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BRD: Fragen vor der Wahl

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Keine Frage: Die Bundesrepublik Deutschland steht vor einer ihrer wichtigsten Wahlen seit dem Zweiten Weltkrieg. Und die bundesdeutschen Wähler haben mit ihrer Stimmabgabe beim Ur-ner^gang am 6. März gleich einen ganzen Katalog von Fragen zu beantwojrten, müssen Positionen abstekken, um die sich das Schicksal ihres Landes in den nächsten Jahren, ja vielleicht Jahrzehnten drehen wird.

Einige dieser Fragen lauten: Trauen Sie es den Unionsparteien CDU und CSU als alleiniger Kraft zu, die Bundesrepublik aus der wirtschaftlichen, aber auch gesellschaftlichen Krise herauszuführen?

Sollen die Freien Demokraten weiterhin eine mitbestimmende Kraft im Lande, gleichsam das Zünglein an der Waage bleiben?

Wieviel traut der bundesdeutsche Wähler den Sozialdemokraten unter Hans-Jochen Vogel zu? Sind unter seiner Führung die Risse innerhalb der SPD so weit gekittet worden, daß man diese Partei schon wieder mit Machtverantwortung betrauen könnte?

Und die Grünen: Kann man diese Gruppierung, die zwar zum Teil berechtigte Anliegen vertritt, aber mehr mit ideologisch gefärbten Postulaten denn mit zukunftsweisenden Programmen agiert, bereits so nahe an die Schalthebel der Macht herankommen lassen?

Der bundesdeutsche Wähler steht vor Entscheidungen, die in die Nachbarstaaten hineinwirken werden, aber auch für die Zukunft des atlantischen Bündnisses von Bedeutung sein werden.

Ein ausschließlicher ,JRo-ketenwahlkampf ist das Werben um die Wählergunst in den letzten Tagen und Wochen zwar nicht geworden; wohl aucfi darum, weil vielen Bundesdeutschen in der derzeitigen Situation der Arbeitsplatz und die unmittelbare Lebenssituation doch wichtiger sind als die teilweise abstrakte Sicherheitsdiskussion.

Die Nachrüstungsfrage ist indessen nur der Brennpunkt der Debatte über die künftige europäische Sicherheitskonstellation. Und die Bundesrepublik spielt hier die entscheidende Rolle. Deshalb US-Präsident Ronald Reagans Feststellung, es wäre ein „schrecklicher Rückfall für die Sache des Friedens", falls eine neue deutsche Regierung ihre Unterstützung für die NA TO-Posi-tionen zurückziehen würde.

Deshalb auch die plumpen ..Ratschläge" des sowjetischen Außenministers Gro-mykos in der letzten Woche, die Westeuropäer (gemeint waren die Westdeutschen) sollten „Zeichen politischer Reife" setzen und eine eigene Abrüstungspolitik entwik-keln.

Worte wie Äquidistanz zu beiden Supermächten, Neutralismus, Eigenständigkeit kreisen schon länger im linken und linkslinken Lager der Bundesrepublik. Die Unionsparteien und die FDP setzen dagegen weiter fest auf die Zusammenarbeit mit den USA und der NATO. In der Sicherheitsfrage stellt der deutsche Wähler am 6. März also entscheidende Weichen in die Zukunft…

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