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Brauchen wir Hainburg?
Unübersichtlich ist die Debatte um Hainburg. Im folgenden ein von FURCHE-Redakteur Christof Ga-spari zusammengestellter Überblick über die sachliche und rechtliche Lage.
Unübersichtlich ist die Debatte um Hainburg. Im folgenden ein von FURCHE-Redakteur Christof Ga-spari zusammengestellter Überblick über die sachliche und rechtliche Lage.
Bef ürworter- Argumente:
„Ich bin für die Nutzung der Wasserkraft, weil mir Umweltschutz vor Naturschutz geht, elektrischer Strom die sauberste Energiequelle ist und wir billige Energie für weiteres Wirtschaftswachstum brauchen”, kennzeichnet Andreas Khol, ÖVP-Abgeord-neter und Kraftwerksbefürworter, im „Kurier” seine Haltung. Sie entspricht der üblichen Argumentation für den Kraftwerksbau.
Der Stromverbrauch wird in den nächsten Jahren weiter steigen, etwa um drei Prozent. Daher müssen zusätzliche Kraftwerke gebaut werden und Wasserkraft ist billiger und schont die Umwelt mehr als Strom aus kalorischen Kraftwerken.
Steigt der Strombedarf nicht, kann man durch Elektrizität aus Hainburg den Einsatz von umweltverschmutzenden Wärmekraftwerken verringern. Besonders umweltbelastende Stromlieferanten, wie das Kraftwerk Sim-mering, könnten stillgelegt werden. Dadurch ließe sich die Luftverschmutzung verringern, das Waldsterben bekämpfen.
Wasserkraft ist eine sich erneuernde Energieform, die im Inland anfällt und uns vom Ausland unabhängig macht, trom aus Hainburg würde den ölimport um 500.000 Tonnen verringern und damit unsere Handelsbilanz entlasten.
Der Bau des Kraftwerks Hainburg wirkt sich positiv auf die Beschäftigung aus: Rund 2000 Arbeitsplätze gäbe es für die Bauwirtschaft und weitere 6000 bis 7000 in der Zulieferindustrie, vor allem in der ohnedies mit Schwierigkeiten kämpfenden direkt und indirekt verstaatlichten Industrie.
Vorteile ergeben sich auch für die Donauschiffahrt. Der Stau der Donau würde die von der internationalen Donaukommission empfohlene Wassertiefe von 3,5 Metern gewährleisten. Hochseetüchtige Schiffe könnten Wien erreichen, Verbände mit sechs, statt vier Kähnen könnten den Strom befahren.
Wichtig sei der Kraftwerksbau aber auch für die Erhaltung der Hainburger Au. Da sich die Donau in ihrem Flußbett seit ihrer Regulierung vor 100 Jahren eingräbt, sinkt der Grundwasserspiegel in der Au, die daher vom Austrocknen bedroht sei. Der Stau aber hebt den Grundwasserspiegel an und sichert das weitere Uberleben des Naturschutzgebietes.
Geeignete Anlagen im Dammbereich würden für die Bewässerung des Auwaldes sorgen. Zwar vernichte der Kraftwerksbau Teile des Auwaldes (rund 6,5 Prozent gingen verloren), dafür würde mit besonderer Umsicht gebaut und anschließend aufwendig rekultiviert werden.
Der Ausbau von Kläranlagen in Wien werde für eine Verbesserung der Wasserqualität der Donau Sorge tragen.
Argumente der Kraftwerksgegner:
Die Auwälder an der Donau östlich von Wien sind die größten intakten Auwaldgebiete Europas. Das internationale Ubereinkommen von Ramsar stellt dieses Gebiet ebenso unter Schutz wie eine Verordnung des Landes Niederösterreich. Es ist Lebensraum für eine besondere, teilweise vom Aussterben bedrohte Pflanzen-und Tierwelt.
Zum Uberleben braucht eine Au aber eine lebendige Beziehung zum Strom. Wechselnde Grundwasserstände, Uberf lutungenund das Zurückströmen des Grund-
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