Internationalen Christlichen Fernsehwoche war ein neuer „Trend“ in den kirchlichen Fernsehprogrammen zu verzeichnen, das heißt, es wurden damals zum erstenmal Elemente wie Spiel, Tanz und Musik, ebenso wie Gags und Pop in den Sendungen verwendet. Diese Entwicklung fand keineswegs bei allen Teilnehmern Gegenliebe, waren doch manche der derartigen Fil-> me noch recht unbeholfen. Anderseits war doch das Bemühen um eine neue Sensibilisierung des Menschen zu finden, wie wir sie in unseren Tagen auf dem Gebiete der Literatur, der Musik, der bildenden Kunst und letztlich auch auf dem Gebiet der Theologie nicht mehr übersehen können. Dieser sich noch zaghaft den Bildschirm erobernde Stil ist sicher mediumgemäß, bietet er doch die Möglichkeit, die Phantasie des Produzenten wie des Betrachters spielen zu lassen. Verfolgt man diese Richtung weiter, wird man von alten, verbrauchten, oft mißverstandenen Klischees, Vorstellungen und Bildern loskommen.

Anderseits bietet diese Möglichkeit vielleicht einen Ausgleich zu dem in letzter Zeit, in kirchlichen Sendungen zu bemerkenden harten Dokumentalismus. Zu wenig wurde bisher über alle sich anbietenden Möglichkeiten der Präsentation gesprochen. Leider herrschten in Monte Carlo und zum Teil auch noch in Baden-Baden die Ar'tikulationsver-suche um das Wesen eines christlichen Fernsehprogrammes vor.

Es wird sicher schwierig sein, zu einer für alle Beteiligten annehmbaren Definition zu kommen. Mut, alle Schwierigkeiten zu überwinden, ist vorhanden, soll doch der christlichen Verkündigung jener Platz am Bildschirm verschafft werden, der ihr auch zusteht. Sicher, dieser Platz muß immer neu gesucht und erobert werden. Sind doch Kirche und Fernsehen keine eigenen von einander unabhängigen Größen, sondern auf oft vielfältige, nicht immer gute Weise, miteinander verbunden.

Um eine neue Gestaltungsform wird man eifrig ringen müssen. Salzburg 1973 wird dazu sicher Gelegenheit geben. Bei allen 'bisherigen Überlegungen war man zur Überzeugung gelangt, kirchliche Sendungen auf dem Bildschirm dürften sich nicht in Berichten und frommen Betrachtungen erschöpfen, vielmehr müsse versucht werden, eine dem allgemeinen Programm adäquate Gestaltung für die christlichen Sendungen zu finden. Man wird hart und zielstrebig arbeiten müssen. Hie und da sind jetzt schon Ansätzpunkte zu finden, aber nur Ansatzpunkte. In Baden-Baden warnte der Fernsehbeauftragte des EKD, Robert Geisendörfer, vor einer Politisierung des Fernsehens, und der Fredburger Erzbischof Hermann Schäujele davor, die Kirche in Fernsehen und Rundfunk bloß als „Interessenverband“ einzustufen. Man wird in Salzburg erneut vor dieses Problem gestellt sein und die Diskussion neu aufgreifen müssen. Es wird viel diplomatisches Fingerspitzengefühl sowohl der verantwortlichen Persönlichkeiten der Organisation als auch des Auswahlkomitees, der Festspielleitung und der Jury bedürfen.

Das Auswahlkomitee, welches In Baden-Baden 1971 22 Filme vom Wettbewerb ausschloß, mußte sich mancherlei Angriffe gefallen lassen. Ob das diesjährige Auswahlkomitee, das in Wien seine Arbeit zu bewältigen hat, in dieselben Schwierigkeiten kommt, muß wohl abgewartet werden.

Diesem Komitee obliegt nämlich nicht nur die Auswahl der Programme sowie die Zusammenstellung derselben, sondern auch die genaue Angabe der Reihenfolge der Filmvorführungen. Außerdem hat es die Möglichkeit, einen für eine bestimmte Kategorie vorgesehenen Fernsehfilm in eine andere Kategorie einzuordnen und Programme, die außer Konkurrenz gezeigt werden sollen, mit in den Wettbewerb hineinzunehmen, allerdings nur mit Zustimmung der verantwortlichen Organisation.

Die 3. Internationale Christliche Fernsehwoche in Salzburg findet auf Einladung der Universität Salzburg in Zusammenarbeit mit dem ORF in der Aula der alten Salzburger Universität statt. Groß wird hier der Gedankenaustausch auf dem Gebiete des religiösen Fernsehens geschrieben werden. Die eingereichten Filme sollten, wie es in der Einladung heißt, „in direkter und indirekter Form den christlichen Glauben und seine Beziehung zum Menschen und seinem heutigen Leben darstellen und dazu beitragen, den schöpferischen Gebrauch des Fernsehens weiterzuentwickeln.“

Der finanzielle und organisatorische Aufwand ist-gewaltig. Die-Zu— sammenarbeit mit den beiden großen Kirchen ist in jeder Weise gewährleistet. Die österreichische Bischofskonferenz und die Evangelische Kirche in Österreich haben namhafte finanzielle Beiträge geleistet. Die katholische Kirche will damit der Organisation jene Unterstützung geben, die es ihr ermöglicht, alles Erdenkbare für einen reibungslosen, alle befriedigenden Ablauf zu sichern. Der finanzielle Beitrag der Evangelischen Kirche ist für die Unterstützung jener Teilnehmer gedacht, deren kirchliche Organisation nicht in der Lage ist, ihren Vertretern Geldmittel mitzugeben, die sie für die Teilnahme an diesem einmaligen Festival benötigen. Die österreichischen Bischöfe haben einen Sonderpreis gestiftet, eine Augarten-Plastik, den Heiligen Martin darstellend, der jener Produktion verliehen werden soll, die dem ökumenischen Gedanken am meisten entspricht.

Als Abschluß der 3. Internationalen Christlichen Fernsehwoche wird die 300. „ökumenische Morgenfeier“ in Salzburg gestaltet. Diese Sendung hat im Rahmen des österreichischen Rundfunks ihren festen Platz und ist im wahrsten Sinne des Wortes als eine österreichische Pioniertat zu bezeichnen. Nach langen Verhandlungen zwischen Kirchen und Hauptabteilung des Kirchenfunks kam eine Sendereihe zustande, die nun ein Jubiläum feiern kann. Jeden Sonntag und an besonderen Feiertagen gestaltet ein Team aus Vertretern dreier Kirchen als Autoren und Sprecher diese Sendung. Die römisch-katholische Kirche, die beiden evangelischen Kirchen, die altkatholische und alle orthodoxen Kirchen haben einen proporzmäßigen Anteil. Konfessionelle werden hiebei nicht verschwiegen, doch es geht hier hauptsächlich um die gemeinsame Verkündigung biblischer Texte uhd> Stellungnahmen zu Fragen der Zeit. Sicher hat die 300. „ökumenische Morgenfeier“ im Rahmen der 3. Internationalen Christlichen Fernsehwoche in Salzburg den ihr gebührenden Platz. ★

Das Vorbereitungskomitee, dem die Verantwortung und die Organisation obliegt, besteht aus Mitgliedern der UNDA und des WACC zu gleichen Teilen. Das österreichische Fernsehen (ORF) wird mit allen seinen technischen Mitteln diese Veranstaltung unterstützen. Außerdem wird das Institut für Massenmedien der Theologischen Fakultät in Salzburg seine Räume für die repräsentative Veranstaltung zur Verfügung stellen.

Der Wettbewerb steht allen Fernseh- und Rundfunkorganisationen offen. Sind in einem Land mehrere Rundfunkanstalten oder Oragnisationen durch eine Dachorganisation miteinander verbunden, hat nur die Dachorganisation, weil sie alle anderen Organisationen repräsentiert, das Recht, am Festival teilzunehmen.

Die Jury, die aus sieben Mitgliedern besteht, wovon je ein Vertreter der UNDA und einer der WACC angehören muß, wählt ihren Vorsitzenden aus der Gruppe der restlichen Personen. Zugeordnet wird ein Sekretär, der aber kein Stimmrecht besitzt. Jedes der Mitglieder ist verpflichtet, bei allen Fernsehveranstaltungen und Jury-Diskussionen anwesend zu sein. Sollte ein Mitglied unerwartet ausfallen, wird die Jury in Konsultation mit dem Vorbereitungskomitee der Fernsehwoche eine Ersatzperson ernennen.

In jeder Programmkategorie kann ein Preis verliehen werden, nur in Ausnahmefällen zwei. — Die Preise erhalten: das beste Programm in Schwarz-Weiß und in Farbe. Außerdem kann darüber hinaus bemerkenswerten Programmen eine Anerkennung ausgesprochen werden.

Es wird 5 Kategorien. geben und zwar: 1. Fernsehspiele, 2. Dokumentarfilme, 3. Unterhaltung, 4. Liturgie und Meditation, 5. Kinder- und Jugendprogramme.

Vergleicht man die Programme, so wird die Wertung oft dadurch erschwert, daß Formen und Themen, die zum Beispiel in England durchaus möglich sind, im deutschen Sprach- und Kulturraum oft als unmöglich und nicht übertragbar angesehen werden und umgekehrt. So waren vielfach dem Austausch von Sendungen der religiösen Sparte, wie es sich bei den vorangegangenen Festivals gezeigt hat, Grenzen gesetzt.

Im großen und ganzen gesehen, konnte man jedoch den Eindruck gewinnen, daß in der religiösen Fernseharbeit, was das Handwerkliche und die formale Lösung anbelangt, in den letzten Jahren Fortschritte gemacht wurden; bei verschiedenen Nationen waren schon 1971 Versuche zu sehen, eine dem Medium Fernsehen entsprechende Filmsprache zu finden. Natürlich wird es sich oft als schwierig oder nahezu unmöglich erweisen, Mentalität, Religiosität, Stilempfinden, Bildsprache usw. zum Beispiel eines deutschen Beitrages dem holländischen oder britischen Zuschauer mitzuteilen oder umgekehrt, gibt es doch die grundsätzliche Schwierigkeit, verschiedene Kultur- und Lebensräume zu kom-munisieren. Man kann vielfach nur staunen, wie großartig es gelingen kann, biblische Gedanken zu erzählen, wie dies zum Beispiel oft den Holländern und Engländern gelingt. Vielleicht ist bei diesen Nationen mehr Humor im Spiel als bei den Franzosen, Skandinaviern, Deutschen oder Österreichern.

Man kann gespannt sein, was in Salzburg von den einzelnen Nationen dargeboten und wie die begonnene gemeinsame Arbeit weitergehen wird. Es geht ja um die Frage, wie bietet die Kirche — nicht die Organisation, sondern die Kirche im übertragenen Sinn — die christliche Botschaft in der Sprache unserer Zeit, im Fernsehen, dar. Lassen wir uns überraschen!

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung